17.05.2016, 10:40 Uhr

«Die Schweiz ist ein Microsoft-Land»

Microsoft ist einer der Hauptlieferanten von Software für Schweizer KMU. Die Zielgruppe ist herausfordernd, weiss auch Microsofts weltweiter KMU-Verkaufschef David Smith.
Kleine und mittlere Unternehmen spielen für die Schweizer Wirtschaft eine entscheidende Rolle. Sie bilden mehr als 99 Prozent der Unternehmen und stellen zwei Drittel der Arbeitsplätze im Land, so das Bundesamt für Statistik BFS. Für die IT-Wirtschaft sind die Betriebe teils schwierig zu adressieren: Die KMU kaufen ein wie Endverbraucher, stellen aber Ansprüche wie Grosskonzerne.  Ein Hauptlieferant für Software ist Microsoft. David Smith, Vice President World Wide Small and Medium Businesses, sagte im Interview mit Computerworld, wie er heute und auch zukünftig mit den KMU (nicht nur via Cloud) ins Geschäft kommen will, welche Hilfe er bei Inkompatibilität gibt und was Microsoft dem Apple-Land Schweiz zu bieten hat. Computerworld: Sie haben einen weltweiten Überblick. Deshalb: Wie setzen KMU heute Informationstechnologie ein? Gibt es Besonderheiten bei Betrieben in Europa und der Schweiz? David Smith: Die Mehrheit der Unternehmen weltweit setzt heute auf moderne Informationstechnologie, somit auch ein Grossteil der KMU. Während bei der privaten Nutzung die Cloud zunehmend wie selbstverständlich für E-Mail, Fotos und Datentransfers verwendet wird, werden besonders in KMU sensible Daten der Buchhaltung oder des Rechnungswesens vielerorts noch auf lokalen Rechnern gesichert. Hier spüren wir seit einiger Zeit einen Wandel: Cloud-Dienste setzen sich auch in KMU immer mehr durch. 
Dabei sehe ich global drei verschiedene Entwicklungsstände: Märkte mit ausgereifter Cloud-Adaptation wie Grossbritannien und die USA, Entwicklungsmärkte mit Internet-Zugang nur in den Ballungsgebieten wie Brasilien oder Indien sowie dynamische Märkte mit hohem Entwicklungsstand aber zurückhaltender Cloud-Adaptation. In letztere Gruppe zählen die Schweiz, aber auch Deutschland und Frankreich. Wie hilft Microsoft den KMU bei der Adaptation von Informationstechnologie? Ist alles nur Cloud? KMU sind weltweit und auch in der Schweiz eine herausfordernde Zielgruppe. Sie erwarten von ihren Hard- und Software-Lieferanten, dass sie das Geschäftsmodell verstehen und die jeweiligen Endkunden kennen. Microsoft soll ihnen Enterprise-Software liefern, die auf ihre individuellen Anforderungen zugeschnitten ist. Diese Herausforderung nehmen wir mit einem breiten Portfolio an. Schön geworben. Microsoft betont aber stark, wie sehr gern es alle seine Kunden in der Cloud bringen würde. Microsoft unterstützt KMU dabei, die Cloud-Adaptation mit der für sie passenden Geschwindigkeit umzusetzen. Wir bieten Lösungen für verschiedene Szenarien: So können die Unternehmen wählen, ob sie Microsoft-Produkte On-Premises, als Hosted-Lösung aus einem Rechenzentrum innerhalb der Landesgrenzen oder aus der Public Cloud beziehen wollen.  Aber die Cloud hat diverse ? besonders für KMU teils geschäftskritische ? Vorteile: planbare Kosten durch variable Preispläne, einfache Skalierbarkeit und hohe Flexibilität in Ausbau der Infrastruktur sind Beispiele.  Nächste Seite: Legacy und Zukunft Die Cloud bringt Microsoft häufig ins Spiel, wenn es um die Ablösung von veralteter Technik geht. Bei den KMUs kommt ein Wechsel aber aus Kompatibilitätsgründen nicht in Frage. 
Bei Inkompatibilitäten ist Microsoft wie alle anderen Hersteller auch auf Rückmeldung der Kunden angewiesen. Übergangsweise können sich die Anwender aber auch selbst helfen: Etwa bringt Windows eine Virtualisierungslösung für ältere Software mit. In dieser virtuellen Maschine kann der Anwendung vorgegaukelt werden, sie läuft noch zum Beispiel unter Windows XP. So können die KMU so lange mit der alten Software weiterarbeiten, bis der Drittanbieter eine kompatible Version vorlegt. Jüngst sahen wir das Ende von Windows Server 2003 und SQL Server 2005. Beide Tools waren (und sind) bei KMU noch recht verbreitet. Welchen Rat haben Sie für Firmen, deren Geschäft auf den veralteten Produkten basiert? Wir empfehlen den Kunden, sich möglichst rechtzeitig mit dem Thema zu befassen, um eine massgeschneiderte Lösung und dann das richtige Timing für die Migration zu definieren. Microsoft setzt hier stark auf das Know-how seiner Partner: Sie sind nah an den Kunden, kennen die Probleme der KMU und können pragmatische Lösungen anbieten. Die Schweiz entwickelt sich je länger, je mehr zu einem Apple-Land ? auch im Geschäft. Defizite gibt es weiter bei der Verfügbarkeit von Apps für Windows ? verglichen mit Android und Apple. Ich habe gehört, dass das iPhone und das iPad hier recht populär sind. Im Geschäftskundenbereich ist die Schweiz aber zuerst ein Microsoft-Land, mit weit verbreiteten Produkten wie Windows auf Desktop und Server sowie der Office-Familie.  Darüber hinaus sind Microsoft-Produkte für andere Betriebssysteme verfügbar und zum Beispiel bei den Office-365-Preisplänen auch kostenfrei nutzbar. Somit kann ein Geschäftskunde die Office-Anwendungen bequem auf seinem privaten Apple-Tablet nutzen. Wenig bekannt ist, dass teilweise neue Funktionen zuerst auf Android und iOS vorhanden sind, bevor sie auch für Windows umgesetzt werden. Nächste Seite: Schweizer Tool für die Welt Bei Office hat es den Anschein, dass sich Microsoft ausschliesslich Abonnenten wünscht. Geht die Rechnung auf ? insbesondere bei KMU? Das Jahr 2015 war für Schweizer KMU unter anderem wegen der Frankenstärke kein gutes Jahr. Gleichzeitig sehen wir im Bereich Office 365 die grösste Wachstumsrate im Vergleich zu den europäischen Nachbarn. Hier besteht ohne Zweifel ein Zusammenhang.
Demnächst übernehmen vielerorts die Technologie-affinen Millenials das Geschäft ? auch bei den KMU. Frohlocken Sie schon? Ja und nein. Millenials sind aufgewachsen in der App Economy. Sie kennen den Wert von moderner Technologie für das Geschäft, allerdings wissen sie auch um die Risiken. Mit dem Einzug der Millenials in das Arbeitsleben wird unser Geschäft einerseits leichter, andererseits aber auch herausfordernder: beispielsweise sind die Schweizer sensibler in puncto Sicherheit. Hier helfen praxisnahe Anwendungsbeispiele von KMU für KMU, bevor ein Entscheid gefällt wird, auf welche Technologie umgestellt wird. Nehmen Sie zum Beispiel Skype for Business als kosteneffiziente Option für günstige Telefonate oder das produktive zeitgleiche Arbeiten mit PowerPoint Online an ein und derselben Präsentation.  Das tönt nach praxisnahen Beispielen. Aber: Heute sind die Funktionen einer modernen Software-Lösung quasi unendlich. Wie hilft Microsoft den KMU, sich die für ihren Betrieb passenden Features zu identifizieren? Das unter anderem in der Schweiz entwickelte online Tool «Work Smart Scan» ermöglicht es KMU, ihre Geschäftsabläufe auf den Prüfstand zu stellen, zum Beispiel anhand eines «Produktivitäts-Checks». Darin beantworten die KMU Fragen zu ihren Arbeitsgewohnheiten und internen Prozessen. Anschliessend erhalten sie Empfehlungen, um ihre Effizienz und Produktivität zu verbessern. Ein weiterer «Work Smart Scan» prüft, ob das Unternehmen für den digitalen Wandel gewappnet ist oder wie es weiteres Potential schöpfen kann.  Für den «Work Smart Scan» zeichnet sich in der Schweiz das Team von Bianca End verantwortlich. Die heute in Deutschund Franzsischverfügbare Web-Anwendung würde ich gerne auch weltweit den KMU anbieten.



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