Schweizer Big Data 10.11.2015, 18:35 Uhr

Wie gut sind IBM, Oracle, Microsoft, HP, EMC?

Experton hat 81 Big-Data- und Storage-Anbieter in der Schweiz bewertet. Oracle ist nicht mehr Datenbank-König. Kann Speicher-Krösus EMC seine Marktführerschaft verteidigen? Wie stark ist HP?
Experton hat den Big-Data-Markt in der Schweiz ausgelotet. Insgesamt 81 Anbieter haben die Analysten als für die Schweiz relevant identifiziert. Besonders wichtig war Experton das Preis/Leistungsverhältnis und die Fairness gegenüber den Anwendern. Das ist neu. Fairness gegenüber den Kunden war bislang kein Prio-1-Evaluationskriterium. Aber auch die Integrationsfähigkeit der Lösungen und die Umsatzentwicklung flossen in die Bewertung der einzelnen Anbieter ein. 29 Unternehmen konnten sich in einer oder mehreren Kategorien als Schweizer Leader qualifizieren. Das Analystenhaus hat die Studie "Big Data Vendor Benchmark 2016" von Juni 2014 bis Mai 2015 erhoben. Computerworld liegen exklusiv die Ergebnisse für die beiden Bewertungskategorien "Datenbanken/Datenbank-Management-Lösungen" und "Big Data Storage Systems" vor.

Software: Big-Data-Datenbanken

Das vielleicht erstaunlichste Ergebnis der Benchmark-Disziplin Datenbanken: Oracle liegt nicht mehr an der Spitze, sondern IBM mit seiner DB2. Aber auch SAP, nun beileibe kein reiner Datenbankanbieter (sondern ERP-Weltmarktführer), hat sich auf dem dritten Platz sehr gut positioniert. Bewertet wurden Big-Data-fähige relationale SQL-Datenbanken, NoSQL-Lösungen (not only SQL), spaltenorientierte Datenbanken (auf Analytics optimiert), Apache-Hadoop-Lösungen und "Datenbanken mit einer Big-Data-Perspektive".
Der Marktführer IBM habe - so urteilen die Analysten - das zurzeit reichhaltigste Portfolio an Datenbanken und ergänzenden Lösungen. Das Kernstück für Big-Data-Anwendungen ist weiterhin DB2 mit den Beschleunigertechnologien Blu und IDAA. Die Lösungen seien technologisch sehr weit fortgeschritten. Besonders lobend wird auch das sehr gute Beratungs- und Service-Angebot von IBM erwähnt, das deutlich positive Auswirkungen auf die Wettbewerbsstärke des Anbieters habe. Auch die integrierte Hardware-/Software-Basis trägt wesentlich zur ausgezeichneten Bewertung von IBM bei. Ausser IBM ist nur noch Apple und Oracle in der Lage, den gesamten HW/SW-Stack aus einer Hand anzubieten. Nächste Seite: Oracle - der entthronte König

Oracle: für viele Anwender alternativelos

Oracles Lösungsportfolio sei ausgereift, leistungsfähig und vollständig. Die Datenbanken Oracle 11g und Oracle 12g gehörten zu den besten Datenbanksystemen überhaupt, so die Analysten. Anwender bestätigten gegenüber Experton fast schon eine Alternativlosigkeit bei der Datenbank-Wahl. Oracle offeriert ausserdem ein auf Hadoop basierendes Data Warehouse, eine NoSQL-Datenbank und eine In-Memory-Option für seine 11g und 12c. Das Unternehmen verfügt auf dem Markt zudem über eine beispiellose Erfahrung und sei in Unternehmen fast aller Grössenklassen vertreten. Allerdings steht die Lizenzpolitik des Öfteren in der Kritik. Zuletzt hat ein neues Release der Virtualisierungs-Software vSphere die Oracle-Kunden massiv verunsichert. Die Lizenzkosten hätten sich bei Einführung des neuen vSphere massiv verteuert. Vielleicht ist das einer der Gründe, weshalb der Anbieter die Marktführerschaft an IBM verloren hat. Oracle zeigte sich im vSphere-Streit jedoch kulant: "Wir reden mit unseren Kunden". Ausserdem, so Oracle-Offizielle, sei VMware mit seinem vSphere ja Schuld an der Misere, nicht Oracle. Experton lobt Microsofts Big-Data-Plattform, den SQL Server, über den grünen Klee. Der Server könne über die Azure-Cloud-Services sehr weit skalieren. Nicht nur hinsichtlich des Datenvolumens, sondern auch hinsichtlich der Art der Daten (strukturiert, semi-strukturiert, unstrukturiert). Dem SQL Server steht ein ergänzendes Data Warehouse zur Seite. Die Lösungen lassen sich - auch über die Windows-Plattform - sehr gut integrieren. Auch das flächendeckende und branchenübergreifende Partner-Netzwerk trage wesentlich - so die Analysten - zur sehr guten Positionierung von Microsoft bei. Nächste Seite: Storage - wie gut ist EMC noch?

Hardware: Big Data Storage

Der Storage-Marktführer EMC, die Infrastruktureinheit der EMC-Gruppe, ist Michael Dell 67 Milliarden Dollar wert. Experton bestätigt in vielen Segmenten die Exzellenz des Anbieters: EMC unterstütze den hohen Geschwindigkeitsbedarf von Big-Data-Szenarien durch seine ausgereifte Flash-Technologie (seine XtremIO All-Flash-Produktserie) und durch ausserordentlich hoch skalierenden Speichersysteme "für fast jeden Bedarf bis weit in den Petabyte-Bereich hinein".

Hewlett Packard dicht auf den Fersen

Dicht auf den Fersen, ja vielleicht schon Kopf an Kopf, sind dem Branchenprimus EMC allerdings IBM und HP, jetzt Hewlett Packard Enterprise. Auch Hewlett Packard offeriert ein sehr umfangreiches Speicher-Portfolio, das bis in den Petabyte-Bereich skalieren kann, unter anderem mit seiner 3Par, kombiniert mit Flash. StoreAll beispielsweise lässt sich als Fileserver für grosse Datenmengen einsetzen und für mehrstufige Speicherarchitekturen und Hochverfügbarkeitsszenarien nutzen. 
Für einige Speicherszenarien bietet Hewlett Packard schnelle Flash-Lösungen an. Ausserdem könne der Konzern mit einem speziellen Algorithmus zur Verbesserung des Datendurchsatzes auftrumpfen, betont Experton. Oracles Engineered Systems - also Appliances, die Hardware und Software optimal aufeinander abstimmen -  bekommen von den Anwendern gute Noten. Das Portfolio sei grundsolide und alltagstauglich, so das Feedback der Kunden. Ausserdem werden die Zuverlässigkeit und die gute Integration in die Oracle-Software gelobt. Zu den Engineered Systems gehören die recht populäre Datenbank-Appliance Exadata, aber auch Exalytics und  eine Big-Data-Appliance für die schnelle Analyse riesiger Datenmengen. Die Exadata hat sich weltweit 7321 Mal verkauft. Insgesamt hat Oracle 15'267 seiner Engineered Systems (Appliances) abgesetzt.

Cisco integriert Best-of-Breed

Was hat der Netzwerkspezialist Cisco in der Kategorie Big Data Storage zu suchen? Die Experton-Analysten sehen Cisco als Integrator, der Best-of-Breed-Speicher von EMC, Hitachi Data Systems (HDS) oder Netapp zu Lösungen zusammenführt und mit hauseigenen ICT-Komponenten erweitert. Daraus entstünden, so Experton, "für den Anwender leicht zu integrierende Speicherlösungen" - ein ausgereiftes Integrationskonzept.



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