26.05.2015, 15:34 Uhr

Trojaner-Angriff auf Parlamentarier-PCs möglich

Der Cyber-Angriff auf den deutschen Bundestag schreckt Abgeordnete auf. Wäre so etwas auch in der Schweiz möglich? Wir fragten nach.
Unsicherheit im deutschen Parlament: Vorige Woche wurde ein professionell ausgeführter Cyber-Angriff aufgedeckt, der bisher ungeahnte Ausmasse annimmt. Die Attacke wird gemäss «Spiegel Online» als «schwerer Angriff» taxiert. Der Angriff könne immer noch nicht unterbunden werden. Bundestagspräsident Norbert Lammert schrieb an die Abgeordneten, dass das Ausmass des Angriffes bis zur Stunde auch nicht vollständig ermittelt werden könne. Klar scheint bisher lediglich, dass die Rechner von Bundestagsabgeordneten von einem Trojaner befallen wurden, und das bereits seit Anfangs Mai.  «Zeit Online» vermeldet ebenfalls, dass der Trojaner immer noch nicht gestoppt werden könne. Über das Ziel des Angriffes herrscht weiterhin Unklarheit. Unklar ist auch, ob und wohin Daten abfliessen. Im Bundestag spricht man von einem «Trojaner mit Geheimdienstcharakter», der von Experten eingeschleust worden sein müsse. Die Informatiker des Bundestages fürchten, dass es noch «mehrere Wochen» dauern könne, bis der Trojaner blockiert wird. 

Bundesversammlung sicher?

Die Schweiz steht zwar auf der weltpolitischen Bühne nicht so exponiert wie Deutschland da. Wie Edward Snowden vor Kurzem dem Westschweizer Fernsehen RTS in einem Interview bestätigte, sei die Schweiz dennoch eine internationale «Spionage-Drehscheibe». Hierzulande sei gemäss Snwoden seit jeher ein attraktiver Standort für die Nachrichtendienste aus der ganzen Welt - und Bern wegen des diplomatischen Parketts exponiert.  In Bern erscheint neben zahlreichen diplomatischen Niederlassungen auch der National- und Ständerat für Angriffe aus dem Ausland anfällig. Um die technische Sicherheit der Parlamentarier kümmert sich das Bundesamt fr Informatik und Telekommunikation (BIT). Mit rund 1'000 Mitarbeitern sorgt dieses unter anderem bei der gesamten Bundesverwaltung für den «Betrieb von Datennetzen und Telekommunikations-Infrastrukturen». Computerworld wollte vom BIT wissen, ob und wie Schweizer Politiker vor einer Attacke geschützt sind. Dort gibt man sich «aus Sicherheitsgründen» bedeckt und erteilt dementsprechend spärlich Auskunft.  Computerworld wurde mitgeteilt, dass das BIT für einen Trojaner-Befall über ein Sicherheits-Dispositiv verfügt und Parlamentarier in Sicherheitsfragen geschult werden. Den Politikern im National- und Ständerat ist es gemäss Marie-José Portmann vom BIT zudem nicht möglich, sich in das Netz der Bundesverwaltung einzuloggen. Damit Politiker der Bundesversammlung nicht mit einem Notebook voller Viren und Trojaner das parlamentsinterne Netzwerk fluten, erhalten diese eine «Sicherheits-Software». Den Politikern bleibt aber die Wahl, ob sie sich «für eine Kreditvergabe» - also einer Eigenbeschaffung - oder eine vom BIT abgegebene IT-Ausrüstung entscheiden. Marie-José Portmann betont, dass die vom BIT abgegebene IT-Ausrüstung «entsprechend geschützt» sei. Die Möglichkeit, sich per «Kreditvergabe» eine eigene Sicherheits-Ausrüstung zu besorgen, legt die Vermutung nahe, dass auch Schweizer Politiker im Falle einer Gross-Attacke auf dem falschen Fuss erwischt werden können. 



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