Microsoft 13.05.2011, 08:20 Uhr

die Zukunft des ERP

Im August lanciert Microsoft hierzulande eine neue Version von Dynamics AX. Für künftige ERP-Produkte will der Hersteller auch die Bewegungssteuerung «Kinect» einsetzen.
Mike Ehrenberg blickt in die Zukunft von Microsofts ERP
Mit Dynamics AX 2012 steht eine neue ERP-Software von Microsoft vor dem Verkaufsstart hierzulande. Am Rande der Messe «Topsoft» in Zürich rührte der Hersteller die Werbetrommel für das neue Produkt. An einem Medienanlass gewährte Dynamics-Cheftechniker Mike Ehrenberg aber auch einen Einblick in die Entwicklungsarbeiten der Redmonder für kommende Versionen der ERP-Lösungen (Enterprise Ressource Planning). So sieht Ehrenberg als Defizit aktueller Produkte, dass Prozesse ausserhalb der ERP-Software zu erledigen sind und das Resultat hinterher in die Systeme einzupflegen oder für die Software verständlich zu «übersetzen» sind. Ein Beispiel sei das Verwalten von Warenbeständen: Mitarbeiter im Lager müssten Bestände erfassen und in das Programm die Summen und kryptische Bezeichnungen für Regalplätze eintragen.

Dateneingabe: winken statt tippen

Das ERP soll nach den Vorstellungen von Microsoft in Zukunft auch Lagerhallen analysieren und optimieren können. In einer Visualisierung kann das Layout von Lagerhallen abgebildet, Warenbestände virtuell von einem Regal zum nächsten verschoben und Routen von Gabelstaplern durch die Gänge neu geplant werden. So lassen sich Produkte, die häufig gemeinsam aus dem Lager geholt werden müssen, auf benachbarten Regalplätzen positionieren, um Verzögerungen zu vermeiden und Wege zu verkürzen. Diese Lagerhallen-Visualisierung muss laut Ehrenberg zurzeit für jeden Grundriss neu programmiert werden. Microsoft arbeitet aber an einem Modell, mit dem Kunden ihre individuelle Lagerhalle in der Software nachbilden können. Damit Lagermitarbeiter die ERP-Software an einem Terminal auch mit Handschuhen bedienen können, will Microsoft künftig die Kinect-Bewegungserkennung als Eingabeoption anbieten. Statt auf dem berührungsempfindlichen Bildschirm auf einen Knopf zu drücken, kann der Handschuhträger dann eine Abfrage der Software durch das Winken mit der Hand bestätigen. Ehrenberg sieht in der Kinect-Technologie auch Möglichkeiten, körperbehinderte Mitarbeiter besser in die Arbeitswelt einzubinden.
Während die Dateneingabe per Kinect nach einer fernen Zukunftsvision tönt, die gemäss dem Cheftechnologen aber schon an Prototypen getestet werden, sind Pläne für neue Bedienoberflächen schon greifbar nahe. So sollen künftige Dynamics-Produkte automatisch erkennen, welches Gerät ein Mitarbeiter für seine Arbeitsaufgabe verwendet. Geschieht die Datenerfassung am Handy, zeigt die Software ein für kleine Bildschirme optimiertes Fenster. Präsentiert dagegen der Finanzchef den Geschäftsleitungskollegen die Quartalsergebnisse auf der Leinwand, ist ein Hochglanz-Interface mit wenigen, intuitiven Bedienelementen zu sehen. Ähnlich weit entwickelt ist das kontextabhängige Bedienkonzept der Software. Dynamics AX ist heute nach Rollen organisiert, also zum Beispiel Finanzabteilung, Produktion oder Vertrieb. Dieses Konzept soll nach den Worten des Redmonder Cheftechnologen weiter verfeinert werden. So bringt die Software einem Angestellten der Finanzabteilung am Ende eines Geschäftsjahres die Bilanzfunktionen in den Vordergrund und generiert automatisch passende BI-Cockpits.

Microsoft optimiert eigene Prozesse

Die Weiterentwicklungen der Business-Programme treibt Microsoft in erster Linie für seine Kunden voran, betont Ehrenberg. Aber auch im eigenen Haus setzt der Konzern vermehrt auf Dynamics. Wurde in Vergangenheit für das Customer Relationship Management (CRM) eine Siebel-Lösung genutzt, sind Redmond und die weltweiten Niederlassungen jüngst auf Dynamics CRM migriert. «Im Sommer wird die letzte Siebel-Instanz abgeschaltet und der letzte Benutzer wechselt auf Dynamics», berichtete Ehrenberg. Keine so gravierenden Änderungen stehen in der Redmonder ERP-Landschaft an. Microsoft setzt im Kern auf SAP und hat spezielle Module selbst entwickelt. Wenn bei einem der Umsysteme kostspielige Anpassungen erforderlich werden, wird der Wechsel auf ein Dynamics-Produkt geprüft. Dies war bei der Spesenabrechnung der Fall, sagt Ehrenberg. Hier wird nun Dynamics AX 2012 eingeführt.



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