05.12.2011, 11:45 Uhr

Wo steckt die Schnüffel-Software drin?

Carrier IQ wurde bereits auf zahlreichen Geräten gefunden. Smartphone-Hersteller distanzieren sich jedoch von der Schnüffel-Software und Schweizer Telkos setzen sie offenbar nicht ein.
Auf iOS-Geräten war die Software Carrier IQ beispielsweise installiert. Allerdings wurden dort offenbar Daten nur dann gesammelt, wenn der Anwender zugestimmt hat. Zudem hat Apple erklärt, dass man mit iOS 5 Carrier IQ nicht mehr unterstützt und mit einem baldigen Update die Altlasten entfernen möchte. Man schiebt also den Mobilfunk-Betreibern den schwarzen Peter zu. AT&T sowie Sprint haben zugegeben, CarrierIQ zu verwenden. Sprint wolle die Daten um die Kunden-Erfahrung zu verbessern und Netzwerk-Problemen auf den Grund zu gehen. SMS, Fotos oder private Inhalte würden man nicht auslesen und die Daten würden auch an keine Dritte weitergegeben. AT&T sagte, dass sich der Einsatz von CarrierIQ mit den Datenschutzbestimmungen vereinbaren lasse. Verizon hingegen hat vehement abgestritten, die Software einzusetzen. Während Carrier IQ in den USA also bereits für grosse Aufregung sorgt, sieht es hierzulande offenbar etwas anders aus. Gegenüber 20 Minuten hat der Schweizer Telekom-Platzhirsch Swisscom erklärt, weder Carrier IQ noch eine andere Software auf Smartphones zu installieren, die Nutzerverhalten aufzeichnen könnte. Auch Orange Schweiz verkauft laut dem Bericht keine Smartphones mit Carrier IQ an Bord. 
Unabhängig davon, welche tatsächliche Gefahr von der Mobilfunk-Analyse-Software tatsächlich ausgeht, können Anwender allerdings Gegenmassnahmen ergreifen. Auf der nächsten Seite gehts weiter. Android-Nutzer können überprüfen, ob Carrier IQ auf ihrem Android-Handy installiert ist. Nach einem schnell zusammengestrickten Tool von Xda-Developers gibt es dazu nun auch eine kostenlose (und ähnlich schnell erstellte) App im Android Market. «Voodoo Carrier IQ Detector» wird einfach auf dem Android-Gerät installiert und gibt dann Auskunft. Der Urheber supercurio weist allerdings ausdrücklich darauf hin, dass sich die App noch in einem sehr frühen Status befindet und noch Updates erhält. Die Ergebnisse seien entsprechend nicht zu 100 Prozent verlässlich. Ähnliches gelte auch für Anwendungen oder Scripts, um Carrier IQ aus dem System zu entfernen. Hier haben die Entwickler von Xda-Developers erste Ergebnisse vorgestellt, die Nutzung ist jedoch nicht einfach, da das Gerät gerootet werden muss. Auch auf dem iPhone wurde Carrier IQ entdeckt und Hersteller Apple selbst hat die Verwendung von Carrier IQ als Diagnose-Tool eingeräumt. Gleichzeitig versicherte das Unternehmen jedoch, dass das Tool auf den «meisten eigenen Produkten» mit iOS 5 nicht mehr genutzt werde. Die Software wird nach jetzigem Stand allerdings ohnehin erst dann gestartet, wenn der User die Option «Diagnose und Nutzung» aktiviert hat. Dies wird bei der Einrichtung abgefragt und kann auch nachträglich abgeschaltet werden. Ausserdem nutzt Apple hier offenbar eine sehr eingeschränkte Variante der Software, die beispielsweise keine Tasteneingaben mitschneidet oder angerufenene Nummern speichert. Die Analyse der Zugriffe zeigt, dass offenbar nur das gesammelt wird, was die Datenschutzbestimmungen der Funktion erklären. Nächste Seite: iPhone - Analyse abschalten

Auch wenn die Funktion aktiv ist, konnte weder unsere deutsche Schwesterpublikation Macwelt noch der Jailbreak-Entwickler chpwn feststellen, dass auch tatsächlich Daten übertragen werden. Auch Erica Sadun von TUAW hat den Fall analysiert und sieht derzeit nicht genügend Hinweise, dass hier Nutzer ausgespäht werden oder der Datenschutz verletzt wird.

iPhone: Analyse abschalten

Die entsprechende Einstellung für die Diagnosedaten findet man auf dem iPhone unter «Einstellungen > Allgemein > Info > Diagnose und Nutzung». Hier erklärt ein Text auch, dass bei aktivierter Option Leistungsstatistiken der Hardware (beispielsweise Crashreports) und Analysedaten des Mobilfunknetzes, sowie gelegentliche Positionsangaben übertragen werden. Persönliche Daten würden dabei nicht erhoben. Auch Carrier IQ selbst gibt an, dass alle Daten nur verschlüsselt und anonymisiert übertragen werden. Apple weist auch in den Datenschutzbestimmungen auf die Analysefunktionen hin. Auf welchen Smartphones Carrier IQ offenbar nicht installiert ist, hat Gizmodo aufgelistet. Beispielsweise sollen alle Nokia-Geräte frei von der Analyse-Software sein.
Harald Schodl



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