IBM Schweiz 11.11.2015, 11:20 Uhr

5 disruptive Umwälzungen

Auf Schweizer Unternehmen kommen weitreichende Veränderungen zu, weiss IBM. An der Hausmesse «BusinessConnect» skizzierten hiesige Manager fünf disruptive Umwälzungen.
Die 2010-er Jahre sind für IBMs Schweiz-Chef Thomas Landolt das Jahrzehnt der «Momentanisierung». Dank der Technologie können Menschen heute in jedem Moment ein Treffen vereinbaren, in jedem Moment Nachrichten aus aller Welt lesen und in jedem Moment im Web einkaufen. Die Verbraucher erwarteten die gleiche Kurzfristigkeit von den Unternehmen: «Eine Antwort des Kundendiensts darf höchstens eine Stunde auf sich warten lassen», sagte Landolt an der IBM-Hausmesse «BusinessConnect» am Dienstag in Zürich. Big Blue wolle den Schweizer Unternehmen helfen, diese Erwartungshaltung zu erfüllen.
Die rund 400 Teilnehmer an der «BusinessConnect» haben sich in den vergangenen Jahren allesamt mit der Digitalisierung ihrer Geschäfte befasst. Davon geht Computerworld aus. Die Kurve offenbar nicht gekriegt hat der Traditionskonzern Kuoni. Das Unternehmen hatte Anfang Jahr erklärt, sein gesamtes Reiseveranstaltergeschäft verkaufen zu wollen. Im Juni wurde das Europageschäft veräussert, für das Asien-Business werden weiterhin Käufer gesucht. Als einen Grund für das Abstossen des Privatkundengeschäfts wird die wachsende Konkurrenz durch Web-Anbieter und Start-ups wie Airbnb angesehen. Kuoni war für IBMs Peter Kasahara von ein Beispiel, wie es auch anderen Schweizer Unternehmen ergehen könnte, die die Digitalisierung ihres Geschäfts versäumten. Ganz akut drohe beispielsweise durch den Taxidienst Uber eine Gefahr: In Basel und Zürich könnten Verbraucher bereits Glacé bei den Fahrern bestellen und liefern lassen, warnte Kasahara die Vertreter von Logistik- und Transportbetrieben. Beim zweiten Hinsehen haben sie wohl noch ein halbes Jahr Zeit, denn im Winter wird kaum viel Glacé konsumiert. Allerdings bringt Uber vermutlich auch bald Pizza, Post und Sushi. Nächste Seite: fünf disruptive Umwälzungen Die «Uberisierung» der Wirtschaft ist allerdings nur eine Bedrohung für das künftige Geschäft Schweizer Unternehmen, so Kasahara. Der Business Analytics & Strategy Services Leader bei IBM Schweiz skizzierte fünf disruptive Entwicklungen, die das Business heute schon im Blick haben sollte, um morgen noch erfolgreich zu sein.
1. Investmentfirmen: Milliardenschwere Fondsgesellschaften beteiligen sich an traditionellen Unternehmen. Beispielsweise hält Cevian Capitalsignifikante Anteile an den Schweizer ABB und Panalpina, den deutschen Konzernen Bilfinger sowie ThyssenKrupp und Danske Bank sowie Volvo in Skandinavien. Erst im Juni dieses Jahres veräusserte die Private-Equity-Firma PAI Partners den Logistikdienstleister Swissport für 2,7 Milliarden Franken an die chinesische HNA Group – ebenfalls eine Beteiligungsgesellschaft. Angesichts dieser Entwicklungen muss laut Kasahara sich die Schweizer Wirtschaft vorbreiten, wenn die Aktivitäten von rein kapitalgetriebenen Gesellschaften zunehmen. Er stellte die Frage nach den makroökonomischen Auswirkungen, wenn die 25 grössten Unternehmen hierzulande übernommen würden. 2. Technologiekonzerne: Unternehmen wie Amazon und Apple beschränken sich nicht mehr auf ihr Kerngeschäft. Der frühere Online-Buchhändler ist zu einem virtuellen Warenhaus geworden, das auch Computing-Power vermietet und demnächst auch den lokalen Händler konkurrenzieren will: So testet AmazonFresh in Grossbritannien seit September die Lieferung von Lebensmitteln. Dort schon präsent ist Apple mit der Payment-Funktion für das iPhone, eine Kampfansage an Banken und Finanzdienstleister. Auf Apples Watch reagierte die (Schweizer) Uhrenindustrie mit eigenen Smartwatches – zumindest Swatch und Tag Heuer. Trotzdem droht nach den Worten Kasaharas eine Gefahr: Allein mit dem Zuwachs an Marktkapitalisierung pro Quartal könnte Apple problemlos Swatch übernehmen. 3. Digital-Start-ups: Reine Internet-Unternehmen stellen je länger, je mehr die traditionellen Geschäftsmodelle infrage. Beispiele aus der Unterhaltungsindustrie sind Netflix und Spotify, aus der Reisebranche Airbnb, Kajak, Travelocity, Trivago und Wayblazer. Die neuen Player profitieren davon, keine Altsysteme teuer pflegen zu müssen, sondern die Cloud günstig nutzen zu können und den Verbraucher via Web direkt bedienen zu können. 4. asiatische Internet-Giganten: Die meisten bekannten Newcomer stammen aus dem US-amerikanischen Raum. «Die künftige Konkurrenz für Schweizer Unternehmen ist womöglich nicht in Europa oder USA», sagte Kasahara. Riesige Internet-Unternehmen gäbe es auch in Asien. Dort konkurrenzierten Alibaba und Flipkart.com zum Beispiel Amazon, Baidu tritt gegen Google an und Didi Kuaidi partnert mit dem mit US-amerikanischen Start-up Lyft gegen Uber. 5. Cyber-Angriffe: Ein bedrohliches Ausmass haben in diesem Jahr die Hacker-Angriffe auf Online-Plattformen angenommen: eBay verlor 145 Millionen Kundendaten, Ashley Madison 37 Millionen und das US-amerikanische Personalamt 21,5 Millionen. Aber nicht nur in der virtuellen Welt droht Identitätsverlust, wusste Kasahara: Bei kontaktlosen Kartenzahlungen im Ladengeschäft kann ein Hacker via NFC die Kreditkartendaten auslesen und sie für seine Zwecke einsetzen. Einen Schutz bietet das Schweizer Start-up BrainSource. Durch eine patentierte Schutzfolie fürs Portemonnaie lassen sich Hackangriffe abwehren.



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