12.09.2014, 08:57 Uhr

So funktioniert Apple Pay

Apples neuer Bezahldienst nutzt zwar NFC, geht aber wesentlich weiter als andere Systeme.
Apple Pay: Bezahlen Sie mit Ihrem guten Daumen!
Mit dem iPhone 6 ist auch Apple auf den NFC-Zug aufgesprungen. Allerdings belassen es die Kalifornier nicht beim Chip allein, sondern bringen eine eigene Lösung für das mobile Bezahlen: Apple Pay. Bei dieser Dienstleistung handelt es sich nicht um einen typischen Vertrag, wie man ihn normalerweise mit einer Bank oder einem Kreditkarten-Anbieter eingeht. Apple Pay ist in erster Linie eine Schnittstelle, die das Trio «Käufer–Bank–Verkäufer» zusammenbringt. Das gilt zwar auch für eine konventionelle Kreditkarte – doch Apple Pay ist wesentlich sicherer, bequemer, schneller und raffinierter als die Plastikkärtchen.

Digitale Kreditkarten

Der Clou an Apple Pay ist, dass eine oder mehrere Kreditkarten in digitaler Form im iPhone hinterlegt werden. Beim Bezahlen wird das iPhone an das NFC-Terminal gehalten. Um den Kauf zu autorisieren, wird einfach der Finger auf die Touch-ID, den Fingerscanner des iPhone 6 gelegt. Der Vorgang, um eine Kreditkarte im iPhone zu erfassen, ist an Einfachheit nicht zu unterbieten. Apple selbst verwaltet im iTunes Store mehr als 800 Millionen Kreditkarten. Auf Wunsch werden diese innerhalb von ein paar Sekunden importiert und für Apple Pay freigegeben, und das war’s auch schon. Oder anders: Wer vor dem iPhone 6 schon einmal im iTunes Store mit einer Kreditkarte eingekauft hat, ist automatisch dabei.
Abgesehen davon lassen sich weitere Karten über die Kamera des iPhones scannen. Danach wird die Karte von der Bank abgesegnet und kann fortan für Einkäufe genutzt werden. Im Apple-Video an der Keynote dauerte der Vorgang nur wenige Sekunden.

Sicher ist sicher

Es ist beeindruckend, welche Sicherheitsvorkehrungen Apple getroffen hat. Es werden nämlich weder die Kartennummer, noch der Sicherheitscode oder andere Daten im iPhone gespeichert. Stattdessen wird eine einmalige Gerätenummer generiert, die in einem speziellen Chip verschlüsselt und gespeichert wird, dem «Secure Element». Diese Daten verlassen niemals das iPhone. Sie werden nirgendwo sonst gespeichert, nicht an eine App weitergegeben und erst recht nicht über eine Cloud synchronisiert. Da jedoch das Secure Element und NFC Merkmale des iPhone 6 sind, funktioniert Apple Pay vorerst nur mit diesem Modell.  Dabei läuft jeder Einkauf mit der maximalen Diskretion ab. Der Verkäufer hinter dem Tresen sieht nicht einmal den Namen des Käufers, geschweige denn die Kreditkarten-Nummer oder den Sicherheitscode. Apple wiederum weiss nicht, was der Kunde wo gekauft hat oder wieviel er dafür bezahlt hat. Alles läuft ausschliesslich über die Bank, und dazu werden die bestehenden NFC-Terminals verwendet.
Das iPhone generiert für jede Transaktion eine einmalige Nummer, die mit der Gerätenummer kombiniert wird. Damit ist der statische Sicherheitscode auf der Rückseite der Karte ebenso hinfällig. Letztendlich ist die Bezahlung mit Apple Pay nicht nur sicherer, sondern sogar noch vertraulicher als zum Beispiel eine Transaktion über PayPal. Kommt das iPhone abhanden, können sämtliche digitalen Kreditkarten über die Funktion «Finde mein iPhone» gelöscht und weitere Transaktionen mit diesem Gerät unterbunden werden. Es ist in solch unschönen Fällen auch nicht mehr nötig, in Panik den Karten-Herausgeber anzurufen, die Karte sperren und sich eine neue schicken zu lassen. Stattdessen wird die alte Karte einfach am neuen iPhone gescannt und weiterverwendet.

Bezahlen mit der Apple Watch

Über die Apple Watch funktioniert der Kauf noch einfacher, weil dazu nicht erst das iPhone aus der Tasche gekramt werden muss. Stattdessen wird lediglich die Taste auf der Seite zweimal gedrückt und das Display in die Nähe des NFC-Terminals gehalten.

Wann geht’s los?

Der Dienst startet (natürlich) in den USA, weitere Länder sollen jedoch bald folgen. Apple Pay wird im Oktober als Update zu iOS 8 nachgeliefert. Unterstützt werden die Karten von American Express, Mastercard und Visa. Auch die sechs grössten Banken des Landes sind dabei, wodurch etwa 83 Prozent aller US-Transaktionen durch Apple Pay abgedeckt werden könnten. Über 220’000 Geschäfte werden Apple Pay noch in diesem Jahr unterstützen, darunter auch McDonalds, Macy’s, Wallgreen und weitere Grössen. Startprobleme dürften für Apple Pay also ein Fremdwort sein.



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