Avaya 16.06.2015, 20:40 Uhr

Finanzberatung per Video, Swisscoms All-IP-Countdown

Geldsegen für Avaya: Der grösste Kunde der Kommunikationsspezialistin ist die Swisscom, und die will Ende 2017 komplett auf All-IP-Netze umstellen. Zweiter Umsatzbringer: der Markt für Video-Konferenzsysteme.
Das Potenzial von Video-Konferenzen werde noch nicht voll ausgeschöpft, sagte Jörg Säurich auf einem Endkunden-Meeting von Avaya zu CW. Schweizer Bankfilialen im ländlichen Raum seien personell oft schwach besetzt, so sein Beispiel. Der Finanzexperte für eine bestimmte Anlagenstrategie könnte dann während des Kundengesprächs live per Video dazu geschaltet werden, um kompetent zu beraten. Säurich ist seit Dezember 2012 Managing Director Switzerland & Austria beim UCC- und Netzwerkspezialisten Avaya.
Sein Kollege Andreas Herden nennt regelmässige Team-Meetings in virtuellen Räumen als Anwendungsbeispiel. "Meine Mitarbeiter arbeiten in Australien, Tokyo und Kalifornien, wir treffen uns regelmässig jede Woche auf einer Video-Plattform", erzählt Herden, Director Software Defined Networks and Fabric Solutions. Zwar fänden die Video-Treffen für einen der Kollegen wegen der Spreizung über viele Zeitzonen zu einer sehr unchristlichen Zeit statt. Trotzdem sieht Herden mehr Vor- als Nachteile für sich und sein Team. Einer der Vorteile: Adhoc-Meetings lassen sich vor wichtigen Entscheidungen oder in kritischen Situationen viel einfacher und schneller einberufen.

Videokonferenzen effizienter

"Bei Audio-Konferenzen haben Sie doch immer das Gefühl, das Viele nebenbei was ganz anderes machen", argumentiert Thomas Römer, Technologie- und Strategiechef bei Avaya. Bei Videokonferenzen gehe das nicht mehr, und die Meetings liefen daher viel effizienter ab. Römer beobachtet einen Trend hin zu einer stark nachrichtengetriebenen Kultur. WhatsApp und Instant Messaging heissen hier zwei der Schlagworte. Das schlägt auch auf die Verkäufe von Videokonferenzsystemen durch. Weniger die grossen Raumlösungen, mehr die plattform- und device-unabhängigen Systeme werden von Kunden nachgefragt.
Römer zeigte auf dem Kunden-Meeting in Spreitenbach Avaya Aura Conferencing, eine bandbreitenmaximierte Video-Lösung für bis zu neun Teilnehmer, die im herkömmlichen Browser läuft. In Kürze soll eine Streaming-Komponente hinzu kommen, mit der sich Konferenzen in Echtzeit übers Internet übertragen lassen. Eine Aufzeichnungsfunktion ist heute schon vorhanden. Der Avaya Communicator, eine weitere Lösungskomponente, klinkt sich in Smartphones, Windows-Desktops, Lync oder Apple MacIntosh ein und versorgt die Plattformen und Geräte mit UCC-Funktionalität wie Voice, Chat, Präsenzmeldungen, Multimedia Messaging, Content und Video Collaboration.

IP-Revolutionstag: 31. Dezember 2017

Als revolutionärer Stichtag gilt der 31. Dezember 2017. Dann will die Swisscom die klassische Festnetztelefonie zu Grabe tragen und ihre Dienste vollständig auf All-IP-Netze umschalten, schweizweit für Privat- und Geschäftskunden. Alle TDM-Anschlüsse werden auf das Internet-Protokoll migriert, über das heute schon die meisten Kommunikationsdienste laufen. Unified Communication - ein einheitliches Protokol für alles - ist der Hauptvorteil von All-IP. Denn ursprünglich war das Protokoll gar nicht für die Sprachübertragung in Echtzeit ausgelegt, und ist - ohne Adaptionen - noch nicht einmal sonderlich geeignet dafür. Avaya erwartet sich von der Komplett-Migration in der Schweiz einen Boom für seine Netzwerksparte. Im Geschäftsbereich Help/Contact Center ist die Swisscom bereits der grösste Schweizer Kunde des Unternehmens. Avaya ist ein US-amerikanisches Unternehmen mit Sitz inSanta Clara und erzielt einen Jahresumsatz von 4,4 Milliarden Dollar, wie Schweiz- und Österreichchef Säurich nicht ohne Stolz betonte. Die Spezialistin für Business-Kommunikationslösungen ist weltweit stark in den Märkten vertreten. Grösster Enterprise Telefonieanbieter, grösster Mobile Voice und UC Client Anbieter, grösster Unified Messaging und Contact Center Anbieter bescheinigen Beratungs- und Analystenhäuser wie Gartner und Frost & Sullivan. Auf dem Markt der Collaboration-Lösungen kommt Avaya nur auf Platz drei, eine der wenigen Ausnahmen. Microsoft und Cisco mit ihren Tools haben hier die Nase vorn.

Herausforderungen für die Schweiz

Als Herausforderungen für den Schweizer Markt sieht Säurich - neben der All-IP-Migration bis 2017 - vor allem die Migration der alten Nortel-Basis. Avaya hatte die von Insolvenz bedrohte Nortel im September 2009 für 900 Millionen Dollar akquiriert. "Ein guter Teil unserer Grosskunden fahren ihre Netzwerk- und Kommunikationssysteme noch auf Nortel, und das funktioniert gut. Aber in den nächsten Jahren muss auf modernere Plattformen migriert werden", sagt Managing Director Säurich. Denn der Support für Nortel soll Ende 2020 auslaufen. Mit seiner Kommunikationslösung IP Office will sich Avaya ausserdem stärker als bislang dem mittelständische Markt zuwenden. (Computerworld war Medienpartner auf der Kundenkonferenz von Avaya in der Umwelt Arena Spreitenbach.)



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