SAP-Jahr 2014 20.01.2015, 12:25 Uhr

Cloud wächst stark, aber schwächer als geplant

Die Cloud wächst stark, das klassische Lizenz- und Support-Geschäft entwickelt sich solide. Trotzdem hatte die Börse mehr erwartet. Für Kunden wichtig: SAP plant, langfristig seinen Support zu verändern.
SAPs Geschäft mit der Cloud läuft gut. Im Geschäftsjahr 2014 wuchs der Umsatz mit Cloud-Subskriptions- und -Supporterlösen währungsbereinigt um 45 Prozent und knackte mit 1,1 Milliarden Euro die psychologisch wichtige Milliardenmarke. "Wir sind die am schnellsten wachsende Cloud-Firma der Welt und wachsen schneller als Salesforce", betonte SAP-CEO Bill McDermott auf der Pressekonferenz am Dienstagvormittag, die gerade zu Ende ging. Der SAP-Chef geht davon aus, dass dieser Trend sich fortsetzt und sogar noch weiter beschleunigt. Bis 2020 soll sich der Cloud-Umsatz des ERP-Weltmarktführers versiebenfacht haben.

Börse zeigte sich enttäuscht

Der Hauptumsatztreiber bei SAP sind zurzeit jedoch immer noch die lukrativen Wartungsverträge. Der Gesamtumsatz 2014 mit Software und Support (ohne Cloud) betrug 13,767 Euro und stieg damit um vier Prozent. Bei Gesamterlösen von 17,6 Milliarden ist das definitiv das dickste Stück am Kuchen. Die Rendite erreichte 32,1 Prozent. Damit musste SAP-Chef McDermott sein ehrgeiziges Renditeziel von 35 Prozent ein weiteres Mal auf zukünftige Jahre verschieben. Die Börse findet das gar nicht gut und strafte das SAP-Papier ab. Die Aktie verlor im frühen Handel knapp vier Prozent an Wert. SAPs Geschäfte entwickeln sich gut, besonders das Geschäft mit den Abo-Modellen aus der Cloud wächst exponentiell. Es läuft aber nicht so gut, wie es der optimistische McDermott seit Jahren verspricht. Der SAP-Boss wäre möglicherweise gut damit beraten, nicht immer so kräftig auf die Werbetrommel zu schlagen. Bis 2020, so der Ausblick der Geschäftsleitung, sollen die Gesamterlöse die 28-Milliardenmarke erreichen. 2018 würden die Cloud-Erlöse mit den Umsätzen aus dem klassischen Software-Geschäft (also on-premise) gleichziehen.

EINE Support-Organisation für on-premise und cloud

SAP sprach auf der Pressekonferenz davon, sein Support-Modell zu verändern, genauer: zu reklassifizieren. So soll es in den nächsten Jahren - konkrete Termine und Details wurden nicht genannt - keine Unterscheidung mehr zwischen Premium- und klassischem Support mehr geben. Eine Support-Organisation wird dann Cloud- und On-premise-Kunden gleichermassen bedienen. SAP trägt damit dem Trend zur Cloud Rechnung. 5800 Kunden haben mittlerweile SAP-Hana im Einsatz, davon läuft bei mehr als 1850 Kunden das ERP-Flagschiff, die Business Suite on Hana. Die Echtzeit-In-Memory-Appliance Hana beschleunigt beim Kunden hochvolumige Analysen und Geschäftsprozesse, gilt bei SAP aber auch als technologische Basis für die Enterprise Cloud. Mit Hana lassen sich beispielsweise aufwändige Jahresabschlussberichte auch "on the fly" während des laufenden Geschäfts erstellen. Mit dieser digitalen Transformation ã la SAP würden sich die Geschäftsmodelle in den Unternehmen radikal verändern, sprich verbessern, betont Walldorf immer wieder.

Ziel 2017: 21 bis 22 Milliarden Umsatz

Bei seinen Prognosen für die nächsten Geschäftsjahre musste McDermott jedoch erneut zurückstecken. Demnach soll das Betriebsergebnis 2017 zwischen 6,3 und 7,0 Milliarden Euro liegen, der Gesamtumsatz werde 21 bis 22 Milliarden Euro erreichen. Ein gutes, solides Wachstum, aber Börse, Presse und Analysten hatten einen besseren Ausblick erwartet. "Schwieriger Konzernumbau: SAP-Chef schraubt Wachstumsziel schon wieder zurck\", titelte zum Beispiel Spiegel Online. Auf einem Presse- und Analysten-Event im Herbst vergangenen Jahres begründete SAP das schwächer als erwartete Wachstum mit den unterschiedlichen Erlösmodellen der klassischen On-premise-Lizenzen und der Abo-Cloud. Beim klassischen Software-Lizenzverkauf, seit Jahrzehnten SAPs Hauptumsatztreiber, werden gleich von Beginn an recht hohe Lizenz- und Support-Erlöse in die Kassen des Anbieters gespült. Die Erlöse bleiben über die Kundenbeziehung mehr oder weniger konstant.

SAPs Erklärung: unterschiedliche Erlösprofile

Beim Cloud-Abo-Modell  dagegen - Stichwort: Bezahlen nach Verbrauch - entwickeln sich die Erlösströme unterschiedlich. In der Cloud, so führte SAP damals aus, zahle der Anbieter anfangs sogar drauf. Erst nach etwa vier bis fünf Jahren rentiere sich das Geschäft und beginne, mit dem klassischen Lizenzgeschäft vergleichbare Gewinne abzuwerfen.



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