22.09.2015, 17:42 Uhr

ERP-Systemausfall kostet Schweizer Firmen 67'140 Franken pro Tag

ERP-Systeme sind extrem wichtig für die betriebliche Leistungserbringung. 57 Schweizer Firmen berichten, welche Kosten der Ausfall ihres ERP bei ihnen verursachen würde.
Enterprise-Resource-Planning-Systeme (ERP) benötigen die allermeisten Schweizer Unternehmen unbedingt. Sie sind die wichtigste Software, Kommandobrücke der Unternehmens und Grundlage des unternehmerischen Wertschöpfungsprozesses. Fällt ein ERP-System vorübergehend aus, dann entsteht Schweizer Firmen ein durchschnittlicher Schaden von 30'357 Franken pro Tag. Bei Grossunternehmen mit über tausend Mitarbeitern steigt der Tagesverlust sogar auf 67'142 Franken. Die V-Zug AG mit über 1400 Mitarbeitenden veranschlagt den Verlust pro Tag auf 50'000 bis 100'000 Franken. Addiert man noch etwaige Vertragsstrafen und -rücktritte, dann muss die Firma bei einem Ausfall ihres ERP zwischen zwei und zehn Prozent des Tagesumsatzes in den Wind schreiben.
Einige Schweizer Firmen wie das Pharmaunternehmen Siegfried AG haben für den Ernstfall zwar einen Notbetrieb von einem halben Tag vorgesehen. Danach ist aber Schluss mit ERP. "Wie viel der Tagesverlust effektiv beträgt, hängt von den jeweiligen Produktionsaufträgen ab", sagt Jean-Claude Flury, Vice President IT bei der Siegfried AG. "An Tag zwei kann sich der Schaden aber - bedingt durch den Ausfall des Materialnachschubes, des Produktionsunterbruchs, ausbleibender Auslieferungen und Konventionalstrafen - rasch auf einige hunderttausend Franken belaufen". Die GIA Informatik AG hatte zwischen April und August dieses Jahres insgesamt 3000 Schweizer Führungskräfte auf C-Level befragt. Die Ergebnisse des ERP-Reports "Studie zur Verwendung von ERP-Systemen in Schweizer Unternehmen" (2015/09) fussen auf den Angaben von 57 Schweizer KMU und Grossunternehmen mit einer Wirtschaftsleistung von summiert 8,3 Milliarden Franken. 62,5 Prozent der befragten Firmen sind Traditionsunternehmen, die vor mehr als 50 Jahren gegründet wurden.
Durch die Implementation eines ERP-Systems konnten die Studienteilnehmer - auch das ein Ergebnis der Befragung - ihre Arbeitseffizienz im Durchschnitt um 8,9 Prozent pro Jahr steigern. Summiert konnten die 57 Teilnehmer ihren Jahresumsatz um rund 740 Millionen Franken in die Höhe schrauben. 22,2 Prozent gelang sogar eine Steigerung um mehr als 20 Prozent. Die Ampegon AG mit Sitz in Turgi legte punkto Wirtschaftlichkeit um 10 bis 20 Prozent zu. "Als KMU ist uns die Effizienz sehr wichtig, da unsere Mitarbeiter nicht nur einzelne Prozessschritte, sondern ganze Prozessketten bearbeiten müssen", erläutert Adrian Kalt, Head of IT bei Ampegnon. Tauschen Schweizer Firmen ihr ERP gegen ein Alternativsystem aus, dann nicht, um Kosten zu sparen. Bei 69,1 Prozent war die Lösung veraltet und konnte die gestellten Anforderungen nicht mehr erfüllen. 25,5 Prozent der Wechselwilligen wollen damit ihre Prozesse optimieren und die Effizienz steigern.
Zu den Kernaufgaben eines ERP gehört die Planung und Steuerung von unternehmerischen Resourcen wie Kapital, Personal, IT-Systeme, Material, Logistik, Informations- und Kommunikationstechnik. Jean-Claude Flury von der Siegfried AG: "Industriefirmen wie wir haben ihre Prozesse über Jahrzehnte optimiert, weshalb die Standardabläufe sehr stabil sind. Wenn man aber die Finanz- und Logistikströne abbilden muss, ist eine standardisierte SAP-ERP-Umgebung ideal". Für Start-ups, so Flury, eigne sich ein klassisches ERP jedoch kaum. 



Das könnte Sie auch interessieren