03.06.2016, 07:10 Uhr

Moderne Autos sind wahre Datenschleudern

Die aktuelle Position, Geschwindigkeiten oder den Kilometerstand: Moderne Autos sammeln eine Menge Daten – und geben sie an den Fahrzeughersteller weiter.
Moderne Autos sind rollende Computer: Die diversen Sensoren und Assistenzsysteme erheben ständig Daten, speichern diese – und versenden sie. Damit sammeln die Fahrzeughersteller vielfältige Daten, die nicht nur Rückschlüsse auf den Zustand des Autos zulassen, sondern auch auf den Fahrstil des Nutzers.
Doch welche Informationen erhält der Fahrzeughersteller? Das wollte der deutsche Automobilclub ADAC wissen und hat deshalb eine Mercedes B-Klasse, einen Renault Zoe, einen BMW 320d und einen BMW i3 unter die Lupe genommen: Welche Daten erheben die Autos und welche Daten geben sie an den Fahrzeughersteller weiter? Nicht alle der erhobenen und an den Fahrzeughersteller weitergeleiteten Daten sind ein Risiko. So ist es durchaus sinnvoll, wenn man zum Beispiel an eine fällige Wartung erinnert wird. Laut ADAC ist es jedoch wichtig, dass die Fahrzeuglenker darüber informiert werden, welche Daten das eigene Auto dem Hersteller verrät und was mit den Daten passiert: «Der Verbraucher hat nicht nur einen Anspruch über Datentransparenz. Er muss auch frei wählen können, ob und welche Daten er dem Hersteller zur Verfügung stellt. Er braucht Wahlfreiheit für den Datentransfer», so Thomas Burkhardt, ADAC-Vizepräsident für Technik. Nächste Seite: Diese Daten speichern BMW, Mercedes & Co.

Diese Daten speichern BMW, Mercedes & Co.

Mercedes B-Klasse
  • Das Fahrzeug übermittelt etwa alle zwei Minuten die GPS-Position sowie Statusdaten wie Kilometerstand, Verbrauch, Tankfüllung und Verbrauch an den Hersteller
  • Es wird die Zahl der elektromotorischen Gurtstraffungen etwa aufgrund zu starken Bremsens gespeichert
  • Fehlerspeicher-Einträge enthalten teilweise Informationen über zu hohe Motordrehzahlen. Zudem werden gefahrene Kilometer auf Autobahnen, Landstrassen und in der Stadt gespeichert. Das alles erlaubt Rückschlüsse auf den Fahrstil des Nutzers
  • Betriebsstunden der Fahrzeugbeleuchtung werden gespeichert
  • Die letzten 100 Lade- und Entladezyklen der Starterbatterie werden mit Datum und Uhrzeit sowie dem Kilometerstand abgelegt. Daraus ergeben sich Fahr- und Standzeiten
Renault Zoe
  • Renault kann das Aufladen der Antriebsbatterie via Mobilfunkverbindung jederzeit unterbinden – etwa wenn die Leasing-Rechnung für die Batterie nicht bezahlt wurde
  • Renault kann über den fahrzeugeigenen Datenbus (CAN-Bus) und der Mobilfunkverbindung beliebige Informationen mitlesen. Die Ferndiagnose ist zwar standardmässig deaktiviert, lässt sich aber vom Hersteller jederzeit einschalten
  • Bei jeder Fahrt, mindestens aber alle 30 Minuten, wird ein Datenpaket an Renault übermittelt, das mindestens die Fahrzeug-Identifizierungsnummer, diverse Seriennummern, Datum, Uhrzeit, GPS-Position, Temperatur sowie Ladung und Zellspannung der Antriebsbatterie enthält. Diese Daten können jederzeit von Renault angefordert werden
BMW 320d
Bereits im letzten Jahr hat sich der ADAC angesehen, wie auskunftsfreudig der BMW 320i und der i3 sind. Laut Automobilclub sind die Ergebnisse vom BMW 320d und der Mercedes B-Klasse im Grossen und Ganzen vergleichbar. Unter anderem folgende auffälligen Daten hat der ADAC beim 320er-BMW entdeckt:
  • Erreichte Maximaldrehzahl mit Kilometerstand sowie Anzahl der Fahrtstrecken mit bestimmter Länge, was Rückschlüsse auf den Fahrstil ermöglicht. Hierzu gehört auch die Dauer, mit der in einem bestimten Modus des Automatikgetriebes gefahren wurde sowie die Zahl der elektromotorischen Gurtstraffungen, etwa aufgrund zu starken Bremsens
  • Zahl der Verstellvorgänge des elektrischen Fahrersitzes. Das erlaubt Rückschlüsse auf die Anzahl der Fahrer eines Autos
  • Anzahl der eingelegten Medien in das CD-/DVD-Laufwerk
Beim Modell 3i interessieren BMW unter anderem detaillierte Daten der Antriebsbatterie wie den Ladezustand, der gewählte Fahrmodus, wie oft der Ladestecker eingesteckt wurde sowie die Positionen der 16 zuvor benutzten Ladestationen sowie die 100 letzten Abstellpositionen des Autos.



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