Axa Winterthur, Swiss Re 02.11.2016, 17:03 Uhr

Prototypen für InsurTech

Das Schweizer Versicherungswesen startet gemächlich in das digitale Zeitalter. Projekte von Axa Winterthur, Swiss Re und anderen wurden an der ersten «InsurTech»-Konferenz gezeigt.
Die Schweizer Versicherungskonzerne verdienen an Policen offenbar weiterhin gutes Geld. Die Digitalisierung der Branche kommt nur langsam voran, da auch die internationalen Player oder Start-ups noch keinen grossen Druck ausüben. Schweizer Jungunternehmen wie FinanceFox oder Knip setzen auf Partnerschaften mit den etablierten Konzernen statt auf Konkurrenz. In dieser Situation trafen sich 250 Experten aus der Versicherungswirtschaft an der ersten «InsurTech»-Konferenz in Zürich. Sie blickten auf einige Prototypen für Versicherungsprodukte der Zukunft. Axa Winterthur lancierte an dem Anlass ein neues Versicherungsangebot für die Schweiz. Der Service «Axa Sure» soll es Verbrauchern erlauben, die Versicherungsdeckung von wertvollen Gegenständen in ihrem Haushalt zu prüfen. Der Check funktioniert via Smartphone, sagte Lorenz Hänggi, Head of ICT Innovation Engineering bei Axa, an der Konferenz. Dafür fragt die «Axa Sure»-App rund 800 Versicherungsbedingungen ab. Für diesen Prozess würde sonst ein Versicherungsberater kontaktiert werden müssen.
Laut Carola Wahl von Axa ist die Schweiz ein Pilotmarkt für «Axa Sure». Der Axa-Konzern plane, den Versicherungs-Check weltweit auszurollen. Auch wollten Axa Winterthur und das französische Mutterhaus Axa Kooperationen mit Start-ups und branchenfremden Firmen nutzen, um ihr Geschäft auf das veränderte Kundenverhalten einzustellen. Konzernintern forsche Axa ausserdem in Innovationsteams und Laboren an neuen Produkten, sagte die Leiterin Transformation and Market Management. «Die Old Companies können überleben, wenn sie sich adaptieren», lautete ihre Zielvorgabe für den Axa-Konzern. Nächste Seite: Blockchain bei Swiss Re Diverse Innovationsprojekte laufen offenbar auch bei einem weiteren Vertreter der «Old Companies» der Schweizer Versicherungsbranche: Swiss Re. Der Konzern hatte erst in der vergangenen Woche einige Einblicke in Projekte mitIBMs Watson-Technologiegegeben. An der «InsurTech»-Konferenz sagte Paul Meeusen, dass Swiss Re auch Fortschritte beim Testen von Blockchain-Technologie für das Versicherungsgeschäft mache. Unter dem Dach der B3i (Blockchain Insurance Industry Initiative) arbeitet der Rückversicherer (offiziell erst seit Mitte Oktober dieses Jahres) gemeinsam mit Aegon, Allianz, Munich Re und Zurich an Lösungen auf Basis der Blockchain.
Die Projekte bei Swiss Re sind tatsächlich noch recht neu. «Vor einem Jahr hatte ich noch nichts von Blockchain gehört», gestand Meeusen. Mittlerweile habe ihn die Technologie aber überzeugt, denn das Versicherungsgeschäft bestehe aus vielen komplizierten Prozessen, die sich auch einfacher Abbilden liessen. «22 Seiten Versicherungsbedingungen können durch nur 1 Seite mit Smart Contracts ersetzt werden», nannte der Head Finance and Treasury Services ein Beispiel. In Smart Contracts lassen sich Geschäftsregeln hinterlegen, die automatisch ausgeführt werden, wenn bestimmte Bedingungen gegeben sind.
Die Engagements von FinanceFox, Knip, Axa und Swiss Re für den Versicherungsmarkt Schweiz wusste Christina Kehl von Swiss Finance Startups durchaus zu schätzen. Sie mahnte jedoch, dass «die Schweiz noch zu langsam bei Innovation ist». Der Finanzplatz laufe Gefahr, vom globalen Wettbewerb abgehängt zu werden. Denn das internationale Umfeld entwickle sich in einem rasanten Tempo weiter, sagte die Präsidentin des Verbandes Swiss Finance Startups. Die «InsurTech»-Konferenz kommt als Plattform für den Austausch in der Versicherungsbranche offenbar an. Mitveranstalter Rino Borini hatte für den ersten Anlass mit 150 Teilnehmer gerechnet. Letztendlich war die Konferenz mit 250 Teilnehmern ausverkauft, wie er der Computerworld sagte. Eine Neuauflage im nächsten Jahr werde nun schon geplant.



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