29.09.2014, 07:08 Uhr

Larry Ellisons Cloud-Show

Larry Ellison zieht auf der Oracle Open World eine Cloud-Show ab: «Wir haben die meisten Business-Apps von allen». Und Oracle dominiert die Cloud, denn 9 von 10 Clouds laufen auf Oracle-DB.
Oracles Larry Ellison auf der OOW 2014: Neun von Zehn Clouds laufen auf unseren Datenbanken. Oracle dominiert die Cloud.
2014 sei ein Schicksalsjahr für Oracle gewesen, sagte Larry Ellison auf der Eröffnungskeynote zur Oracle Open World in San Francisco. Denn da habe ihm gedämmert, dass sein Unternehmen in allen Cloud-Disziplinen auftrumpfen müsse: Software (SaaS), Plattformen (PaaS) und Infrastruktur (IaaS). Die neue Oracle-Cloud 2014 bietet alle drei Layer. Cloud-Spezialisten wie Amazon oder Salesforce seien zu schmal aufgestellt, um langfristig erfolgreich zu sein, frotzelte der Oracle-Frontmann. Ellison, der vor einigen Tagen von seinem CEO-Chefposten zurückgetreten war, hielt seine Eröffnungskeynote am Sonntagnachmittag, also dem Vortag der Hausmesse. Die Zuhörer wurden nicht enttäuscht. Ellisons Vortrag pendelte nahezu im Zehn-Sekunden-Takt zwischen grandios und Grössenwahn. «Wir haben mehr SaaS-Apps als jedes andere Software-Unternehmen», sagte er selbstbewusst. Könnte stimmen: Das Unternehmen bietet aktuell drei Cloud-SaaS-Suiten an.
Die erste, «Customer Experience», zählt zurzeit laut Ellison 4257 Kunden weltweit, darunter Toshiba, Yahoo, Paypal, Canon, Volvo, Siemens und American Express. Das Angebot unterteilt sich in Sales, Services, Marketing, e-Commerce und das noch recht junge «Data as a Service» (mit Data Analytics, Channel Partner Integration, Social Data & Insight). Dies sei Oracles erster Schritt in die Cloud gewesen, und das Unternehmen sei nach Salesforce die Nummer zwei am Markt. Nimmt man allerdings die von Salesforce offiziell kommunizierten 100'000 CRM-Kunden für bare Münze, dann liegen zwischen der Nummer eins und der Nummer zwei gleich mehrere Welten.

Highend-ERP: Vorsicht SAP

Oracles zweite Cloud-Suite heisst Human Capital Management (HCM), die dritte ERP. In beiden Disziplinen steht Oracle in direkter Konkurrenz zu SAP. Walldorf hatte mit SuccessFactors einen erfolgreichen HCM-Cloud-Anbieter übernommen, hatte mit seinem Cloud-ERP «Business By Design» aber lange Zeit massive Probleme. Ellison reklamiert nach etwa ein bis eineinhalb Jahren 304 ERP-Cloud-Kunden für sich. Zum Kundenstamm gehören der Reifenhersteller Michelin, Orange, Vodafone und die Societé General. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich das «erste Highend-ERP aus der Cloud», so O-Ton Ellison, jedoch als etwas schmalbrüstiger. Es besteht aus den Komponenten Financials, Project Portfolio Management und Software für das Beschaffungswesen (Procurement).
Eine ERP-Disziplin, das Enterprise Performance Management (EPM) scheint Oracle sogar komplett neu erfunden zu haben. «Wir sind der Marktführer in EPM, aus dem einfachen Grund, weil wir die Einzigen sind, die sowas anbieten», prahlte Ellison. EPM besteht im Wesentlichen aus den Analysefunktionen der Hyperion-Plattform, ergänzt um kollaborative Eigenschaften. Alte Bekannte sicher, aber nun komplett aus der Cloud.

Riesenknüller: Cloud-DBs

«Datenbanken sind bei Weitem unser grösstes Software-Geschäft, und Datenbanken werden bei Weitem unser grösstes Cloud-Geschäft sein», sagte Ellison realistisch. Oracles Cloud-App-Palette ist beeindruckend. In vielen Teilmärkten kommt der Datenbankkrösus allerdings zu spät und muss gegen eine starke Konkurrenz ankämpfen, die sich dort schon erfolgreich behauptet hat. Als hybrider Anbieter, der mit on-premise gross geworden und erst vor wenigen Jahren ins Cloud-Geschäft eingestiegen ist, schlägt die Ellison-Company allerdings die Brücke zwischen on-premise und Cloud. Auf Knopfdruck könnten Kunden jede Datenbank und jede Datenbank-App in die Cloud migrieren und auf Wunsch wieder auf die eigenen Server zurückholen, ohne eine einzige Codezeile ändern zu müssen, so Oracles Cheftstratege. Und welches andere Unternehmen habe das schon zu bieten? Einfachheit und schnelle Migrationspfade seien schon immer das Markenzeichen von Oracle gewesen. Beim Übergang vom Mainframe ins Client-Sever-Zeitalter, dann weiter ins Internet und jetzt in die mobile Cloud. Auch die neue In-Memory-Option für die Datenbanken-Versionen 12c und 11g lässt sich aufspielen, ohne eine Codezeile ändern zu müssen. An dieser Stelle ist Larry und seine Manschaft Konkurrenten wie SAP überlegen. Die Oracle-Cloud 2014 bedient laut Ellison 62 Millionen Anwender und erledigt 23 Milliarden Transaktionen pro Tag.



Das könnte Sie auch interessieren