26.05.2017, 15:00 Uhr

Neues EU-Projekt will Bürgern Daten entlocken

Ein neues Projekt der EU soll Bürgerinnen und Bürger dabei helfen, die Herrschaft über ihre tagtäglich angehäuften Datenberge zurückzuerlangen. Wer dabei mitmacht, muss der EU aber Einsicht in seine Daten erlauben.
Die enormen Datenmengen, die Menschen heute jeden Tag produzieren, haben das Potenzial, das Leben der Bürger in modernen Grossstädten zu verbessern. Das Problem ist nur, dass die meisten Menschen persönliche Informationen nicht einfach preisgeben wollen. Deshalb hat die EU-Kommission das Projekt Decentralised Citizen Owned Data Ecosystem (DECODE) initiiert. Dabei sollen die Einwohner verschiedener europäischer Städte ihre Daten unter besonderen technischen Sicherheitsvorkehrungen freiwillig an ausgewählte Firmen und Behörden liefern. Erste Testläufe sind bereits Ende 2017.

Freiwillige Datenlieferung

«Die Menschen haben die Kontrolle über ihre Daten verloren», heisst es auf der DECODE-Projektwebsite. Das sei schlimm für die Privatsphäre und bedeute oft den Verlust der Sicherheit in Bezug auf die eigene Online-Identität. Ziel der gross angelegten EU-Initiative sei es deshalb, neue Wege und Technologien zu erproben, die den Leuten wieder mehr Kontrolle über persönliche Daten geben. «Wir wollen diese Technologien, die wir entwickeln, in zwei Pilotstädten testen und dabei herausfinden, welche sozialen Vorteile die weitverbreitete Verwendung von offenen gemeinschaftlichen Daten haben kann», so die Initiatoren. Diese scheuen sich auch nicht, Themen wie die zunehmende Vernetzung im Internet der Dinge, die Hackern grossteils Tür und Tor öffnen, offen als «ernsthaftes Problem» anzusprechen. «Die Fragmentierung des aktuellen digitalen Ökosystems ist derart hoch, dass es keine einheitliche Lösung gibt, um Daten auf allen verschiedenen Geräten, die die Menschen verwenden, schützen zu können. Das unterminiert das Vertrauen zwischen Bürgern und öffentlichen Institutionen und Unternehmen, das für das Funktionieren einer kollaborativen Gesellschaft unumgänglich ist», betont das Projektteam.

1000 Bürger pro Stadt

Starten soll DECODE, das von der EU-Kommission mit fünf Mio. Euro gefördert wird, offiziell Ende des Jahres in Amsterdam und Barcelona. Dort sollen dann jeweils 1000 Bürger eine spezielle App zur Verfügung gestellt bekommen, über die sie Daten über sich und ihre Aktivitäten und Vorlieben an ausgewählte Firmen und Regierungsgruppen schicken können. «Damit können wir ihnen helfen, Produkte und Services zu entwickeln, die das Leben in diesen Städten verbessern», ist das Projektteam überzeugt. Um Sicherheitsbedenken vorzubeugen, kann jeder Teilnehmer genau festlegen, wie viele seiner persönlichen Informationen er im Rahmen des Projekts preisgeben will und an wen diese gehen sollen. «Die Daten werden zudem in einer sicheren Blockchain gespeichert, derselben Sicherheitstechnologie, die auch bei Bitcoin-Transaktionen zum Einsatz kommt. Dadurch bleiben sie geschützt und können keinem individuellen User zugeordnet werden», verspricht man bei DECODE.



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