12.01.2017, 14:30 Uhr

Schweizer Hürden für das «Smart Home»

In der Schweiz könnten dank IoT in sogenannten «Smart Homes» viel Energie gespart werden. Allerdings fehlen die nötigen Anreize für Hausbesitzer, haben ETH-Lausanne-Forscher festgestellt.
Die notwendigen Technologien für energiesparende smarte Gebäude gibt es bereits, aber die Systeme setzen sich in der Schweiz nur sehr langsam durch. Einen Grund dafür sehen Forschende darin, dass Liegenschaftsbesitzer kaum Anreize zum Umrüsten haben. Das sogenannte «Internet der Dinge», also vernetzte Geräte und Installationen, könnte den Energieverbrauch von Haushalten senken und dabei noch den Wohnkomfort erhöhen. Die Technologien für ein solches «Smart Home» existieren, aber sie finden nur schleppend den Weg in die Wohnrealität, auch in der Schweiz. Warum das so ist, haben Forschende der ETH Lausanne (EPFL) um Georgios Lilis untersucht. Von den Ergebnissen berichten sie im Fachblatt «Sustainable Cities and Society». Eines der Hauptprobleme sei demnach die Vielfalt der alten Steuerungssysteme, die umgerüstet werden müssten, und die Vielfalt der neuen, smarten Systeme auf der Angebotsseite, wie ein Artikel im Magazin «Horizonte» des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) beschreibt. «Die älteren Systeme auf einen Schlag mit smarten Steuerungen zu ersetzen ist für Liegenschaftsbesitzer meist nicht attraktiv und zu komplex», erklärte Elektroingenieur Lilis laut dem Artikel. Nächste Seite: Brücke zwischen alten und neuen Systemen

Mischung aus alt und neu

Die EPFL-Forschenden schlagen in ihrer Studie als Lösung einen sanfteren Übergang vor: Wenn Steuerungen nach und nach ersetzt werden, lassen sich auch Gebäude mit älterer Technik ohne massive Investitionen umrüsten. Dafür brauche es neuartige Schnittstellen, die eine Dolmetscherfunktion zwischen alten und neuen Systemen erfüllen. «Die EPFL-Studie schlägt eine gute technische Lösung vor», liess sich Roy Smith von der ETH Zürich im «Horizonte»-Artikel zitieren. Sie löse aber nur einen kleinen Teil des Problems. Die weitaus grössere Hürde sieht er in der Struktur des Schweizer Wohnungsmarkts: Die Schweizer sind grösstenteils Mieter, die die Energieversorgung selbst oder als Teil der Nebenkosten zahlten.

Kaum finanzielle Anreize

Die notwendige Struktur für ein smartes Zuhause müssten aber die Liegenschaftsbesitzer zur Verfügung stellen. «Für sie gibt es jedoch kaum finanzielle Anreize, ältere Strukturen smart zu machen und so Energiekosten zu sparen», so Smith. Eine Möglichkeit, das zu ändern, sieht der Experte nur auf Gesetzesebene mit strengeren Regelungen für Energieverbrauch und Bauvorschriften. «Ein Mieter kann mit einem smarten System vielleicht nur rund 20 Prozent an Heiz- und Stromkosten sparen», so der ETH-Forscher. Doch würde ein ganzes Land seinen Energieverbrauch um 20 Prozent senken, falle das stark ins Gewicht.



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