13.11.2015, 15:20 Uhr

Berner Stadtrat will Microsoft-Alternative

Der Berner Stadtrat hat den Gemeinderat beauftragt, ein Projekt für eine Ablösungsstrategie von Microsoft-Produkten zu erarbeiten.
2017 soll die Berner Stadtverwaltung 750 neue Desktops, 250 Laptops, 1000 Thin-Clients und rund 2200 Monitore erhalten. Dazu soll die Citrix-Inftastruktur ausgebaut und die neuen Windows-Lizenzen gekauft werden. Für das Projekt mit dem Namen CLIMB hat der Berner Gemeinderat dem Stadtrat einen Verpflichtungskredit von 6,4 Millionen Franken beantragt. Doch dem Stadtrat hat der Vorschlag nicht sonderlich gefallen. Zwar genehmigte er den Kredit, beauftragte den Gemeinderat mit 53 zu 11 Stimmen aber auch deutlich, ein Alternativprojekt auszuarbeiten, das ohne Microsoft- und Citrix-Produkte funktioniert. Der Gemeinderat hat nun bis Ende Februar 2016 zeit, einen «angemessenen Projektierungskredit» dafür zu beantragen. Ende 2017 musss der Gemeinderat seine Ablösungsstrategie inklusive Proof-of-Concept entwickelt haben, sagt uns der Berner EVP-Nationalrat Matthias Stürmer am Telefon. Zur Ablösungsstrategie soll auch gehören, dass die Ende 2018 auslaufenden Verträge für Microsoft-Produkte nicht automatisch verlängert werden. Stattdessen sollen ihre Funktionen ab 2019 offen und produktneutral ausgeschrieben werden. Ohnehin dürfen grundsätzlich ab sofort nur noch plattformunabhängige Fachanwendungen beschafft und eingeführt werden, schreibt der Stadtrat.

Auch Wartung wird überprüft

Daneben beriet der Stadtrat über einen Verpflichtungskredit in Höhe von 2,4 Millionen Franken für die Erneuerung der Softwarewartung für die nächsten drei Jahre. Auch hier genehmigte er den Kredit, passte den Vortrag aber an. Der Gemeinderat wollte für das Projekt die Abtretung der Kreditkompetenz zum Eingehen eines Wartungsvertrags für die Jahre 2019 bis 2021. Das lehnte der Stadtrat ab, weil er auch hier nach Ablauf des Vertrags die Möglichkeit haben will, die heute im Einsatz befindlichen Microsoft-Produkte herstellerneutral ausschreiben zu können. Weil Infrastruktur und Wartung ohnehin die gleichen Produkte betrifft, hätte der Gemeinderat auch nur einen Verpflichtungskredit stellen können. Matthias Stürmer kennt den Grund, warum er dies nicht tat: «Dann hätte das Geschäft über 7 Millionen Franken gekostet und es hätte eine Volksabstimmung gebraucht.» Da rechnete sich der Gemeinderat wohl nicht die besten Chancen aus. Nun muss er aber dennoch eine Alternative zu Microsoft anbieten beziehungsweise dem Stadtrat vorrechnen, was eine Microsoft-freie Zukunft kosten würde. Ob die Stadt Bern in Zukunft auf Open-Source setzt, dürfte sich 2018 entscheiden.



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