14.07.2011, 08:45 Uhr

Avaloq setzt auf Apple

Banken wetteifern heute nicht hinter verschlossenen Türen um Kunden, sondern am Schalter oder auf der Strasse. Avaloq will die Arbeit künftig leichter machen – mit Apps für iPhone und iPad.
Francisco Fernandez von Avaloq steckt mehr Geld in die Weiterentwicklung der Bedienoberfläche
Zusätzlich zu Investitionen von 60 Millionen Franken pro Jahr für das Kernbankensystem will Avaloq in Zukunft jährlich 10 Millionen Franken für Arbeiten am Frontend ausgeben. Das kündigte CEO Francisco Fernandez an einem Medienanlass in Zürich an. Der Fokus der Entwicklungsabteilungen solle verstärkt auch auf die Benutzeroberfläche der Banking-Produkte gelegt werden – am heimischen PC, am Telefon, im Schalterbereich der Bank und im Beratungszimmer des Investment-Spezialisten. «Ziele sind die Effizienzsteigerung des Bankmitarbeiters und auch die Kundengewinnung respektive die Bestandswahrung», führte Fernandez aus. Wie sich Avaloqdie neuen Benutzeroberflächen vorstellt, demonstrierte das Unternehmen anhand von Prototypen. Die Lösungen würden zurzeit in Schweizer und englischen Instituten getestet. Von den fünf Banken, die in die Entwicklung involviert sind, wollte Fernandez keinen Namen nennen. Jedoch liess er durchblicken, dass schon im nächsten Jahr einige Banken mit Produkten auf Basis von Avaloq-Technologie auf den Markt kommen werden.

Vermögensberatung am iPad

Avaloqs Vermarktungsstrategie sieht vor, dass im Januar 2012 zunächst Banking-Apps für das iPhone und Vermögensverwaltungslösungen für das iPad verfügbar sein werden. Auf dem Smartphone werden Bankkunden dann zum Beispiel Kontostände abrufen und Transaktionen kontrollieren können. Die Tablet-App dient dem Kundenberater: Hier kann er im Gespräch das Portfolio analysieren, Investitionsszenarien simulieren und neue Produkte buchen. Laut Reto Marti, Head Strategic Initiative Front bei Avaloq, wir es erst in einem zweiten Schritt Applikationen für auch für Android-Geräte geben. Sie seien erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres zu erwarten. Nächste Seite: Pläne mit HTML5   Zuvor will Avaloq ab Juli 2012 die Apple-Apps fit für Transaktionen machen. Dann sollen iPhone-Besitzer auch Überweisungen am Telefon tätigen können. Für den Bankberater plant der Hersteller eine App für grosse Touchscreens – nach dem Vorbild von Microsofts Surface. Auf Basis von Avaloqs «Financial Planning»-Module sollen Berater an dem interaktiven Bildschirm gemeinsam mit Kunden Finanzen planen und etwa Marktereignisse simulieren können.
Ähnlich interaktiv soll das erste E-Banking-Frontend der Zürcher Software-Schmiede werden, führte Marti weiter aus. Avaloq will die Oberfläche in HTML5 realisieren und darin Funktionalitäten sowohl für Privat- als auch für Retail-Banking abbilden. Kunden mit iPhone oder iPad sollen sich umgehend zurechtfinden, da die gleichen Bedienprinzipien wie in den Mobile Apps umgesetzt werden. Die Ergänzung des Avaloq-Systems um Online-Banking dürfte auch einen praktischen Grund haben: Für das Wachstum im Ausland ist ein eigenes E-Banking-Modul zwingend, sagte ein Branchenexperte der Computerworld. Für Institute jenseits der Grenzen sei es ein Ausschlusskriterium, wenn – wie bisher – eine Banking-Software mit Modulen von Drittanbietern komplettiert werden müsse.

Entwicklungszentrum in Schottland

Der Grossteil der Entwicklungsarbeiten an den neuen Benutzeroberflächen leisten noch die heute rund 650 Mitarbeiter in Avaloqs Zürcher Niederlassungen. Noch in diesem Jahr will das Unternehmen aber nach Schottland expandieren. In Edinburgh soll ein Entwicklungszentrum für 500 Mitarbeitern entstehen. Laut dem designierten Niederlassungsleiter Simon Kauth bekam Grossbritannien den Vorzug gegenüber Brasilien und den Philippinen. Ein Grund sei die Präsenz des Avaloq-Kunden Royal Bank of Scotland in Edinburgh gewesen, ein anderer die grosse Zahl qualifizierter Fachkräfte in der schottischen Hauptstadt und dem nahen Glasgow. Auf der «Insel» will Kauth selbst Angestellte rekrutieren und setzt dafür auch auf die Kooperation mit lokalen Universitäten. Für die bessere Kooperation mit den Entwicklern hierzulande sind Austauschprogramme geplant. Daneben will Avaloq Videokonferenzen zum Beispiel bei gemeinsamen Entwicklungsprojekten einsetzen. Vorerst sucht Filialleiter Kauth allerdings noch nach geeigneten Räumlichkeiten für die Edinburgher Niederlassung.



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