23.06.2015, 18:46 Uhr

Oracles Cloud Services - Was spricht dafür, was dagegen?

Oracle öffnet sich für Drittanbieter und wirft Amazon den Fehdehandschuh hin. Der US-Konzern war schon immer top, für den hochambitionierten Larry Ellison aber nie top genug. Das plant der Oracle-Boss.
Oracle stellt seine bislang als separate Appliances vermarketen «Engineered Systems» in die Cloud. Allen voran die Datenbank-Appliance Exadata - jetzt Database Cloud Exadata Services - die sich von allen Appliances auch in der Sc hweiz am Besten verkauft hat. Kein Wunder, stecken dahinter doch die aktuellen Oracle-Datenbanken der 11er- und 12er-Serie, optimiert auf die zugrunde liegende Hardware.

Totale Konvergenz: cloud & on-prem

In Sachen Funktionalität, Verfügbarkeit und Performance sollen sich die Cloud- und die On-premise-Version nicht unterscheiden. Zum Funktionsumfang gehören unter anderem In-Memory, Real Application Clusters, Automatic Storage Management, OLAP und Analytics. Für Oracle spricht die totale Konvergenz zwischen cloud und on-premise. So lässt sich zum Beispiel recht flott eine Datenbank von den eigenen Servern in die Cloud verschieben, und umgekehrt. Oracle-CTO Larry Ellison hat das selbst oft genug live demonstriert. Für hybride, skalierbare Szenarien ist das ein grosser Vorteil. Die Big Data/SQL Cloud Services liefen als präkonfigurierte Hardware/Software-Appliance eher zögerlich. Sie unter einem «Bezahlen-nach-Verbrauch»-Modell in die Cloud zu stellen, ist verkaufstechnisch ein guter Schritt, von dem auch die Kunden profitieren. Die Services kombinieren Hadoop-Cluster und NoSQL-Datenbanken für semi- und unstrukturierte Daten zu einen, laut Oracle, "umfassenden Big Data Management System".

Oracle: Wir lieben den Stack

Mit den neuen Archive «Storage Cloud Services» positioniert sich Oracle konfrontativ in Konkurrenz zu Amazon, dem Marktführer punkto Cloud Storage. Für CTO Larry Ellison  geht es dabei zwar auch, aber sicher nicht nur um Storage. Oracle ist in der glücklichen Lage, von Server, Storage, Betriebssysteme, Middleware, Datenbank bis hin zu Business-Applikationen mitsamt der zurzeit populärsten Programmiersprache der Welt - Java - alles aus eine Hand anbieten zu können. Oracle bedient den gesamten Stack von ganz unten bis ganz oben, und kann die Komponenten/Layer optimal aufeinander abstimmen. Ausser IBM und, mit Einschränkung, Apple ist kein anderes Unternehmen der Branche dazu in der Lage.

Offen für Drittanbieter

Punkto Cloud Storage hat Oracle die Lösung des High-Performance-Storage-Anbieter NetApp integriert. Dessen Archivlösung AltaVault passt sich in die Archivierungscloud aus Redwood Shores ein. Auch Symantec ist bereits mit seinem NetBackup mit im Boot. Weitere Lösungen und Anbieter werden sicher folgen, wirkt Oracle mit der Integration von Drittanbietern doch dem Schreckgespenst des Vendor Lockin entgegen. Für einige Oracle-Kunden hat die eigentlich vorzügliche «Alles aus einer Hand»-Strategie des Herstellers - alles von Hardware bis Apps - immer noch diese eher unangenehme Kehrseite. Seit Herbst letzten Jahres ist Ellison «nur noch» CTO. Dieser Wechsel markiert auch einen strategischen Schwenk. Als CEO hatte Ellison mit seine One-Man-Show «Einer gegen Alle», wohl nicht nur der Konkurrenz, sondern auch einigen Kunden das Fürchten gelehrt.

Neuer Markt: Prozess-Automatisierung

Mit seinem Process Cloud Service stösst der Anbieter ausserdem in einen neuen Markt vor, den er bislang noch nicht besetzt hatte: Geschäftsprozess-Management as a Service. Eine Domäne, wo die deutsche Software AG seit Jahren unterwegs ist. Der durchschlagende Erfolg blieb jedoch bis jetzt aus. Als weiteres Cloud-Service-Angebot unter vielen ist Prozess-/Workflow-Management aber sicher sinnvoll. Programmierkenntnisse sind für Oracles Workflow Management nicht erforderlich. Es handelt sich um ein Angebot fürs Business und für Fachabteilungen. Oracle spricht von «zero-code», Prozessautomatisierung und auch von mobilen Workflows. Das Service-Paket soll den gesamten Lifecycle von Geschäftsprozessen abdecken.

Integration: Drittanbieter & hybride Cloud

Eine weitere neue und sehr wichtige Cloud-Komponente sind die Oracle Integration Cloud Services, die Cloud, On-premise und die Lösungen von Drittanbietern verwalten. Die Integrationsdienste sind demzufolge ein weitgehend herstellerunabhängiges Managementwerkzeug für die hybride Cloud. Jedenfalls könnten sie das werden, wenn Oracle weitere Drittanbieter integriert. Die Integration Services basieren auf den Basisfunktionalitäten der Oracle SOA Suite (Software oriented Architecture), sozusagen die Mutter der privaten, unternehmensinternen Cloud. Oracle hat über die Jahre Dutzende von Softwarefirmen akquiriert. Ein beliebtes Argument bestand darin, dem Anbieter unvollständige Integration der vielen hundert Softwarekomponenten vorzuwerfen. Middleware und Integrationssuiten wie diese sind das Mittel der Wahl, dieses nicht völlig aus der Luft gegriffene Argument zu entkräften.



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