Gartners Datenbank-Ranking 03.11.2015, 12:13 Uhr

Microsoft erstmals vor Oracle, MongoDB stark

In Gartners Datenbank-Ranking beurteilen Kunden 30 Anbieter, darunter Oracle, Microsoft, AWS, IBM, SAP, MongoDB. Das Spitzenduo Microsoft und Oracle liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Aber: Microsoft liegt vorn - zum ersten Mal.
Bislang war "Oracle" gleichbedeutend mit "Datenbanken". Das von Larry Ellison gegründete Unternehmen dominierte den Markt. Im ihrem aktuellen Datenbank-Ranking positionieren die Analysten von Gartner nun erstmals Microsoft vor Oracle. Der König ist tot, es lebe der König. Beide Unternehmen, Microsoft und Oracle, führen souverän den Datenbank-Markt an und liefern sich zurzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Erst mit weitem Abstand folgen - überraschend - die Amazon Web Services, dann IBM und SAP.
Oracle offeriere das breiteste Lösungsportfolio und bleibe, legt man den Umsatz als Vergleichsgrösse an, auch weiterhin der Marktführer im Geschäft mit relationalen Datenbank-Managementsystemen (DBMS), konzedieren die Analysten. Die riesige Funktionalität mit Eigenschaften wie In-Memory, das JSON-Datenformat, Multitenant-Mandantenfähigkeit und der neu auf der Hausmesse OpenWorld vorgestellte Sparc-Chip M7 beeindruckt Gartner. Der M7 hat Sicherheit und Algorithmen der Abfragesprache SQL in Hardware gegossen (Security on Silicon), was die Performance extrem beschleunigt. Das alles spricht nach wie vor stark für Oracle.

Widerwillen gegen 'Engineered Systems'

Gartner hat unter der Oracle-Kundschaft jedoch einen gewissen "Widerwillen" verortet, die sogenannten Engineered Systems des Anbieters wie die Datenbank-Appliance Exadata oder die Analytics-Appliance Exalogics zu erwerben. Man fürchtet, ob zu recht, bleibe einmal dahin gestellt, den berüchtigten Vendor-Lockin. Zudem beschwert sich, so Gartner, eine wachsende Anzahl von Oracle-Kunden über die "drakonische" Preispolitik und das Auditing-Gehabe des Anbieters. Über 40 Prozent der Unternehmen, die sich gegen Oracle als Datenbank-Anbieter entschieden haben, gaben die Kosten und das Preismodell als Grund an. Kunden schauen sich zunehmend nach Alternative um, und die Gründe sind nicht technischer Natur. Beim Konkurrenten Microsoft lobt Gartner neuere Datenbank-Angebote wie die Azure DocumentDB und die Azure Tables, Hinzu kommt eine starke Clour-First-Strategie, die unter anderem In-Memory-Computing und einer hybriden Architektur Vorrang gibt. Gartner bekam sehr positives Feedback zur Performance von Microsofts Flagschiff, dem SQL Server. Eine starke Performance bekommen Kunden auch bei Oracle, und sicher nicht in schlechterer Qualität. Aber Microsoft kann jetzt offensichtlich mit gleich starken Produkten aufwarten. 

SQL Server - kann der das?

Redmond hat jedoch immer noch mit einer "Schwäche" in der Wahrnehmung seines SQL Servers zu kämpfen. Obwohl ein DBMS der Enterprise-Klasse, trauen viele Kunden dem SQL Server scheinbar noch nicht so richtig über den Weg. Für unternehmensweite, geschäftskritische Workloads wird der Server bislang nur sehr selten eingesetzt. In der Kritik steht bei Microsoft aber auch das Preismodell, für das Kunden - so Gartner - klar unterdurchschnittliche Noten vergaben. Amazon Web Services schaffte es mit seiner Elastic Compute Cloud und seinen Simple Storage Services auf Anhieb in den Leader Quadranten von Gartner. Kunden loben vor allem die einfache Bedienbarkeit der Lösungen. Drei Viertel planen, innerhalb der nächsten 12 Monate zusätzliche Services von AWS zu buchen, berichtet Gartner. Amazon unterhält eine der grössten und stabilsten Cloud-Infrastrukturen weltweit. Die Cloud-Company Amazon hat jedoch grosse Schwächen auf dem klassischen On-Premise-Markt. Zwar führt der Trend Richtung Cloud. Viele Unternehmen bevorzugen jedoch zurzeit noch hybride Szenarien und präferieren eine Schritt-für-Schritt-Migration Richtung Cloud. Als kompetenter Begleiter einer Migration Richtung Cloud ist Amazon gegenüber anderen Cloud-Anbietern klar im Nachteil. Kunden bewerteten ausserdem die Performance der Lösungen unterdurchschnittlich.

Datenbanken - die Alleskönner

Die Gartner-Analysten fassen in ihrer neuesten Kundenerhebung "Magic Quadrant for Operational Database Management Systems" die Software-Gattung Datenbanken recht weit und zeitgemäss. Ein DBMS unterstützt polystrukturierte Daten und Datentypen (strukturierte, semi-strukturierte und unstrukturierte). Dazu gehören nicht nur traditionell normalisierten Tabellenstrukturen, sondern auch XML, Textdaten wie Mails, die JavaScript Object Notation (JSON), Fotos, Audio- und Videodateien. Die Anforderungen an die Datenspeicher haben sich, auch durch Trends wie Social Media Content und das Internet der Dinge, verändert. 

MongoDB: sehr gute 'professional Services'

Deshalb hat es wohl auch ein noch relativ junger Datenbank-Konkurrent in den Leaders Quadranten geschafft: das Dokumenten-DBMS MongoDB. Der Anbieter hat seinen ursprünglichen NoSQL-Ansatz ausgeweitet (Not only SQL), schreibt Gartner. Kunden geben den Professional Services und der Bedienung sehr gute Noten. Allerdings, so merken die Analysten kritisch an, habe sich die Kundenbewertung im Vergleich zum Vorjahr abgeschwächt. Viele Kunden äusserten sich unzufrieden über die Verlängerung bereits bestehender Verträge. Anscheinend will MongoDB jetzt richtig Geld verdienen und legt gerne eine Schippe drauf. Ausserdem kritisierten über ein Drittel der Kunden (37 Prozent) die schlechte Performance von MongoDB und waren mit den durchgeführten 'Proof of Concepts' nicht zufrieden.



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