30.07.2014, 16:26 Uhr

Microsoft Schweiz wächst auch ohne Cloud

Die Microsoft-Landeschefin Petra Jenner blickt auf ein solides Geschäftsjahr zurück. Das Wachstum mit der Cloud war noch gering.
Microsofts Petra Jenner skizzierte die lokalen Chancen von «Mobile first, Cloud first»
Microsoft Schweiz ist stärker gewachsen als der hiesige Markt für Informations- und Kommunikationstechnologie. Das könnte eine News nach dem Mediengespräch mit Country Managerin Petra Jenner am Mittwoch in Zürich sein. Diese Aussage traf Jenner allerdings auch schon vor einem Jahr. Die Niederlassung hat sich also auf einem hohen Niveau stabilisiert. Der Gesamtkonzern hat hingegen stark zugelegt: Der Umsatz wuchs um 12 Prozent, der Reinerlös um 4 Prozent. Von solchen Zuwächsen ist die Länderorganisation weit entfernt. Das Geschäft hierzulande ist eher geprägt von den klassischen Microsoft-Produkten. Die Umsätze mit Lösungen für Kommunikation, Produktivität sowie Geschäft (ERP und insbesondere CRM) entwickelten sich überdurchschnittlich, sagte Jenner. Die Server-Sparte ist in der Schweiz (und weltweit) um 12 Prozent gewachsen, was unter anderem auf steigende Erlöse mit SQL Server und System Center zurückzuführen sei. Für Microsofts Kerngeschäft mit Betriebssysteme weist die Country Managerin ein Plus von 8 Prozent aus, was auch mit dem Support-Ende von Windows XP in Zusammenhang gebracht wird. In der Schweiz wurde der Marktanteil des Altsystems im abgelaufenen Jahr halbiert. Heute basieren noch weniger als 10 Prozent der Computer auf XP. Neu auf Windows 8 arbeiten die Glarner Kantonalbank und die Swiss Life.

Mobile first, Cloud first

Das solide Kerngeschäft wird heute flankiert von den Bereichen, in denen Microsofts CEO Satya Nadella seinen Konzern in Zukunft positionieren will. «Mobile first, Cloud first» heisst die Vorgabe. Wie Jenner sagte, trifft sie bei Mobilität hierzulande auf grosses Interesse. In einem europaweiten Vergleich stuften 51 Prozent der Schweizer Firmen den Einsatz von Mobile Devices als wichtig ein, in der EU nur 36 Prozent. Ein Grund dürfte die bereits hohe Verbreitung von iPhones und Android-Geräten im Geschäft sein, obwohl Jenner betonte, Windows Phone habe sich in der Schweiz «gut weiterentwickelt». Im Cloud-Geschäft hat Microsoft Schweiz noch mit Vorbehalten wegen des Datenschutzes zu kämpfen. Hiesige Anwender würden eher auf On-Premises setzen als die Ressourcen in einem Rechenzentrum zu buchen. Microsofts Chief Security Officer Western Europe, Reto Häni, betonte an dem Anlass, dass sein Unternehmen zu grossen Zugeständnissen bereit sei. «Der Kunde weiss jederzeit, wo seine Daten liegen. Auch kann er entscheiden, wohin Backups gespiegelt werden», so Häni. Der Konzern betreibt für Kunden in Europa je ein Rechenzentrum in Amsterdam und Dublin. Wenn ein Unternehmen darauf besteht, bleiben alle Informationen auf dem Kontinent. Ob die Referenzkunden ABB, Air Zermatt (Office 365) und Ricola (Azure) entsprechende Klauseln in ihren Verträgen stehen haben, ist nicht bekannt. Country Managerin Jenner blickte optimistisch auf das neue Geschäftsjahr. Anlässlich des 25-jährigen Firmenjubiläums der hiesigen Niederlassung will Microsoft-CEO Satya Nadella die Schweiz besuchen. Am 12. November 2014 wird der Unternehmenslenker seine Strategie «Mobile first, Cloud first» den Schweizer Kunden und Partnern präsentieren.

Stellenabbau in der Schweiz?

Im November wird feststehen, ob es in der Schweiz zu Stellenkürzungen in der neuen Organisation von Microsoft und Nokia kommen wird. «Ich weiss heute nichts von einem Jobabbau bei Microsoft Schweiz», sagte Jenner auf Nachfrage. Aktuell beschäftigt Microsoft hierzulande konstant circa 620 Mitarbeiter, weltweit rund 128'000 (inklusive der früheren Mobilfunksparte von Nokia). Anfang Monat hatte der Konzern angekündigt, global 18'000 Arbeitsplätze zu streichen – davon alleine 12'500 aufgrund von Synergien und strategischen Zusammenschlüssen nach dem Kauf von Nokia. Die Handy-Sparte des finnischen Unternehmens war im vergangenen Jahr in den «Top 500» von Computerworld mit einem geschätzten Umsatz 160 Millionen Franken notiert. Der Konzern hatte in den Büros an der Zürcher Hardturmstrasse neun Mitarbeiter. Geschäftsführer Michael Gubelmann wechselte laut LinkedIn-Profil im April 2014 in die Microsoft-Organisation nach Wallisellen. Mediensprecherin Barbara Josef wollte den Verbleib der anderen früheren Nokia-Angestellten auf Anfrage nicht kommentieren.



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