18.11.2014, 07:53 Uhr

Schweizer haben mehr Angst vor Google als der NSA

Die Schreckensmeldungen von NSA-Schnüffelei und Hackerangriffe bleiben bei den Schweizer Internetnutzern nicht ohne Wirkung: Sie fühlen sich zunehmend unsicher und überwacht. Allerdings macht ihnen die Datenkrake-Google am meisten Angst.
Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung des Vergleichsdiensts Comparis, die den zweiten Datenvertrauens-Index veröffentlicht hat. Die repräsentative Online-Umfrage wurde durch das Marktforschungsinstitut GfK im Auftrag von Comparis.ch unter 1214 Personen durchgeführt. Knapp jeder dritte Surfer fühlt sich demnach unsicher bei der Eingabe persönlicher Daten. Spürbar gesunken ist das Vertrauen der Schweizer Internetnutzer in Online-Shops und E-Mail-Anbieter.

Dagegen ist das Gefühl, im Internet überwacht zu werden, in den vergangenen zwölf Monaten signifikant gestiegen. Auf einer Skala von 1 «sehr stark überwacht» bis 10 «überhaupt nicht überwacht» sank der Durchschnittswert von 5,0 auf 4,8 Punkte.

«Die zweite Auflage der Umfrage bestätigt: Die bei Schweizern verbreitete Skepsis hinsichtlich Datensicherheit sitzt tief. Sie war nicht nur eine Folge der NSA-Affäre», kommentiert Ralf Beyeler, Telecom-Experte von Comparis.ch, die Umfrageergebnisse.

Google gefürchteter als NSA

Allerdings ist die Angst vor einem Datenmissbrauch durch Geheimdienste gesunken. Auf einer Skala von 1«sehr stark bedroht» bis 10 «überhaupt nicht bedroht» liegt der Mittelwert bei aktuell 5,1 Punkten gegenüber 4,7 Punkten im Herbst 2013 (siehe folgende Grafik). Bedrohter fühlen sich die Onliner jedoch durch eine missbräuchliche Datenverwendung von Suchmaschinen (4,9 Punkten). «Es ist erstaunlich, dass sich die Schweizer durch Google bedrohter fühlen als durch Geheimdienste», sagt Beyeler. Am geringsten ist das subjektive Bedrohungsgefühl vor Datenmissbrauch durch Behörden und Banken mit je 7,2 Punkten.
Nächste Seite: Unsicherheit bleibt Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Knapp drei von zehn Schweizer Internetnutzern fühlen sich bei der Eingabe persönlicher Daten im Internet nicht sicher. «Die Unsicherheit bleibt damit genauso hoch wie vor einem Jahr», so Beyeler. Interessant: Gemäss der Untersuchung finden 2 von 3 Onlinern den Datenschutz in der Schweiz nach wie vor «gut geregelt».

Wenig Vertrauen in Suchmaschinen

Nach dem Vertrauen gefragt, das Internetnutzer mit Blick auf ihre persönlichen Daten den Anbietern von Onlineangeboten entgegenbringen, zeigt der aktuelle Datenvertrauens-Index: Online-Shops und E-Mail-Anbieter haben im Vergleich zum Vorjahr signifikant an Vertrauen eingebüsst. Auf der Skala von 1 «überhaupt kein Vertrauen» bis 10 «sehr starkes Vertrauen» ergab sich folgende Veränderung: Der Durchschnittswert für die Online-Shops sank von 6,3 auf 5,9 Punkte, bei den E-Mail-Providern von 6,1 auf 5,8 (siehe folgende Grafik).
Das geringste Vertrauen geniessen wie vor einem Jahr Soziale Medien mit 3,5 Punkten. Wenig Vertrauen wird auch Suchmaschinen entgegengebracht (4,6 Punkte). Auf der anderen Seite der Skala geniessen folgende Akteure starkes Vertrauen: Banken (7,4 Punkte) Behörden (7,2 Punkte) und Versicherungen (6,2 Punkte). Nächste Seite: Bedenken beim Posten in Sozialen Medien Besonders interessant ist ein Blick auf die Nutzer sozialer Netzwerke wie Facebook: Mehr als die Hälfte dieser Befragten (54 Prozent) veröffentlicht im Internet persönliche Fotos oder Videos mit Bedenken. Gerade mal 25 Prozent der Social-Media-Nutzer haben keinerlei Bedenken dabei. Auch beim Schreiben persönlicher Statusmeldungen haben knapp vier von zehn Nutzern sozialer Medien Bedenken. 20 Prozent verzichten ganz darauf.

Wie schützen Schweizer ihre persönlichen Daten?

Zum Schutz ihrer persönlichen Daten vor Missbrauch im Internet greifen die Schweizer auf vielerlei Massnahmen zurück. Sie scheinen dabei doch die eine oder andere Verhaltensweise übernommen zu haben, die IT-Security-Experten seit Jahren predigen. So betreiben sie kaum Online-Banking auf fremden PC, führen regelmässig Software-Updates durch oder verwenden komplexe Passwörter, um wichtige Daten zu schützen (vgl. folgende Grafik).



Das könnte Sie auch interessieren