29.07.2014, 08:14 Uhr

Microsofts Schlingerkurs mit Yammer

Vor zwei Jahren kaufte Microsoft die Social Software Yammer. Bis anhin lief die Entwicklung weitgehend parallel zu Office 365 und SharePoint. Das soll sich nun ändern.
CEO David Sacks (links) besiegelt den Verkauf von Yammer an Microsofts früheren CEO Steve Ballmer
Microsoft arbeitet an der Neupositionierung seiner Produkte. Dafür gab CEO Satya Nadella jüngst an der Partnerkonferenz in Washington die Losung «Mobile first, Cloud first» aus. An diesem Ziel angekommen ist bereits Yammer, das seit rund zwei Jahren zu Microsofts Portfolio gehört. Yammer funktioniert unter Android, auf dem iPhone und – selbstverständlich – auf allen Windows-Plattformen. Yammer ist ausserdem eine reine Cloud-Lösung, eine Installation im firmeneigenen Rechenzentrum ist nicht möglich. Ein Grund dürfte die Historie von Yammer sein, das als Start-up eben auf ressourcenintensive Infrastruktur verzichten musste. Ganz anders Microsofts übrige Tools für das Social Business: SharePoint stammt aus der On-Premises-Welt, für die Arbeit auf fremden Mobilplattformen ist viel Konfigurationsarbeit erforderlich. In der Cloud ist SharePoint ein Bestandteil von Office 365, dem zweiten Social-Produkt. Das Online-Office selbst ist zwar mit Apps für Apple und Google präsent, aber auch eine reine Cloud-Anwendung. Insbesondere letzterer Fakt ist vielen CIOs in der Schweiz ein Dorn im Auge. Ebenfalls bemängelt wird die weitgehend fehlende Integration von Yammer und Office. Mehr als den Datenaustausch via Yammer App für SharePoint, Yammer-Feed für Office 365 und Office Apps für Yammer kann Microsoft aktuell nicht bieten. Entsprechend positionieren die Marktbeobachter die Produkte SharePoint und Yammer weiterhin als zwei unterschiedliche Lösungen, die aber einen teilweise überlappenden Funktionsumfang besitzen. SharePoint bringt rudimentäre Social-Features mit und ist stark bei der Kollaboration, bei Yammer ist's grad umgekehrt. Kaum etwas liegt näher, als SharePoint und Yammer (allenfalls unter dem Dach von Office 365) zu verschmelzen, um den Kunden das Beste aus beiden Welten anzubieten. Seit zwei Jahren herrscht allerdings eher Stillstand als Fortschritt. Ein Grund dürften die heute noch parallele Software-Entwicklung sein.

Yammer-Mitgründer geht

In San Francisco arbeitet das frühere Yammer-Team an der Fortentwicklung von ihrer Lösung. In Redmond werkelt die Gruppe «Yammer North» als Bestandteil des Office-Teams an der Integration in die Microsoft-Produktivitätslösungen. Mit dieser Parallelität ist nun offenbar Schluss. Die Teams an die kürzere Leine genommen, die Führung zentralisiert. Von Redmond nach San Francisco wechselt Kristian Andaker aus der Office-Entwicklergruppe. Das hat Microsoft-Kennerin Mary Jo Foley erfahren. Sie berichtet auch, dass Yammer-Mitgründer David Sacks in der vergangenen Woche seinen Abschied genommen hat. Foley zitiert einen Kommentar von Microsoft, nach dem die Verantwortlichen in Redmond dem früheren Yammer-CEO danken und ihm für die Zukunft viel Erfolg wünschen. Ein Bedauern über Sacks Ausstieg liest sich anders. Sacks ist nicht der erste prominente Abgang in der Office-Sparte. Im Mai hatte SharePoint-Mitschöpfer und Office Vice President Jeff Teper seinen Hut genommen. Er bleibt Microsoft allerdings treu und bekleidet neu die Position des Head of Corporate Strategy. In der Beförderung sehen Brancheninsider eine Anerkennung für Tepers Leistung, die Office-Produkte fit für die Cloud zu machen.



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