Welche BI-Lösung ist die Beste?

Die Königsdisziplin Business Intelligence steht auf dem Prüfstand. Software also, die riesige Datenmengen analysiert, aufbereitet und dadurch die faktische Grundlage für unternehmerische Entscheidungen schafft. Business Intelligence kommt eine hohe strategische Bedeutung zu. Die Programme helfen beim operativen Tagesgeschäft, werfen aber durch prognostische Analysentechniken auch einen Blick in die Zukunft. Um Licht ins Dickicht der vielen Produkte und Lösungen zu bringen, hat das Business Application Research Center (BARC) weltweit 1853 Anwender, 317 Consultants und 495 Anbieter befragt. Der "BI Survey 9 - The Customer Verdict" ist damit die grösste weltweite Kundenbefragung ihrer Art. Computerworld liegt ein Exemplar der gut 300 Seiten umfassenden Studie vor.

Insgesamt 23 Produkte beziehungsweise Produktfamilien haben eine ausreichend starke Verbreitung und werden in der BARC-Studie analysiert. Darunter Lösungen von MicroStrategy, QlikTech, Microsoft, SAP, Cubeware, IBM, Infor, Oracle und andere. Mehrere BI-Produkte eines Mega-Anbieters hat das BARC zu sogenannte Suiten zusammengefasst. So subsumiert zum Beispiel SAP BO alle BI-Lösungen der aufgekauften BusinessObjects; zu Oracle BIEE zählen Oracles eigene BI-Lösungen sowie Produkte von Siebel und Hyperion. Unternehmen entscheiden sich aus unterschiedlichen Gründen zum Kauf einer BI-Lösung. Vor allem die umfassende Funktionalität war für Kunden, die Infor PM OLAP und Oracle Hyperion den Zuschlag gaben, ein kaufentscheidendes Argument. Käufer von Cubeware, TM1, Infor, QlikTech, Bissantz, Board und Target lobten in erster Linie die hohe Bedienfreundlichkeit der Lösungen. Demgegenüber gilt etwa SAP BW eher als sperriges, schwer zugängliches Produkt. Mit extrem schnellen Queries taten sich in den Augen der Kunden IBM Cognos, TM1, QlikTech und Oracle Hyperion hervor. Nächste Seite: Welche Lösungen sind am teuersten, welche am besten?

MicroStrategy verlangt für seine BI-Lösungen die mit Abstand höchsten Lizenzgebühren. Die Kunden scheint das aber nicht weiter zu stören. Sie legen grossen Wert auf die Skalierbarkeit der Daten und Benutzerzahlen. MicroStrategy ist so etwas wie der ungekrönte Sieger des neunten "BI Survey". Die BI-Lösung erzielten Spitzenwerte in acht KPIs, verwies damit die gesamte Konkurrenz auf die Plätze und trug den Siegerlorbeer in der Gesamtwertung davon. In der Test-Disziplin "Suiten" siegte MicroStrategy 17 mal, Microsoft (SQL Server Analysis and Reporting Services)10 mal. QlikTech erzielte Top-Noten in drei Test-Disziplinen. In der Performance-Wertung (für Queries) schnitten die Lösungen von SAP BO (BusinessObjects) und MicroStrategy eher schlecht ab. Gute Noten heimsten Jedox Alto, QlikTech und IBM Cognos TM1 ein. Die von den Umfrageteilnehmern vergebenen Performance-Noten sind, so gibt das BARC zu bedenken, jedoch nur bedingt aussagekräftig. Eine entscheidende Rolle spielen die Datenvolumina, die durchsucht werden müssen, und bestimmte Lösungen werden tendenziell für grössere Volumina eingesetzt. In der Regel sind Lösungen mit In-Memory-Technologie jedoch performanter, Produkte mit alter ROLAP-Technologie (Relational Online Analytical Processing) benötigen mehr Zeit für die Ausführung von Queries. Nächste Seite: Welche Produkte erzielen den höchsten geschäftlichen Mehrwert?

Der "Business Benefits Index (BBI)", also der durch den Einsatz der Produkte tatsächlich erzielte geschäftliche Mehrwert, sei im Fallen begriffen, konstatiert das BARC. Einen Spitzenwert erreichte der BBI im Jahr 2004 mit einer Wertung von 4,31. Im aktuellen BI Survey 9 reicht es nur noch für magere 3,89. Das sei der niedrigste BBI seit Beginn der Erhebung im Jahr 2003. Soweit der allgemeine Trend. Die Einzelprodukte werden von den Kunden jedoch durchaus unterschiedlich beurteilt. Den geringsten geschäftlichen Mehrwert erwarten die Unternehmen von SAP-Lösungen wie SAP BW / BEx Suite und SAP BO (Web und Desktop). Gute BBI-Noten gab es für Board, Jedox Palo, Information Builders, arcplan, Microsoft SSAS und MicroStrategy.

Das Quartett der Platzhirsche, die vor dem Kauf besonders häufig in Erwägung gezogen werden - dazu zählen in dieser Reihenfolge SAP, IBM, Oracle und Microsoft - hat offensichtlich Konkurrenz bekommen. QlikTech erreicht in diesem Jahr 21,1 Prozent, kommt also bei gut einem Fünftel der Käufer in die letzte Runde. Im letzten Jahr 2009 waren es nur 12,3 Prozent, das intensive Marketing der Firma hat sich also ausgezahlt. QlikTech zieht damit auch am ungekrönten Gesamtsieger MicroStrategy (13,7 Prozent) vorbei.