29.01.2014, 07:59 Uhr

NSA schnüffelt via «Angry Birds»

Laut «New York Times» und «Guardian» hat die NSA auch Nutzerdaten aus populären Apps abgeschöpft.
Auch die wütenden Vögel dienten den US-Geheimdienstlern als Quelle
Die NSA und ihr britischer Partnerdienst GCHQ haben laut einem Zeitungsbericht auch Daten im Visier, die von Apps über die Nutzer gesammelt werden. Als ein Beispiel nannten die «New York Times« und der «Guardian» das populäre Spiel «Angry Birds». Die beiden Geheimdienste lauerten im Hintergrund, um auf Informationen wie Orte, Alter oder Geschlecht zuzugreifen, hiess es. Zugleich bleibe das Ausmass der Datensammlung mit Hilfe von Apps anhand der vorliegenden Dokumente unklar, schränkten die Zeitungen am Montag ein. Laut einem Bericht des US-Fernsehsenders NBC wertete die NSA auch Informationen aus der Videoplattform YouTube sowie Online-Netzwerken wie Facebook und Twitter aus. Der finnische «Angry Birds»-Entwickler Rovio betonte am Dienstag, er arbeite nicht mit Geheimdiensten zusammen. Ein Zugriff auf Nutzerdaten könne über die Werbe-Netzwerke erfolgen, die Anzeigen in den Spielen platzieren. Damit könnten zahlreiche Apps betroffen sein. Dass vor allem kostenlose Apps nebenbei viele Daten über ihre Anwender erheben, ist schon lange ein Thema. Als klassisches Beispiel gilt eine App, die den Smartphone-Blitz als Taschenlampe leuchten liess - und nebenbei Informationen wie den aktuellen Ort und die Identifikationsnummer des Geräts abgriff. Diese Daten wurden dann an Werbe-Netzwerke weitergegeben. Die Android-App war mindestens 50 Millionen Mal heruntergeladen worden. Solchen datenhungrigen Programmen werden zunehmend Riegel vorgeschoben. Aber viele Apps sammeln die Daten auch mit ausdrücklichem Einverständnis der Nutzer, zum Beispiel die von sozialen Netzwerken oder Kartendiensten. Die Geheimdienste hätten unter anderem gemeinsam daran gearbeitet, Ortsinformationen abzugreifen, wenn eine Zielperson Google-Karten nutze - oder an Adressbücher heranzukommen, wenn jemand Apps von Online-Netzwerken einsetze, schrieb die «New York Times». Die Medien beriefen sich auf Unterlagen aus dem Fundus des Informanten Edward Snowden. Nächste Seite: Smartphone-Mikrofone als Wanzen Die Werbe-Netzwerke, die bei kostenlosen Apps Informationen über Nutzer erheben, wollen damit die Anzeigen personalisieren. Bei einer solchen Plattform, Millennial Media, hätten scheinbar besonders viele Informationen zum Abgreifen vorgelegen, schrieb die Londoner Zeitung «Guardian» in ihrem Bericht zu dem Thema. Die Firma sei unter anderem bei einer kostenlosen Sonderausgabe der «Angry Birds» involviert gewesen und habe mit dem «Farmville»-Erfinder Zynga zusammengearbeitet.

In einem geheimen britischen Dokument aus dem Jahr 2012 sei die Rede davon, dass man auf Apps zugreifen könne, die Details wie die politische oder sexuelle Orientierung von Nutzern enthielten, schrieb die «New York Times» weiter. In den internen Präsentationen würden Quellen wie «Social Apps», «Geo-Apps» oder Daten aus mobiler Werbung genannt. Dort heisse es auch, diese Daten könnten Fragen beantworten wie etwa: «Wo war meine Zielperson, als sie das gemacht hat?» oder «Wohin ist meine Zielperson unterwegs?»

Smartphone-Mikrofone als Wanzen

Laut vom «Guardian» veröffentlichten Auszügen aus einer internen Präsentation haben die Spione auch die Fähigkeit, gezielt Mikrofone von Smartphones einzuschalten oder auf Geo-Daten zuzugreifen. Diesen Funktionen gaben sie demnach Namen von Schlümpfen. So heisse das Plug-In für Ortungsdaten «Tracker Smurf».

Dem NBC-Bericht zufolge probierten die Geheimdienste ebenfalls aus, die Aktivität bei YouTube zu verfolgen sowie auch, bei welchen Links Facebooks «Gefällt mir»-Knopf gedrückt werde. Laut Notizen zu einer Präsentation sollten dabei nur Trends beobachtet werden, Experten zufolge könnten die Daten aber Informationen über einzelne Nutzer liefern, hiess es beim US-Sender.

Die neuen Enthüllungen fügen einen weiteren Mosaikstein zum Wissen über das grosse Überwachungssystem der NSA hinzu. Bereits bekannt geworden war, dass der US-Geheimdienst verschiedene Arten elektronischer Kommunikation abgreift, ebenso begleitende Informationen zu Telefonanrufen, Inhalte von Adressbüchern und zumindest in der Vergangenheit auch den internen Datenverkehr zwischen Rechenzentren von Internet-Konzernen wie Google und Yahoo



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