SAP 12.11.2015, 12:47 Uhr

"10'000 Hana-Kunden, die meisten von Oracle"

SAP, Oracle, Microsoft und IBM kämpfen um die Business-Cloud. Mit neuen Releases will SAP den Kampf für sich entscheiden. Die Neuheiten der SAP Technology Exchange in Barcelona.
Steve Lucas war mächtig sauer. Der SAP-President hielt die Eröffnungs-Keynote auf dem Tekki-Treffen Technology Exchange in Barcelona, und schimpfte kräftig auf Oracles Larry Ellison. Der hatte SAPs In-Memory-Plattform Hana schlecht geredet und behauptet, man müsse alle Software neu programmieren, damit sie auf der Cloud-Plattform läuft. "Ich bekomme sehr viele Fragen wegen Ellisons Behauptung vor zwei Wochen", meinte Lucas.
Seit SAP mit seiner Hana ins Datenbank-Plattform-Geschäft eingestiegen ist, sind aus den Wettbewerbern Oracle und SAP erbitterte Konkurrenten geworden. SAPs Lösungen laufen auf den Datenbanken von Oracle, IBM (DB2) und Microsoft (SQL Server). Seit 2011 hält der ERP-Weltmarktführer aus Walldorf mit seiner Hana, eine Alternative zu den Datenbank-Plattformen der Konkurrenz, dagegen. "Lassen wir die Fakten sprechen", sagte Lucas in Barcelona. "Tausende von Oracle-Kunden haben SAP Hana eingekauft, um von Oracle auf unsere Plattform zu migrieren". SAPs Cloud-Geschäft wächst um 116 Prozent, Oracle kann 38 Prozent Cloud-Wachstum vorweisen. "Wir haben eine komplette ERP Business Suite in der Cloud (S/4 Hana)", betonte Lucas.

Wie kompliziert ist die Cloud-Migration?

Verständlich also, dass Oracle seinen Kunden die Migration auf SAPs In-Memory-Plattform schlecht reden will. Alles sehr kompliziert, sehr aufwändig, sehr kostenintensiv. Aber stimmt das tatsächlich? Die technische Migration sei in wenigen Stunden an einem Wochenende erledigt, sagte Sven Denecken, SVP Product Management S/4 Hana, zu Computerworld. Konstrukte wie Aggregate, Indizes und sogenannte "stored procedures", wie sie traditionelle Datenbanken und Data Warehouses benötigen, fallen in Hana weg. Sie werden in-memory nicht mehr benötigt. "Alle Prozesse laufen (nach der technischen Migration) wie bisher, aber der Kunde hat die Möglichkeit, seine Geschäftsprozesse zu optimieren", betonte Denecken. Um das Optimierungspotenzial von S/4 Hana voll auszureizen, muss die IT allerdings mit den Hana-Techniken vertraut sein. Und es dauert doch länger als ein paar Stunden, sich dieses Know-how anzueignen.

Innovationen für S/4 Hana

SAP sieht seine Hana Cloud Plattform als "digitale Kernkomponente des 21ten Jahrhunderts". Zentraler Bestandteil sind die sogenannten "Core Services": Operations, Development, Mobile, Internet of Things, Analytics (Cloud for Analytics/C4A) und Integration. Mit S/4 Hana hat SAP seine ERP Business Suite auf Hana gebracht. Das aktuelle Release SPS 1511, in Barcelona vorgestellt, wartet mit einigen Neuheiten und Vereinfachungen auf, unter anderem:
  • Optimiertes Nettoumlaufvermögen mit neuen Cockpits für Kreditoren und Debitoren
  • Kleinere Pufferlager durch ein vereinfachtes Datenmodell in der Bestandsführung für die Verarbeitung großer Volumina in Echtzeit
  • Höhere Transparenz durch Echtzeit-Überblick über Bestand und Materialfluss
  • Kürzere Fertigungszeiten durch gestrafften Materialfluss für interne Bedarfe und Materialbedarfsplanung
  • Höhere Reaktionsfähigkeit durch Echtzeit-Überwachung von Fertigungsaufträgen hinsichtlich Prozessablauf und kritischer Probleme
  • Bessere operative Entscheidungen durch einfachere Simulation von Lieferalternativen
  • Geringere Beschaffungskosten mit Standardintegration in das Geschäftsnetzwerk von Ariba
  • Besserer Kundenservice mit neuem Cockpit für die Kundenauftragsabwicklung zur sofortigen Ermittlung von Engpässen und Problemen
"Wir freuen uns darauf, mit dem erweitertem Umfang von SAP S/4 Hana die Geschäftsprozesse unserer Tochtergesellschaften in Finanzwesen, Vertrieb, Logistik und darüber hinaus zu vereinfachen", sagt Hiroshi Terada, General Manager des japanischen Beratungshauses Nomura Research Institute. Nomura hat S/4 Hana neu eingeführt.  Seit Februar dieses Jahres haben sich 1300 Kunden für die Enterprise Suite auf Hana entschieden. S/4 Hana sei damit das am schnellsten wachsende SAP-Produkt. Konkurrent Oracle ging auf der Hausmesse OpenWorld vor zwei Wochen mit ähnlichen Verkaufszahlen für Oracle ERP an die Öffentlichkeit. Ein weiteres Indiz dafür, wie hart der Wettkampf um die Cloud und um den Zukunftsmarkt ERP aus der Cloud zurzeit tobt.

Wartungsgarantie bis 2025

Viele Unternehmen denken in Sachen ERP jedoch nach wie vor konservativ. SAP-Kunden, die ihre Enterprise Business Suite weiterhin on-premise und auf Datenbank-Plattformen der Konkurrenz laufen lassen wollen, können das tun. SAP garantiert die Wartung der Suite bis mindestens 2025. Innovationen und Neuerungen werden wie gewohnt als "Enhancement Packages" an die Kunden weitergereicht.



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