29.02.2016, 11:47 Uhr

Kanton Zürich stellt vollständiges Abstimmungsarchiv online

Von der liberalen Kantonsverfassung im Jahr 1831 bis zur aktuellen Durchsetzungsinitiative: Sämtliche Resultate zu den Abstimmungen, über die sich die Zürcher Stimmberechtigen geäussert haben, sind nun in einer Online-Datenbank zugänglich.
Im Jahr 1831 stimmten die Zürcher der neuen liberalen Kantonsverfassung zu. Es war ein überaus klarer Entscheid, der mit 40'500 zu 1700 Stimmen gefällt wurde. Das zeigt die Online-Datenbank, die das Statistische Amt des Kantons Zürich und das Staatsarchiv zusammengestellt haben. Diese umfasst alle Ergebnisse der Zürcher Abstimmungen. Zudem enthält die nun komplette Sammlung im Internet auch weitere Dokumente: So wurden beispielsweise die Abstimmungszeitungen digitalisiert, soweit sie verfügbar waren.

«Von den Kanzeln zu verlesen»

Zur ersten kantonalen Abstimmung über die liberale Verfassung vor 185 Jahren ist etwa das Dokument «Einleitung zur Bekanntmachung der Kantonsverfassung» einsehbar, das die «Rathsversammlung» am Donnerstag, «den 10ten März 1831», verabschiedet hatte. Dieser Bericht über die Kantonsverfassung war danach "Sonntags den 13ten dieses Monaths durch unser wohlerwürdigen Pfarrherrn von den Kanzeln zu verlesen", wie es im Dokument heisst. Und weiter: «Prüfet nun, wehrte Mitbürger, die Verfassung, welche wir Euch hiermit vorlegen.» Falls das Gute darin überwiege, «so ertheilt ihr in Euern Versammlungen, deren Abhaltung auf Sonntag den 20sten des Monats Morgens um 10. Uhr gebothen ist, (...) Euere Genehmigung».

Gegen Maikäfer und liederlichen Lebenswandel

Seit 1831 hatte das Zürcher Stimmvolk, das bis am 15. November 1970 nur die über 20-jährigen Männer umfasste, oft über sehr grundsätzliche Geschäfte zu befinden, wie das Statistische Amt und das Staatsarchiv in einer Medienmitteilung am Montag festhalten. Dabei gab es auch immer wieder Vorlagen, die aus heutiger Sicht eher fremd anmuten. 1871 stimmten die Zürcher beispielsweise mit 90 Prozent Ja-Stimmen dem «Konkordat über Massnahmen zur Vertilgung der Maikäfer» zu. Ganz knapp - und entgegen der Empfehlung des Kantonsrates - hiessen die Männer drei Jahre später die «Errichtung staatlicher Korrektionsanstalten» gut. Diese waren, wie es damals hiess, für Individuen mit liederlichem, arbeitsscheuem oder ausschweifendem Lebenswandel gedacht. 1913 sprach sich das Zürcher Stimmvolk gegen ein neues Strassenverkehrsgesetz aus, das die Einführung von Führerprüfungen vorgesehen hatte. In den 1920er Jahren befanden die Männer im Kanton Zürich zum ersten Mal über das Frauenstimmrecht - und verwarfen es mit einem Nein-Stimmenanteil von über 80 Prozent.

Weitere Online-Sammlungen geplant

Der Kanton Zürich komme mit dem Abstimmungsarchiv «dem grossen Bedürfnis nach historischen Online-Datenstämmen» nach, heisst es in der Mitteilung. Weitere derartige Angebote seien bereits im Netz oder würden in den kommenden Monaten realisiert oder geplant. So wird das Staatsarchiv noch im laufenden Jahr die Gesetzestexte der sogenannten Offiziellen Sammlung publizieren. Die Anfänge reichen auch hier bis ins 19. Jahrhundert zurück. Zudem wird derzeit ein Verzeichnis aller ehemaligen Mitglieder des Zürcher Kantonsrates geplant, das einfach im Internet zugänglich sein wird. Das Abstimmungsarchiv gibt es auch als Open Government Data auf Opendata.swiss.



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