22.04.2015, 09:20 Uhr

Swisscom und ipt gewinnen Preis mit ServiceNow

Swisscom und ipt haben eine IT-Lösung zum Bereitstellen von Kommunikationsinfrastruktur für das VBS entwickelt und umgehend einen internationalen Preis abgeräumt.
Swisscoms Patrick Joder und Christian Tübing von ipt mit dem ServiceNow-Preis
Die Management-Plattform ServiceNow lässt sich neu aus Schweizer Rechenzentren der Swisscom beziehen. Mit der Technologie hat der Telekommunikationskonzern gemeinsam mit dem Partner ipt eine Lösung für das VBS (Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport) realisiert: «BoostGDN» (General Defense Network). Die Plattform dient dem Bestellen von temporären Kommunikationsleitungen für zum Beispiel Grossübungen, Spezialeinsätze oder WKs. Das erklärten Swisscoms Patrick Joder und Christian Tübing von ipt an der ServiceNow-Hausmesse «Knowledge» in Las Vegas.

E-Mail und Excel abgelöst

Im Gespräch mit Computerworld führten die Projektmanager aus, dass viele Workflows bei Kunden bis anhin auf E-Mails und Excel-Tabellen basierten. «Wenn für eine Übung im Feld eine Telefonleitung oder ein Fax benötigt wird, müssen Genehmigungen eingeholt und Koordinaten kommuniziert werden», skizzierte Joder einen Praxisfall. In dem neuen Portal sind die erforderlichen Workflows hinterlegt und Freigabeprozesse implementiert. Die Anfrage wird über das Portal genehmigt, wobei der Benutzer jederzeit den Fortschritt seiner Bestellung prüfen kann. Im Hintergrund sammelt das System die notwendigen Informationen für den Kunden und das Billing. Sie generiert PDF-Belege, die anschliessend per Mausklick freigegeben werden können. Wie Joder erklärte, würden vom VBS jährlich über 2000 temporäre Kommunikationsleitungen bestellt. Bei den ersten Orders hätte sich das Portal bereits bewährt, ist es doch erst seit Ende März diesen Jahres in Betrieb.

Ausgezeichnete Business-IT

Das Schweizer Projekt wurde an der globalen Hausmesse von ServiceNow viel gewürdigt. Für die Lösung erhielten die Realisierungspartner Swisscom und ipt den europäischen «Innovation of the Year Award». Der Anbieter anerkannte damit auch die elektronische Umsetzung eines Business-Prozesses in einem sensiblen Umfeld. Nächste Seite: Swisscoms Cloud-Strategie Die Partner Swisscom und ipt wissen, dass ein Behörden-Projekt auf der globalen ServiceNow-Plattform niemals zustande gekommen wäre. Unter der Voraussetzung, dass die Swisscom die Backend- und Workflow-Systeme von ServiceNow aber innerhalb der eigenen Schweizer Infrastruktur betreibt, liess sich das Projekt aber realisieren. 

Ämter und Banken in die Cloud

Die Swisscom-Implementierung von ServiceNow hat laut Felix Bossart grosses Potenzial. Der Head of Business Generation & Business Development sieht in erster Linie Kunden aus den öffentlichen Verwaltungen, dem Finanz- und Gesundheitswesen als Zielgruppe. Für alle Sparten stand eine Cloud-Lösung bis anhin nicht zur Diskussion – unter anderem wegen der Compliance- und Datenschutzvorschriften. «Mit dem Betrieb der Lösung in den Schweizer Rechenzentren ist ServiceNow neu eine praktikable Option für Unternehmen mit sensiblen Daten», sagte Bossart. Dabei könne das nun prämierte Projekt durchaus eine Signalwirkung haben. Die Wurzeln von ServiceNow sind in der Informatik. Laut Bossart ist die Plattform aber durchaus geeignet, auch den Fachbereichen in den Anwenderunternehmen die Arbeit zu erleichtern, also auch Business-Prozesse verschlanken. In den bisherigen Projekten hat er erfahren, dass sich Vorhaben insbesondere rasch umsetzen lassen: Wenn ein Fachbereich eine Problemstellung skizziere, benötigt ein versierter Entwickler lediglich einige Tage, um einen lauffähigen Prototyp zu programmieren. Dann seien oftmals selbst die Führungskräfte aus den Fachbereichen beeindruckt. Denn: Mit anderen Informatik-Tools müssten statt Tagen eher Wochen veranschlagt werden. Der Betrieb von Cloud-Lösungen in lokalen Rechenzentren – in der Schweiz bei Swisscom – schränkt selbstredend das Konzept «Software as a Service» ein. Swisscoms Bossart verspricht zwar grosse Skalierbarkeit. Aber auch er muss auf seine Kosten kommen. «Swisscoms ServiceNow ist etwas teuer als die öffentliche Cloud von ServiceNow selbst», sagte ipts Christian Tübing. Die Kunden erhielten für den Mehrpreis aber lokalen Betrieb, Support von Schweizer Spezialisten und ein flexibleres Lizenzmodell. Alles drei könnte der US-Anbieter selbst mit seinen Rechenzentren in Genf und Zürich nicht leisten.



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