28.10.2013, 13:30 Uhr

Tipps gegen Schnüffelexzesse

Wieviele Infos übergibt der moderne Online-Mensch nicht Diensten wie Google, Facebook und Skydrive? Im schlimmsten Fall so gut wie alles. Das muss nicht sein. Wir zeigen, wie man seinen digitalen Fussabdruck reduziert.
Allzu neugierigen Webdienstleistern kann man als Anwender einen gewissen Riegel vorschieben
Nach der NSA-Spionageaffäre und Googles neusten Geschäftsbedingungen, bei denen man unter anderem dem Suchmaschinisten erlauben kann, sein Gesicht in Zusammenhang mit Werbung zu veröffentlichen, machen sich mittlerweile auch nicht-paranoiden Online-Zeitgenossen Gedanken darüber, wieviel ihrer Privatsphäre sie Konzernen wie Microsoft, Facebook, Apple und Google überlassen wollen. Dabei steht wohl jeder vor dem Dilemma: Einerseits will man die Schnüffelei einschränken, andererseits will man auch nicht auf äusserst praktische Webdienste wie Gmail, Skydrive oder Dropbox verzichten. Denn für jedes Mehr an Online-Bequemlichkeit bezahlt man mit einem Teil seiner Privatsphäre. Was soll man also tun? All den schönen, praktischen Diensten komplett den Rücken kehren? Vielleicht ist auch ein Mittelweg möglich. Mit den folgenden Tipps erhält man zumindestens teilweise wieder die Hoheit über seine eigenen Daten. Nächste Seite: Google beschneiden

Google die kalte Schulter zeigen

Wer seinen digitalen Fussabdruck verkleinern will, muss fast beim Datenkraken Google anfangen. Denn, wenn jemand über unser Online- und Offline-Leben ein umfassendes Dossier zusammenstellen kann, dann ist es wohl der Suchmaschinenriese aus Kalifornien. So weiss Google etwa, wonach man gesucht, welche Webseiten man besucht, was man in Google Play gekauft und dank Orts-Infos aus Android und Chrome, wo man sich aufgehalten hat. Dienste wie Maps verraten zudem etwas darüber, welche Reisepläne man geschmiedet hat. Wer Dienste wie Google Docs nutzt, überlässt der Firma auch noch die Inhalte seiner Files.

Sich von Google zu scheiden, ist für die meisten keine Option. Zu bequem und allgegenwärtig sind die Dienste des Suchmaschinisten. Und zu einem anderen Anbieter zu wechseln bedeutet ja eigentlich nur, seine Informationen von einem Konzern zur Cloud des nächsten zu zügeln. Eine Auflistung der Electronic Frontier Foundation zeigt etwa, wie stark sich die verschiedenen Anbieter für den Datenschutz ihrer User gegenüber der US-Regierung einsetzen. Dieser zufolge steht Google gar nicht so schlecht da, im Gegensatz zu Apple und Yahoo. Allerdings wertet wohl keine Firma die gesammelten Daten intern so umfassend aus wie der Suchmaschinenriese.

Um die Sammelwut von Google - und anderer Webseiten - also einen Riegel vorzuschieben, sollte man wenn immer möglich so surfen, dass man keine Datenspuren hinterlässt. Die wichtigsten Browser offerieren mittlerweile einen solchen «privaten» Surfmodus. Dieser heisst zwar unterschiedlich - «privates Fenster» bei Firefox, «InPrivate» beim Internet Explorer oder Inkognito-Fenster bei Chrome. Er verhindert aber, dass Daten zu besuchten Webseiten gesammelt und Cookies über die Browser-Sitzung hinaus gespeichert werden.

Zweiten kann man versuchen, so viele Dienste von Google wie möglich durch lokale oder sicherere Alternativen zu ersetzen. Wer etwa Google Docs verwendet, die Online-Möglichkeiten aber eigentlich benötigt oder nutzt, kann wieder Microsofts Office oder eine der vielen Gratis-Alternativen wie LibreOffice nutzen. Wer seine Bilder nur rudimentär bearbeiten möchte, kann auch auf Picasa verzichten und dafür Paint.net verwenden. Nächste Seite: Facebook mit Bedacht

Facebook ohne Selbstdarstellungsexzesse

Google hat wohl einiges über seine User gesammelt. Doch wenn es darum geht, das eigene Privatleben, die Vorlieben und sozialen Verbindungen in Erfahrung zu bringen, ist wohl Facebook unschlagbar. Einmal ganz abgesehen davon, dass man durch die Anwendereinstellungen einschränken kann, wer was über einen erfahren kann: Facebook selbst weiss es und sammelt es auch fleissig. Und wie bei Google, kann der moderne Homo surfensis kaum noch auf das soziale Netz verzichten. Deshalb sollte man sich dort in Selbstbeschränkung üben. So kann man sich beim «Liken» zurückhalten oder auch historische Daumen-hochs wieder rückgängig machen. Auch das eigene Profil muss nicht bis ins letzte Detail mit Informationen gefüttert sein. Es reichen ja Name und jetziger Wohnort, um von den meisten potenziellen «Freunden» gefunden zu werden - dem ursprünglichen Sinn und Zweck von Facebook übrigens.
In dem Zusammengang kann man sich auch fragen, ob es wirklich nötig ist, seine komplette Foto-Sammlung auf Facebook hochzuladen und sie den Gesichtserkennungsalgorithmen des sozialen Netzes zum Frass vorzuwerfen. Nächste Seite: Cloud-Speicher, aber sicher

Cloud-Storage: vorher verschlüsseln

Ein Speicher in der Cloud, und die eigenen Files sind überall, wo es einen Internetanschluss gibt, verfügbar. Wer möchte noch auf diese bequeme Art der Verwaltung der eigenen Dateien verzichten. Wer aber Diensten wie Google Docs, Dropbox, Apple iCloud und Microsoft Skydrive nicht mehr trauen will, hatmittlerweile auch diverse Optionen in der Schweiz,wie Computerworld vor Kurzem aufgezeigt hat.

Wichtig ist in jedem Fall, dass man sich den Ort des Verschlüsselungsvorgangs genauer anschaut. Dienste wie Dropbox verschlüsseln zwar die Dokumente, allerdings erst auf ihren Servern. Was davor geschieht, darf sich jeder selbst ausmalen. Deshalb sollte man seine Dateien wenn möglich vorher verschlüsseln lassen - also bevor man sie in einem Cloudspeicher deponiert. Empfohlene Tools hierfür sind TrueCrypt oder BoxCryptor.

Wem dieser Vorgang zu mühsam ist, kann sich dem Schweizer Online-Storage Provider Wuala anvertrauen. Dieser garantiert, dass die Daten schon auf dem Desktop des Users chiffriert und erst dann in einem lokalen Rechenzentrum verstaut wird. Der Nachteil: Der Anwender muss einen Client bei sich installieren und unterwegs mit einem Browser surfen, mit dem eine Javaanwendung gestartet werden kann, in der wiederum die Krypto-Vorgänge ablaufen können. Das ist bisweilen etwas mühsamer als alles in die Dropbox zu schmeissen, aber eben auch um einiges sicherer. Nächste Seite: Konten-Hygiene

Konten-Hygiene

Wer hat noch einen MySpace-Account, den er nicht mehr braucht? Schleunigst kündigen oder leeren lautet hier der Ratschlag. Denn solche Konten-Leichen sagen vielleicht mehr über einen aus, als einem recht und lieb ist.

Auch in Sachen Web-Mail kann man Vorsicht walten lassen. So erlauben die meisten dieser Dienste, dass man sich die Mails über das gute alte POP3 (Post Office Protocol) auf den lokalen Rechner laden und die Online-Versionen löschen kann.

Wer mit den nun geschilderten Massnahmen, seinen digitalen Fussabdruck etwas verringert hat, sollte sich noch nicht bequem zurücklehnen. Denn nach wie vor lässt man einiges an Online-Spuren zurück. Wer das nicht glaubt, sollte einmaldas Add-on DoNotTrackMe von Abine installieren und sich vor Augen führen lassen, wie viele Cookies mit Nachverfolgungsfunktionen man sich so in kurzer Zeit einhandelt.



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