Analyst 24.02.2011, 08:24 Uhr

Microsofts Office-Dominanz gefährdet

CIOs kamen bisher kaum um Microsoft herum, wenn sie Office-Pakete einkauften. Das könnte sich durch SaaS-Lösungen und reduzierte Benutzeranforderungen künftig ändern.
Experton-Analyst Axel Oppermann sieht den Office-Markt in Bewegung
Office 2010 ist laut jüngsten Zahlen des Weltmarktführers Microsoft die sich am schnellsten verkaufende Endkundenversion in der Firmengeschichte. COO Kevin Turner wies für die Unternehmenssparte zuletzt einen Quartalsumsatz von rund 6,0 Milliarden US-Dollar aus – bei einem operativen Gewinn von knapp 4,0 Milliarden US-Dollar. Damit stammte fast jeder zweite Dollar, den Microsoft verdient hat, aus Lizenzverkäufen von Office, Exchange oder Dynamics. Dieses Geschäft wird in Zukunft schwieriger werden, meint Experton-Analyst Axel Oppermann. Konnten bisher die Angebote der Microsoft-Wettbewerber die Marktmacht des Redmonder Konzerns nicht gefährden, kommen mit dem Software-as-a-Service-Bezahlmodell (SaaS) und damit verbundenen veränderten Benutzeranforderungen der Markt in Bewegung. «Auch wenn Google Apps den grossen Durchbruch nicht geschafft haben, haben sie die Tür für andere Anbieter geöffnet», meint Oppermann. Etablierte Anbieter wie Adobe, IBMsowie Oraclehätten mittlerweile SaaS-Produkte lanciert und böten Anwenderfirmen neue Wahlfreiheiten. Statt starrer Lizenzverträge pro Arbeitsplatz könnten CIOs künftig ihren Fachabteilungen Office-Anwendungen dann bereitstellen, wenn sie benötigt werden – etwa für Quartalsberichte. In den Monaten zwischendurch liesse sich die Software anderweitig nutzen oder auch abschalten. So spart ein Unternehmen schnell viel Geld, sagt Oppermann. Nächste Seite: «Inventur im Office»
Jedoch gibt der Analyst auch zu bedenken, dass Sparmassnahmen nicht das alleinige Entscheidungskriterium für oder wider einer Office-Lösung seien. In einer Umfrage unter 150 IT-Entscheidern ermittelte Experton die wichtigsten Kaufkriterien für Büro-Software. Mit Zukunftssicherheit und Planbarkeit zielen zwei der drei am häufigsten genannten Merkmale auf die langfristige Sicht. Die Flexibilität auf Platz zwei lässt erkennen, dass die Befragten ein SaaS-Modell erwägen. «Die Anwender fordern von den Herstellern eine verbindliche und mittel- bis langfristige Roadmap, in Verbindung mit flexiblen Lizenzbedingungen», fasst Oppermann die Aussagen der IT-Entscheider zusammen.

Inventur bei der Office-Software

Statt wie bislang pauschal Microsoft Office zu kaufen, rät Analyst Oppermann den IT-Verantwortlichen künftig zu einer eingehenden Bedarfsprüfung. Diese sei zum Beispiel bei der Auswahl von ERP- oder CRM-Systemen Standard, werde bei Büro-Software aber noch häufig vernachlässigt. Als Ausgangspunkte für eine Anforderungsanalyse schlägt Experton vor, insbesondere drei Bereiche zu betrachten: Erstens die aktuelle Produkt- und Lizenzsituation, zweitens die zukünftigen und auch organisatorischen Ziele des Unternehmens sowie drittens die individuellen Anforderungen der wichtigsten Anwenderprofile inklusive der Compliance-Vorgaben. Anhand der Ergebnisse dieser Prüfung könnten Unternehmen SaaS-Lösungen oder doch wieder Microsoft Office für die Migration vorsehen.



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