24.04.2006, 18:00 Uhr

«Bleiben Sie paranoid!»

Am MIT wurde simuliert, was mit einer fiktiven Firma passiert, wenn das H5N1-Virus auch Menschen in grossem Stil befällt.
Der H5N1-Erreger sorgt bereits beim Befall von Wasservögeln für Aufregung.
Zunächst scheint die Situation noch überschaubar: Ein chinesischer Arbeiter wird mit grippe-ähnlichen Symptomen krankgeschrieben. Doch die harmlose Influenza entpuppt sich als das tödliche Vogelgrippenvirus H5N1. Sofort werden die Fabrikarbeiter und alle Produkte unter Quarantäne gestellt. Die Lieferkette bricht zusammen. Zudem campiert ein Heer von Reportern vor dem Firmenhauptsitz.
Dies ist eines der Szenarien, die das Massachusetts Institute of Technology (MIT) dieser Tage anhand der fingierten Handyherstellerin «Vaxxon» mit Produktionsstätten in der ebenfalls nicht real existierenden chinesischen Stadt «Geeling» durchgespielt hat. Mit von der Partie waren auch «Business Continuity»-Experten von EMC und Intel.
«Firmen sollten schon jetzt in Erwägung ziehen, was zu tun ist, wenn eine Seuche wie H5N1 oder andere Katastrophen, den Geschäftsbetrieb unterbrechen», resümiert Yossi Sheffi vom Center for Transportation and Logistics am MIT das Ergebnis der dreitägigen Übung. Dazu gehört laut dem MIT-Forscher eine gut ausgebaute Kommunikations- und IT-Infrastruktur. Nur diese erlaubt es, dass so viele Angestellte wie möglich auch von zuhause aus weiterarbeiten könnten.
Zudem sei etwa der Einsatz von Lieferketten-Software von Vorteil, um auf Eskalationen zu reagieren, fügt Steve Lund von Intels Kriseninterventionszentrum an. Auch organisatorisch sollten weltweit operierende Firmen wissen, was im Katastrophenfall zu tun sei, meint er. «Bleiben Sie paranoid und gehen Sie davon aus, dass das Schlimmste passieren kann», sagt er. Sonst kommt es wie bei Vaxxon zur Überreaktion. Die Handyfirma schloss aus Furcht vor Imageschäden kurzerhand die chinesische Fabrik.

Mehr über simulierte Katastropen lesen Sie in Computerworld 17 vom 28. April 2006.



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