22.04.2015, 13:47 Uhr

Zuckerbergs Gratis-Internet in der Kritik

In Indien gibt es seit dem Februar Gratis-Internet von Facebook. Doch jetzt hagelt es Kritik.
Mark Zuckerberg ist mit seinem Facebook-Imperium schon als 30-jähriger Milliardär geworden. Der Harvard-Absolvent hat aus einer Stundenten-Webseite ein global agierendes Unternehmen geformt, welches die Daten von rund 1.2 Milliarden Menschen sammelt, kategorisiert, auswertet und an Werbetreibende weiterverkauft. Je mehr Menschen im Netzwerk mitmachen, umso wertvoller wird dieses. Ob diese Gedanken Zuckerberg geleitet haben, oder ob er tatsächlich altruistische Motive hatte, als er ankündigte, mit Internet.org den armen Menschen dieses Planeten gratis Internet zur Verfügung zu stellen, wird im Moment in Indien heiss debattiert.

There is no such thing as a free Lunch

Doch der Reihe nach: Internet.org ist ein Unternehmen von Facebook, dass den Benachteiligten der Welt gratis Zugang zum Internet verschafft. Die Idee dahinter: Internet.org übernimmt die Kosten für den Datenverkehr, welche die User verursachen. Grosse Telekomunternehmen können sich somit ohne Zusatzkosten bereit erklären, dieses «Internet» auf ihrem Netz anzubieten. Der Haken an der Sache: die angebotenen Dienste und Webseiten werden von Internet.org beziehungsweise Facebook kontrolliert und müssen allenfalls etwas bezahlen, um dort ihre Dienste gratis anzubieten. Inzwischen ist Internet.org in 8 Ländern aufgeschaltet und garantiert 600 Millionen Menschen Zugang zum Internet. Seit dem 10. Februar ist die «Internet.org-App» auch in Indien verfügbar. Knapp 40 Webseiten werden für Indiens arme Bevölkerung angeboten, darunter natürlich Facebook selber, Wikipedia, Bing Search sowie Übersetzungs- und News-Seiten. Auch ein Job-Vermittlungsportal ist darunter. Jedoch nicht der Branchenführer. Dies stört Netzaktivisten. So moniert Mahesh Murthy, ein einflussreicher Investor in einem Beitrag auf Qwartz, dass diese Art von Internet nur zum Vorteil von Zuckerberg gereicht und damit seinem ärgsten Konkurrenten Google Nutzer abjagen will.

Ökonomischer Rassismus

In der Tat: kein Google-Dienst ist via dem Gratis-Internet erreichbar. Murthy spricht gar von ökonomischen Rassismus, denn die Armen der Welt hätten mit diesem abgeschotteten Netz bei weitem nicht die Möglichkeiten, allenfalls die sozioökonomische Pyramide hochzuklettern, wie uns das Zuckerberg weis machen will. Im Gegenteil. Er glaubt, es gehe dem Facebook-Gründer nur darum, sein Netzwerk weiter auszubauen und den Nutzerkreis zu erhöhen. Er spricht gar von ökonomischen Rassismus und einem Arme-Leute-Internet (poor Internet for poor people). Murthy schrieb seinen Beitrag im Nachgang zu einer aufflammenden Debatte über Netzneutralität in Indien. So wurden über 750'000 Mails im Rahmen einer indischen #SaveTheInternet-Kampagne an die indische Telekommbehörde (TRAI) verschickt, in dem gefordert wird, die Netzneutralität zu sichern.

Mark Zuckerberg kontert

Mark Zuckerberg selber konterte in einem Beitrag in der Hindustan Times, in dem er sich auf den Standpunkt stellt, dass sein Projekt in keiner Art und Weise die Netzneutralität verletzt. Im Gegenteil, Facebook unterstütze sogar die Netzneutralität. Weiter schreibt er, dass es doch sinnvoll sei, gewisse Services den ärmeren Leuten gratis zu offerieren. Denn sonst hätten diese ja überhaupt keinen Zugang zum Internet.

Doch die Netz-Aufruhr scheint in Indien inzwischen so gross, dass sogar indische Firmen die Zusammenarbeit mit Internet.org aufgekündigt haben.



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