Microsofts Problemzone 27.01.2015, 15:57 Uhr

Cloud stark, Lizenzen schwächeln

Microsofts Kernbereiche schwächeln. Die stark wachsende Business-Cloud trägt noch zu wenig zum Gesamtumsatz bei. Microsoft steckt mitten drin im schwierigen Transformationsprozess.
2015 hätte das Jahr Microsofts werden können, und das kann es immer noch. Satya Nadella ist seit einem knappen Jahr im Amt, und seitdem stieg die Microsoft-Aktie um 27 Prozent. Mit den neuesten Quartalszahlen (Q2 2015) erhielten die Shareholder aber erst einmal einen kleinen Dämpfer verpasst. Zwar hat Redmond mit einem Gesamtumsatzwachstum von 8 Prozent die Erwartungen der Analysten sogar leicht übertroffen. Das Wachstum erfolgte jedoch in den "falschen Geschäftseinheiten". Die Kernbereiche schwächeln. Insbesondere Windows entwickelte sich "nicht so toll". Mit 10,68 Milliarden US-Dollar erwirtschaftete der Geschäftsbereich "Commercial Licencing" 40 Prozent des Konzernumsatzes. Darunter fallen die klassischen Lizenzeinnahmen aus Windows, Office und Server-Software. Microsoft musste seine Preise auf breiter Front senken. Das trieb zwar die Umsätze mit Server-Software und mit Windows-Volumenlizenzen nach oben. Der fallende Umsatz mit Office für Business-Kunden - die greifen offensichtlich mittlerweile lieber zu den Cloud-Angeboten - riss jedoch den ganzen Geschäftsbereich mit 2 Prozent ins Minus. Die höchsten Verluste mit einem Minus von 25 Prozent musste der Geschäftsbereich "Devices and Consumer Licencing" (Windows und Office) einstecken. Nadella und sein CFO Amy Cook machten dafür die schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Japan und China verantwortlich. Ausserdem sei der XP-Migrationshype, der durch das Support-Ende für Windows XP vor etwa einem Jahr eingeläutet wurde, mittlerweile abgeflacht. Der Geschäftsbereich erwirtschaftete 4,17 Milliarden Dollar. Die Umsätze mit Windows Phone brachen sogar um 61 Prozent ein. Consumer-Produkte tragen nicht mehr viel zu Microsofts Geschäft bei. Den höchsten Zuwachs mit einem Plus von 46 Prozent erzielte die Geschäftseinheit mit dem lapidaren Titel "Commercial Others". Die Zukunft von Microsoft liegt definitiv Richtung Backend-Services und Cloud-Business-Software. Office 365, das PaaS-Angebot Windows Azure und Dynamics CRM erwiesen sich als starke Zugpferde. Die Zahl der Office-365-Abonnenten stieg um 30 Prozent auf 9,2 Millionen. Die Umsätze mit Azure explodierten geradezu und legten im Vorjahres-Quartalsvergleich um 114 Prozent zu. Was die Euphorie ein wenig dämpft: Mit 2,59 Milliarden Dollar ist der Umsatz von "Commercial Others" immer noch der drittkleinste in Microsofts Gesamtgeschäft. Grund zur Freude: Das neue Surface 3 plus Zubehör entwickelte sich sehr gut, knackte die Milliardenmarke und und spülte 1,1 Milliarden Dollar in die Kassen. Der Geschäftsbereich "Devices and Consumer Other" stieg um 30 Prozent auf 2,44 Milliarden Dollar. Microsofts Strategie 2015 "Microsoft fährt damit fort, sich zu transformieren und seine Führerschaft in der Cloud auszubauen", fasste Microsoft-CEO Satya Nadella. Insbesondere auf sein neues Windows 10, das in der zweiten Jahreshälfte 2015 auf den Markt kommen soll, setzt Redmond grosse Hoffnungen. Dabei will Nadella den Konzern explizit stärker auf Services ausrichten. Windows wird dabei eine immer kleinere Rolle spielen, obwohl man sich das bei Microsoft noch nicht in letzter Konsequenz eingestehen will. "Windows ist die beste, aber sicher nicht die einzige Plattform für Microsoft-Services", so der Microsoft-Chef. Cloud-Applikationen sollen zwar nativ auf Windows, aber auch auf allen anderen Endanwender-Geräten - sprich Betriebssystemen wie Android - laufen. Am Allerbesten lasse sich der Fortschritt, den Microsoft auf seinem Weg hin zum Service-Unternehmen mache, an den steigenden Abozahlen für Office 365, Azure und der Enterprise Mobility Suite ablesen, so Nadella. Mit einem Plus von 46 Prozent weisen die das höchste Wachstum auf.



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