12.11.2015, 10:01 Uhr

Swisscom lanciert myCloud

Die Swisscom lanciert mit myCloud einen Online-Speicher für Fotos und Daten. Interessant: Die Cloud funktioniert geräteübergreifend und zeigt auch Inhalte anderer Clouds an.
Nach dem Dokumententresor DocSafelanciert Swisscom einen Online-Speicher für Fotos und Daten. Damit gibt es hierzulande eine weitere Schweizer Alternative zu Dropbox, OneDrive und Google Drive. Mit seinem «myCloud» genannten Projekt verfolgt der Telko langfristig gleich zwei ehrgeizige Ziele: Die Schweizer Cloud für Private soll dem Kunden Inhalte sämtlicher Geräte wie Mac, PC und Smartphone jederzeit verfügbar machen. Swisscom schwebt dabei die Vision vor, seinen Onlinespeicher langfristig intelligent zu machen. So sortiert zum Beispiel der Algorithmus der frühen Applikation auf Wunsch auch Fotos nach erkannten Objekten wie Bäume und Personen. Das ist an sich nichts, was Google Fotos nicht auch schon kann, aber Swisscom will noch einen Schritt weiter gehen. So soll man vielleicht eines Tages in einem Velogeschäft aufgrund eines Fotos erkennen, ob das ausgestellte Mountain Bike zum individuellen Kilometerverbrauch passt. Der Kunde werde aber immer selber entscheiden, auf welche Art von Daten die Swisscom-Cloud in einem Kontextbezug zurückgreife, betont Daniel Gerber, Leiter New Business & Innovation gegenüber Computerworld. Die Daten speichere Swisscom ausschliesslich auf Swisscom-Rechenzentren in der Schweiz.

Ein Dienst für Fotos und Daten

Computerworld durfte myCloud schon vorab testen. Das Prinzip ist simpel: Man registriert sich per Login und Passwort und lädt Dateien hoch. Das geschieht entweder über die Web-Oberfläche oder per App-Synchronisation auf dem Smartphone. Die App für Android und iOS (eine Windows-Phone-Version soll später folgen) ist recht schlank, aber dementsprechend auch sehr übersichtlich gehalten. Das App-Startmenü bietet eine Übersicht mit Dateiablagen für Fotos, Dokumenten und – vor allem praktisch: eine Teilen-Funktion mit chronologischer Übersicht. Anders als bei Google Drive lassen sich Verknüpfungen zu freigegebenen Datei- und Ordner-Links jederzeit zurückverfolgen, löschen oder zeitlich wieder anders terminieren. Nächste Seite: Ansichtsverknüpfungen zu anderen Clouds

Verknüpfungen zu anderen Clouds möglich

Auch gut: Fotos landen nicht Folder-basiert in einer Ansicht, sondern in einem Topf. Spannend ist vor allem die Möglichkeit, Inhalte anderer Clouds zu referenzieren: Wer z.B. noch einen Dropbox- oder Facebook-Account hat, muss die Daten nicht von dort in myCloud hineinkopieren. Ansichtsverknüpfungen zu anderen Clouds lassen sich einzeln über die Einstellungen der Swisscom-Cloud setzen: z.B. für Facebook und Dropbox.
Um Inhalte zu teilen, müssen User anderen Usern einen Share-Link per Mail oder Message senden. Später soll noch eine Funktion hinzukommen, um Dateien in geteilten Alben und Verzeichnissen nur untereinander austauschen zu können. Im Moment können alle, welche die URL kennen bzw. erhalten, auf die geteilten Inhalte zugreifen. Ein Sync-Client soll erst gegen Ende Jahr folgen. Nebenbei hat der Telko eine App für Swisscom-TV entwickelt, um Fotos und kleinere Film-Clips ab TV abzuspielen. Vorerst will Swisscom den Dienst primär auf Fotos und Daten ausrichten und sich am Kundenfeedback orientieren. «Wir möchten von unseren Kunden lernen. Die Inputs werden die kurzfristige Produktentwicklung entscheidend prägen», sagt Gerber. Um Kunden-Feedbacks zu sammeln, will Swisscom seine Schweizer Cloud ab heute vorerst unter dem «nova»-Label einer beschränkten Nutzerbasis verfügbar machen. Interessierte Swisscom-Kunden können sich ab heute unter www.swisscom.ch/mycloud registrieren. Später werden auch Nicht-Swisscom-Kunden den Dienst ausprobieren dürfen. Zu Beginn offeriert Swisscom einen unlimitierten Speicherplatz. Apps für iOS und Android und eine Web-Oberfläche sind bereits vorhanden. Eine Windows Phone App soll später noch folgen.

Fazit

Unser erster Eindruck von Swisscoms myCloud fällt schon durchwegs positiv aus: Für einmal hat sich Swisscom von Anfang nicht gleich an der Bedienbarkeit verzettelt und die Menüs aufs Wesentliche beschränkt. Selbst die Foto-Ansicht der mobilen App wirkt schon sehr ausgereift. iOS- und Android-Nutzern werden allerdings iCloud bzw. Google Drive als automatisierende Foto-Wolken ohnehin schon bei der Einrichtung unter die Nase gerieben. Die visionären Anspielungen auf Zukunftsfunktionen tönen im Moment noch etwas abstrakt. Early Adopters wird man spätestens dann abholen, wenn die Lösung auch mit PC und Mac gut funktioniert - sprich: mit einem Sync-Client. Und das muss Swisscom erst noch beweisen.



Das könnte Sie auch interessieren