Bund 19.04.2011, 11:03 Uhr

Cyberangriffe werden gezielter und brutaler

Die Cyberangriffe in der Schweiz zielen nach wie vor auf Webseiten. Geändert hat sich die Motivation der Hacker: Statt Vandalismus geht es um Rache, Konkurrenzschädigung und um politische Überlegungen.
Zu diesem Schluss kommt der jüngste Halbjahresbericht der Melde- und Analysestelle Informationssicherung (Melani) des Bundes auf. Demnach wurden im zweiten Halbjahr 2010 wie bisher vor allem Angriffe auf die Verfügbarkeit von Webseiten und auf Netzwerke registriert. Die Motivation dafür verschiebt sich laut Melani jedoch deutlich. Angriffe auf die Verfügbarkeit von Webseiten, so genannte Distributed Denial of Service (DDoS)-Angriffe, werden in der Cyberwelt für verschiedene Zwecke benutzt. Zu Beginn erfolgten die Angriffe vor allem als einfache Vandalenakte von Internetkriminellen gegen andere kriminelle Gruppierungen oder Strafverfolgungsbehörden. Inzwischen haben sich die Absichten geändert. Man beobachtet DDoS-Attacken beispielsweise als Rachewerkzeug, für die Schädigung der Konkurrenz, für Schutzgelderpressung oder politisch motivierte Angriffe. Diese Angriffsart ist nicht neu, allerdings lassen die Qualität und die teils damit verbundenen Begleitschäden auch in der Schweiz aufhorchen. Dies zeigte sich beispielsweise bei den Angriffsaktionen gegen Schweizer Unternehmen im Zusammenhang mit dem Wikileaksgründer Julian Assange. Hier wurde vor allem Postfinance zum Opfer (Computerworld.ch berichtete damals). Derweil sind Webseiteninfektionen laut Melani momentan die meistgenutzten Verbreitungsvektoren für schädliche Software. Dabei werden Websites gehackt und mit Schadsoftware infiziert, so dass diese den Computer des Website-Besuchers beim blossen Ansurfen (Drive-by) ansteckt. Vermehrt werden Vorfälle bekannt, bei denen Websites grösserer Unternehmen Opfer solcher Angriffe werden. Mehrere politische Initiativen und Aktionen von Privaten und Behörden in Form von Sensibilisierungskampagnen versuchen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken und einen besseren Schutz zu erzielen.

Stuxnet - Angriff auf Kontrollsysteme

Ein wichtiges Thema im Jahr 2010 war auch Stuxnet. Am Beispiel dieses Computerwurms, der das Atomprogramm des Irans lahmlegte, habe sich gezeigt, dass bei entsprechend hoher Motivation und ausreichenden Ressourcen praktisch jedes System früher oder später infiltriert und sabotiert werden kann, schreibt Melani. Deshalb sei davon auszugehen, dass sich ähnliche Angriffe in Zukunft wiederholen werden. Des Weiteren untersucht der aktuelle Halbjahresbericht von Melani unter anderem die zunehmende Attraktivität von Smart-Phones für Internetkriminelle, das Cloud-Computing sowie die Veränderungen im Untergrund und die damit einhergehende Anpassung der kriminellen Geschäftsmodelle. Der vollstndige Bericht ist ab sofort auf der Homepage der Bundesstelle einsehbar.



Das könnte Sie auch interessieren