19.03.2008, 08:23 Uhr

User-Kontrolle greift um sich

Was bei uns erst ansatzweise geschieht, ist in den USA bereits Usus: Das PC-Verhalten von Mitarbeitern wird überwacht und geahndet.
Zu viel gesurft? Schon flattert die Kündigung auf den Tisch.
Katharina Friedmann ist Redaktorin bei Computerwoche.
Auch schon während der Arbeitszeit sinnlos im Web gesurft und sich in E-Mails im Ton vergriffen? Damit würde man in den USA glatt den Job riskieren. Wer sich dort nicht an die firmeneigenen Policies in Sachen Internet- und E-Mail-Gebrauch hält, empfängt schnell einmal den Blauen Brief.
Das ergab eine gemeinsame Umfrage der American Management Association (AMA) und des ePolicy Institute unter 304 Unternehmen aller Grössenordnungen. Demnach gab gut ein Viertel der befragten Organisationen an, bereits Mitarbeiter wegen E-Mail-Missbrauchs gefeuert zu haben, während sich ein Drittel der Arbeitgeber aufgrund regelwidriger Internet-Nutzung von Beschäftigten getrennt hat.
Das Gros von 84 Prozent der befragten Firmenbosse, die Kündigungen wegen Internet-Missbrauchs ausgesprochen haben, gab an, die Betroffenen hätten sich Pornos beziehungsweise andere unangemessene Inhalte angesehen. Für immerhin 34 Prozent der Manager rechtfertigte jedoch bereits «exzessives» Web-Surfen zu privaten Zwecken die Kündigung.
Was Entlassungen wegen E-Mail-Missbrauch betrifft, gaben 63 Prozent der Befragten Verstösse gegen Firmen-Policies als Kündigungsgrund an, während 62 Prozent wegen in unangemessener oder anstössiger Sprache verfasster Mails Mitarbeiter feuerten. Mehr als ein Viertel der Arbeitgeber sprachen aufgrund exzessiver privater E-Mail-Nutzung, 22 Prozent wegen Verstössen gegen Geheimhaltungsvorschriften Kündigungen aus.
Um unangemessener Web-Nutzung im eigenen Haus auf die Spur zu kommen, überwachen 66 Prozent der befragten Organisationen ihre Internet-Verbindungen, 65 Prozent blocken mittels Software unangemessene Web-Sites, während 18 Prozent URLs sperren, um den Besuch externer Blogs zu unterbinden.
Für das Monitoring der Mitarbeiter-PCs nutzen die Unternehmen unterschiedliche Methoden: 45 Prozent der Interviewten kontrollieren Inhalte, Tastatureingaben sowie die am Keyboard verbrachte Zeit. Weitere 43 Prozent speichern und inspizieren Rechnerdateien regelmässig. Zwölf Prozent wiederum überwachen Blogs, um die eigene Organisation betreffende Inhalte aufzuspüren, während zehn Prozent den Besuch von Social-Networking-Sites durch die Mitarbeiter im Auge behalten.
Das Gros der Unternehmen informiert dabei, ob die Mitarbeiter bespitzelt werden: So teilen 84 Prozent mit, wenn sie Inhalte und Tastatureingaben sowie Aktivitäten am Computer kontrollieren. Immerhin noch 71 Prozent melden es, wenn sie die E-Mail-Kommunikation überwachen.
Katharina Friedmann



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