06.03.2012, 05:48 Uhr

IBM bringt zweite «Mona Lisa» zum Lächeln

Systeme von «Big Blue» verwalten das Louvre-Museum und zeigen Schweizer Tennisfans die Aufschlaggeschwindigkeit ihres Idols Roger Federer in Echtzeit am iPhone an.
IBMs Scott Hebner eröffnete die Tivoli-Konferenz «Pulse»
Seit Anfang Jahr ist das Louve um ein Alleinstellungsmerkmal ärmer: Die «Mona Lisa» hat eine Schwester im Madrider Prado-Museum. Wenn dieses Bild im Laufe dieses Jahres neben der «echten» «Mona Lisa» in Paris hängt, wird IBM-Technologie dafür sorgen, dass das Klima und die Sicherheit im meistbesuchten Museum der Welt stimmen. Dave Bartlett, Vice President Industry Solutions, kündigte an der IBM-Konferenz «Pulse» in Las Vegas an, die Louvre-Verwaltung verwende künftig die Software Maximo für das Asset Management. Wurden bislang die jährlich über 65'000 Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten per Papier sowie Stift koordiniert, sollen die Aufträge künftig mit der IBM-Lösung elektronisch abgewickelt werden. In der Software umgesetzt ist eine Visualisierung aller Installationen des drittgrössten Museums der Welt, etwa Aufzüge, Beleuchtung, Heizung, Klima-Anlage und das Schliesssystem der mehr als 2500 Türen. Signale aller Anlagen fliessen in eine Datenbank ein, so dass Wartungsarbeiten von einem zentralen Ort aus gesteuert werden können. Das Louvre will mit dem neuen System unter anderem sicherstellen, dass das Museum an jedem Tag des Jahres geöffnet sein kann. So wollen die Verantwortlichen den Rekord von über 8,8 Millionen Besuchern in 2011 brechen. Mit Abschlüssen wie dem Louvre war es IBM laut Manager Bartlett im vergangenen Jahr möglich, den Umsatz der Infrastrukturmanagement-Sparte um 50 Prozent zu steigern. Neu wurde die US-amerikanische Luftwaffeals Kunde gewonnen. Den grössten Energieverbraucher der Welt hatte Präsident Barack Obama in einer Direktive zum schonenden Umgang mit Ressourcen verpflichtet.

Aufschlaggeschwindigkeit aus der Cloud

Infrastrukturmanagement hört für IBM längst nicht mehr bei PCs, Servern und Mainframes auf. Natürlich dienen die Computer aber, alle anderen vernetzten Systeme zu integrieren. Wie etwa bei den Australian Open: Der Veranstalter Tennis Australia lancierte zum ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres diverse Apps für die populären Mobilplattformen. Besitzer von Android-Smartphones, iPhones und iPads konnten an ihren Mobilgräten am Rande des Center Courts zum Beispiel Echtzeit-Analysen von Aufschlagsgeschwindigkeiten abrufen. Gemäss Danny Sabbah, General Manager IBM Tivoli Software, bereiteten fünf Rechenzentren in den USA die Daten für die Tennisfans auf. Da das Turnier nur einmal im Jahr stattfindet, wäre die Investition in eine eigene Infrastruktur vor Ort nicht wirtschaftlich gewesen, befand Tennis Australia. Der Veranstalter entschied sich für eine Cloud-Lösung von IBM. Nächste Seite: Geeks und ihre Spielzeuge
Die IT dient sowohl im Louvre, bei der US-Luftwaffe als auch bei den Australian Open dem ausschliesslich dem Business. Diese Rolle ist nach den Worten von IBM-Manager Sabbah der zukünftige Standard. «Am Arbeitsplatz müssen sich die Geeks mit ihren Spielzeugen fragen, was sie und ihre Spielzeuge tun können, um den Unterschied für das Geschäft zu machen», rief der Tivoli-Verantwortliche in die Runde der circa 8000 Teilnehmern an der «Pulse»-Konferenz.

Aufruhr in der Bibliothek

Nicht immer ist das Business aber gewillt, die neuen Spielzeuge der Geeks zu nutzen. Aus Boston (US-Bundesstaat Massachusetts) berichtete Brian Schrantz, Consultant beim IBM-Partner EMA, dass sich die Verantwortlichen der Stadtbibliothek gegen das Implementieren einer neuen IT-Lösung wehren. Die Stadtverwaltung von Boston führt in allen Verwaltungseinheiten die Asset-Management-Lösung Maximo von IBM ein. Die städtische Bücherei ist dabei auf den ersten Blick ein leichter Fall: Während in anderen öffentliche Stellen Papier und Stift abgelöst werden sollen, ist in der Bibliothek schon Maximo im Betrieb – allerdings eine ältere Version. Widerstände gegen das Update gibt es, da die städtische IT den Verantwortlichen keine Administratorrechte einräumen will. Die Maximo-Benutzer in der Büchersammlung konnten vor der Standardisierung auf die IBM-Lösung nach Belieben schalten und walten. Nun sollen ihnen die Rechte genommen werden. Ihre Forderungen nach der Einbindung von Maximo in die eigene LDAP-Lösung von Oracle und die Option, eigene Masken sowie Felder in der Asset-Datenbank zu definierten, stossen in der Stadt-IT auf taube Ohren. Die Verantwortlichen bestehen auf einem einheitlichen System, das die geforderten Ausnahmen nicht zulässt. Eine Lösung sei nicht in Sicht, musste EMA-Berater Schrantz eingestehen.



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