01.07.2015, 14:36 Uhr

Apple Music ist online

Was kann der Dienst besser als Spotify? Wie viel kostet er und wie war das gleich mit Android? Hier die Antworten.
Seit gestern Abend ist er online: Apple Music, der neue Streaming-Dienst von Apple. Damit wirken die Kalifornier einem Trend entgegen, der heute immer schneller um sich greift: Statt dass sie gekauft wird, streamen immer mehr Hörer die Musik gegen eine Pauschale aus dem Internet. Der populärste Dienst dieser Art ist zurzeit Spotify, der auch in der Schweiz abonniert werden kann. Um Apple Music zu nutzen, muss zuerst das brandaktuelle iOS 8.4 für iPhone und iPad eingespielt werden. Wählen Sie dazu auf dem Gerät unter der Einstellung Allgemein den Bereich Softwareaktualisierung und installieren Sie das Update. Zusammen mit der Systemaktualisierung wird auch die App Musik auf Vordermann gebracht, zu erkennen am neuen Symbol. Was kann der Dienst? Zuerst die schlechte Nachricht: Im Gegensatz zu Spotify bietet Apple Music keine Option, um Musik umsonst zu streamen. Allerdings offeriert Apple eine dreimonatige, kostenlose Testperiode – das ist mehr als Zeit genug, um sich von den Qualitäten zu überzeugen. Und das wird geboten: All-you-can-eat-Buffet. Der grösste Teil von Apples Musik-Katalog steht bereits heute zum Streaming bereit; das sind über 30 Millionen Titel. Viele weitere werden in der absehbaren Zukunft folgen. Offline-Speicherung. Bei Bedarf können Titel lokal im Gerät gespeichert und somit auch ohne Internet-Zugang gehört werden – für Pendler ohne mobile Flatrate ist das ein Muss. Das Streaming erfolgt mit 256 Kbit im AAC-Format. Das entspricht einem Datenaufkommen von knapp 2 MB pro Minute oder etwa 115 MB pro Stunde. Ein mobiles Datenkontingent von 1 GB hat man also in etwa 9 Stunden durch, allein durch die Verwendung von Apple Music. iCloud-Mediathek. Zeitgleich zur neuen App wurde auch die aktualisierte iTunes-Version 12.2 vorgestellt. Beim ersten Start haben Sie die Möglichkeit, die ganze Musiksammlung in die iCloud-Mediathek zu verschieben und von dort aus auf alle verbundenen Geräte zu streamen. Dabei kommt es nicht wirklich zu einem Giga-Upload – stattdessen werden einfach die Titel und Wiedergabelisten vom Mac oder PC in der Online-Datenbank indexiert. Das dauert nur wenige Minuten. Warnung! Allerdings sollten Sie von dieser Funktion zurzeit die Finger lassen! Bei unserem Test wurden Songs, Alben und Covers komplett durcheinander gewürfelt- Mit diesem Problem sind wir nicht allein, wenn man sich im Internet umhört. Warten Sie stattdessen einige Tage, bis die Umstellung abgeschlossen ist – und sichern Sie zuvor Ihren iTunes-Ordner auf eine externe Festplatte. Vorschläge. Unbekannte Musik wird auf Knopfdruck entdeckt. Über die Schaltfläche «Für dich» am unteren Displayrand zeigt der Dienst Musik, die Ihnen gefallen könnte. Zu Beginn werden einige Stilrichtungen und dann Künstler vorgeschlagen, aus denen ausgewählt wird. So getan, erhalten Sie die passenden Musikvorschläge: Titel lassen sich ausserdem mit einem Tippen auf das Herzsymbol zu Favoriten erklären – und je häufiger das geschieht, umso genauer sind zukünftige Vorschläge. Auf die Schnelle ist es auch möglich, beim aktuellen Song auf den Stern zu tippen und im Einblendmenü den Befehl Ähnliche Titel spielen anzuwählen: Natürlich fehlt bei diesen Empfehlungen die Langzeiterfahrung, doch bereits in den ersten paar Minuten wird klar, dass dieser Service zu den besten Aspekten von Apple Music gehört. Connect. Über die Funktion «Connect» können Sie Musikern folgen und sehen, was die Künstler gerade so treiben. Zu erwarten sind Fotos, Mix-Tapes, Videos oder andere Informationshäppchen. Als zahlender Hörer können Sie Inhalte «liken», bewerten und herunterladen. Lesen Sie auf der nächsten Seite: kostenlose Dienste Kostenlose Dienste Und was passiert, wenn man nicht gewillt ist, den geforderten Obolus zu entrichten? In diesem Fall bleibt immer noch ein wenig Unterhaltung übrig. Beats 1. Die Radio-Station «Beats 1» spielt rund um die Uhr Musik und wird von professionellen Moderatoren begleitet – allerdings nur in Englisch. Der Sender kann kostenlos gehört werden, indem Sie in der Musik-App am unteren Rand auf die Schaltfläche Radio tippen. Die grosse Fläche in der oberen Hälfte des Displays ist nicht zu übersehen. Werbefinanziertes Radio. Gleich unter Beats 1 sehen Sie die werbefinanzierten Radiostationen, die sich kostenlos anhören lassen. Allerdings lassen sich ohne Abo nur eine begrenzte Anzahl Songs überspringen. Anmerkung: Diese Radiostationen sollten kostenlos sein, doch ohne Probeabo produzieren sie zurzeit nur eine Fehlermeldung. Das wird sich ändern – oder ist bereits korrigiert. Connect. Ausserdem können Sie Musikern über die Funktion Connect folgen – als nicht-zahlender Hörer lassen sich deren Inhalte jedoch weder bewerten noch herunterladen. Tipp: Wenn Sie ohne Probe-Abo durch die neue Musik-App navigieren, werden Sie bei jeder Gelegenheit dazu aufgefordert, ein solches abzuschliessen. Falls Sie daran absolut kein Interesse haben, lässt sich die Oberfläche soweit reduzieren, dass nur noch die kostenlosen Dienste zu sehen sind und die Aufforderungen verschwinden. Öffnen Sie dazu am Gerät die Einstellung Musik und schalten Sie die Option Apple Music zeigen aus. Doch eigentlich sollten Sie sich das Probe-Abo nicht entgehen lassen – denn sonst entgeht Ihnen tatsächlich etwas. Familienfreundliche Preise Der Einzelpreis ist mit jenem von Spotify fast identisch: Apple Music kostet pro Monat 12.90 Franken, Spotify CHF 12.95. Die Situation ändert sich jedoch schlagartig, sobald ein Familien-Abo gelöst wird: Dann belaufen sich die Kosten bei Apple Music auf gerade einmal CHF 19.90 pro Monat. (Nebenbei: Die dreimonatige Probezeit gilt auch für das Familienmodell – schöpfen Sie also aus dem Vollen!) Der Account wird über die Familienfreigabe geteilt, an der sich bis zu 6 Personen im selben Haushalt beteiligen können. Jedes Familienmitglied arbeitet mit seinen eigenen Einstellungen und Wiedergabelisten. Eventuell verwenden Sie die Familienfreigabe bereits, um Fotos, Adressen und Termine zu teilen – ansonsten können Sie diese in der Einstellung iCloud einrichten. Spotify bietet zwar ebenfalls eine Familien-Option, doch diese kostet deutlich mehr: Ab dem zweiten Premium-Abo zahlt jedes Familienmitglied einfach die Hälfte. Bereits bei einer vierköpfigen Familie sind das CHF 32.40 pro Monat, bei sechs Personen sind es sogar CHF 45.30. Kein Wunder, gehört die Familienfreigabe zu den bestechenden Argumenten für Apples Musik-Dienst. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Apple Music nicht verlängern Apple Music nicht verlängern Melden Sie sich also unverbindlich für die Probemonate an. Ab dem vierten Monat wird die hinterlegte Kreditkarte belastet, aber das kann verhindert werden. Tippen Sie in der App Musik  auf das Benutzersymbol ganz links oben und anschliessend auf Apple-ID anzeigen: Klicken Sie auf die Schaltfläche Verwalten und danach auf das Music-Abo. Deaktivieren Sie die Option Automatisch verlängern. Das war’s auch schon: Android und andere Plattformen Bei der Vorstellung des Dienste liess Apple die Bombe platzen: Apple Music wird auch für Android angeboten, lies: Apple veröffentlicht die erste eigene Android-App. Diese wird allerdings erst im Herbst erscheinen. So wie es aussieht, lassen sich Android-Geräte auch nicht in die Familienfreigabe einbinden, sodass es keine Familien-Abos gibt. Apropos «fremde Betriebssysteme»: Apple Music läuft unter OS X und Windows, die Wiedergabe erfolgt über iTunes. Der Zugriff über Apple TV ist ebenfalls möglich. Bei den mobilen Plattformen wird zurzeit iOS und später auch Android unterstützt. Andere Plattformen bleiben ausgeschlossen, da der Dienst im Gegensatz zu Spotify nicht im Browser verwendet werden kann. Fazit: Apple Music hebt das Streaming auf ein neues Niveau: Die Nähe zu den Künstlern, die eigenen Radiosender und die attraktive Familienfreigabe werden anderen Diensten schwer zusetzen. Ausserdem passen die Musikvorschläge tatsächlich zum eigenen Geschmack, sodass die Entdeckung neuer Künstler und Songs von zahlreichen Erfolgserlebnissen begleitet wird. Wie sich der Dienst entwickelt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Doch eines steht jetzt schon fest: Für Musikfans ist das Probe-Abo Pflicht.



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