31.08.2011, 16:16 Uhr

Avaloq wird Outsourcing-Anbieter für Banken

Bislang entwickelte Avaloq Banken-Software. Durch die Übernahme von B-Source kann der Hersteller die Systeme künftig selbst betreiben und Banken ein Komplett-Outsourcing bieten.
Avaloq-CEO Francisco Fernandez ist neuer Mehrheitseigner des BPO-Anbieters B-Source
Die Software-Schmiede Avaloqübernimmt die Mehrheit am BPO-Dienstleister B-Source. Der bisherige Eigentümer, die Bank BSI, behält eine Minderheit der Anteile und bleibt Kunde des Business-Process-Outsourcing-Anbieters (BPO). Avaloq führt das neue Tochterunternehmen nach den Worten von CEO Francisco Fernandez als eigenständige Firma weiter, will keine Stellen abbauen oder Standorte schliessen. An einem Medienanlass in Zürich am Mittwoch wollte Fernandez allerdings keine Angaben machen, wie viel Geld Avaloq für die Übernahme bezahlt hat. Der CEO äusserte sich indes ausführlich zu den Perspektiven für sein Unternehmen und die neue Tochter. B-Source war bisher schon Avaloq-Partner, der sein Produkt «B-Source Master» auf das Zürcher Kenbankensystem aufbaute. In den vergangenen 18 Monaten will B-Source international neun Banken mit über 2000 Arbeitsplätzen auf Avaloq migriert haben. Hierzulande nutzen NBAD Private Bank, QNB Banque Privée sowie Reichmuth & Co Privatbankiers den «B-Source Master». Das Wachstum in der Schweiz und international, soll mit den nun vereinten Kräften gestärkt werden, sagte Fernandez.
Die Kombination aus Software-Lieferant und Implementierungspartner, die Avaloq nun unter einem Dach vereint, böte für potentielle Kunden eine neue Perspektive – auch in finanzieller Hinsicht. Laut Fernandez könnten Banken bei Avaloq nun auswählen, ob sie nur Software und Beratung, zusätzlich die Implementierung, Rechenzentrumsdienstleistungen, das Application-Management oder das vollständige Backoffice-Outsourcing einkaufen wollen. Wie BSI-CEO Alfredo Gysi weiss, sind die neuen Offerten von Avaloq durchaus gefragt bei Banken. Die Institute könnten die Software und den Betrieb aus dem Haus geben, um sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Dieses Ziel verfolge auch die Tessiner Bank mit dem Entscheid, B-Source zu veräussern.

Avaloq wird zu Ferrari

Eine weitere Konsequenz aus der Übernahme ist gemäss Fernandez, dass Avaloq zu seinem eigenen Kunden werde. «Wie Ferrari in der Formel 1 lieferten wir bisher den Motor auch an andere Rennställe. Nun bauen wir auch unsere eigenen Wagen», skizziert der CEO die neue Geschäftssituation. War der Lieferant bis dato auf Rückmeldungen von Partnern angewiesen, wenn Kunden Optimierungsvorschläge hatten, wird die neue Tochter B-Source das Feedback künftig direkt zurückspielen. Von einem möglichen Nachteil für die bisherigen Partner IBM und Swisscom IT Services will der Avaloq-Geschäftsführer aber nichts wissen: Die neue Situation «Coopetition» – also Kooperation und Konkurrenz. Avaloq könne den Partnern nicht vorschreiben, nur sein Produkt anzubieten, sondern womöglich auch das der Wettbewerber. Die Entscheidung liege schlussendlich beim Kunden, ob er IBM, Swisscom oder B-Source wähle.



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