26.08.2014, 14:25 Uhr

OpenStack macht VMware nervös

VMworld 2014: OpenStack ist kostenlos, und wird immer populärer. VMware dagegen verlangt für seine Produkte richtig Geld. So will der Virtualisierungskrösus seine Pfründe sichern.
VMware hat gut verdient - bislang. Weltweit über eine halbe Million Kunden und 75 000 Partner haben dafür gesorgt, dass der Umsatz im Geschäftsjahr 2013 die 5-Milliarden-Dollar-Marke knackte (2013: USD 5,13 Mrd. Umsatz). Im abgelaufenen Quartal stiegen die Umsätze mit Virtualisierungssoftware um 17 Prozent. Denn VMware ist gut: Produkte wie vSphere und der HyperVisor ESXi schaffen die Basis für eine effiziente, ressourcenschonende Cloud, und die Firma bringt die Technologie unter einer bedienfreundlichen Management-Oberfläche auf den Markt. Das spart viel Zeit bei der Implementierung und Verwaltung.

OpenStack - immer populärer

Vmware ist aber auch teuer. Es ist deshalb kein Wunder, dass man in der Firmenzentrale Kostenlos-Projekte wie die OpenSource-Software OpenStack seit Jahren mit kritischen Augen beobachtet. Auf den PowerPoint-Folien von VMware-CEO Patrick Gelsinger tauchte OpenStack immer mal wieder in einer Ecke auf. Wir unterstützen auch OpenStack, einen Vendor Lock-in gibt es nicht, so die unterschwellige Botschaft. Letztlich war dem Virtualisierungsmarktführer die Kostenlos-Software aber natürlich immer ein Dorn im Auge, denn sie bedroht den eigenen Umsatz. OpenStack unterstützt zudem die HyperVisor der Konkurrenz - KVM, Citrix Xen und Microsoft Hyper-V - und wird immer populärer: Grosse Unternehmen wie Sony, Disney, Comcast, PayPal oder Wells Fargo setzen darauf.
Auf der Hausmesse VMworld, die zurzeit in San Francisco stattfindet, hat VMware deshalb von Verteufelungs- auf Umarmungsstrategie geschaltet. Das Unternehmen kündigte eine in den eigenen Lösungs-Stack integrierte Version von OpenStack an, die in der ersten Jahreshälfte 2015 auf den Markt kommen soll. Kritiker befürchten ein "proprietäres" Release nach Gusto von VMware, also die Fortsetzung von Vmwares umsatzträchtiger proprietären Erfolgsstrategie, und sie haben recht. Es geht aber auch nicht anders. OpenStack ist kein Produkt Out-of-the-Box, sondern ein Baukasten aus losen Komponenten. Sie unter eine benutzerfreundliche Management-Oberfläche zu bringen, erfordert einiges an Arbeit. Nicht jeder Kunde kann und will das selber leisten. Und Arbeit hat am Ende ihren Kaufpreis.

VMs der nächsten Generation

Der Virtualisierungsplatzhirsch VMware sieht langfristig seine Pfründe bedroht. Gefahr dräut dabei nicht nur aus der Open-Source-Szene, sondern auch von jungen Start-ups wie Docker. Die junge Firma scheint die Virtualisierungstechnologie, deren Markenzeichen portierbare, hochskalierbare Virtuelle Maschinen (VM), OS-Unabhängigkeit und effiziente Ressourcenausnutzung sind, praktisch neu erfunden zu haben. Docker arbeitet nicht mit VMen, sondern mit Containern. Container erwirtschaften - so Docker - die gleichen Benefits wie VMen, haben aber einen wichtigen Vorteil: Sie sind einfacher aufgebaut (Apps plus Bins/Libs) und dadurch leichter portierbar und effizienter (vgl. Grafiken).
Auch im Fall Docker schaltet VMware in den Umarmungsmodus und kündigte auf der Vmworld eine Partnerschaft mit dem Startup an. Das Spinoff Pivotal, das der ehemalige VMware-Chef Paul Maritz leitet, soll an einer ganz ähnlichen Container-Technologie arbeiten. Punkto Pivotal ist der Fall klar: Die Avantgarde-Firma gehört, wie VMware und das Mutterunternehmen EMC, bereits zur EMC-Gruppe. Gut möglich, dass punkto Docker bereits die Übernahmeverhandlungen laufen.



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