06.11.2012, 11:36 Uhr

Moderne Flugsicherungssysteme lassen sich hacken

Das ist richtig besorgniserregend: An den Luzerner Hashdays wurde aufgezeigt, wie einfach es ist, das neue Flugsicherungssystem ADS-B zu manipulieren.
Andrei Costin zeigt während seines Vortrags an den Hashdays gravierende Security-Mängel im aktuellen Flugsicherungssystem ADS-B auf
Mit Hardware ab 150 Dollar und entsprechenden Software-Tools könnte man die Flugsicherung eines Grossflughafens zum Narren halten oder ganz lahmlegen. So lautet das beängstigende Fazit eines Vortrags, den Andrei Costin an den vor Kurzem in Luzern abgehaltenen Hashdays hielt. Der Doktorand am Institut Eurécom im südfranzösischen Sophia Antipolis beleuchtete an der Security-Konferenz die Sicherheitsaspekte des neuen Flugsicherungssystems ADS-B (Automatic Dependent Surveillance - Broadcast). Vor allem in Europa sei ADS-B schon weitestgehend eingeführt, wie Costin anhand der Webseite flightradar24.comaufzeigte, welche die Positionsdaten der Flugzeuge via ADS-B erhält und auf einer Karte darstellt. Sinn und Zweck von ADS-B ist es denn auch, für die Flugsicherung eine genaue Kennung des Flugzeugs zu liefern sowie die Position und Höhe des Fliegers zu übermitteln. Neu ist unter anderem, dass sich auch die Systeme im Flieger untereinander austauschen können. Dies soll Unglücke wie den Zusammenstoss zweier Flugzeuge bei Überlingen im Jahr 2002 verhindern helfen. Tatsächlich könne ADS-B die menschlichen Fehlerquellen des alten Systems verhindern, gibt Costin zu. Denn ein ADS-B-Funkspruch kann als integer gelten. «Das Problem ist allerdings, dass jeder mit dem entsprechendem Wissen und der ensprechenden Ausstattung, ein solches integres ADS-B-Signal absetzen kann», erklärt er. Lesen Sie auf der nächsten Seite: So lässt sich ADS-B manipulieren Darauf demonstrierte Costin, wie einfach es ist, einen fingierten ADS-B-Funkspruch abzusetzen. So gelang es ihm, die Position eines Flugzeugs auf dem Bildschirm eines gedachten Flugüberwachers kurzerhand zu ändern. Dieses flog plötzlich woanders über den «Radarschirm». Doch damit nicht genug: Laut Costin ist es möglich, den Luftraum mit erfundenen Flugzeugen regelrecht zu verstopfen. «Man kann hunderte von Geisterflugzeuge auf die Anzeige der Flugsicherung zaubern und damit die Einweisung der echten Flieger verunmöglichen», berichtet der Forscher. Wie Costin weiter ausführt, sei er selbst von der Einfachheit überrascht gewesen, mit der er das System beeinflussen konnte. «Das ist umso schlimmer, als weltweit Milliarden von Dollar in die Entwicklung von ADS-B geflossen sind», moniert er. «Man könnte meinen, dass bei solchen Beträgen auch ein wenig an die Security gedacht werden könnte», stellt Costin fest. Immerhin: Voller stolz konnte Costin berichten, dass seine Security-Forschung in Sachen ADS-B auch die entsprechenden Vereinigungen alarmiert hat. So habe die ICAO (International Civil Aviation Organization) beschlossen, eine «Cyber Security Task Force» einzurichten. «Im Begründungsschreiben sind die Ergebnisse unserer Forschung als Hauptpunkte erwähnt», freut sich Costin.



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