Kommentar 22.04.2015, 18:50 Uhr

Yahoo-Gewinn bricht um 93 Prozent ein

Trotz Marissa Mayer erscheint der alte Internet-Pionier merkwürdig abgekoppelt vom Erfolg. Woran liegt das?
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Gibt es noch Hoffnung für Yahoo? Schon vor drei Jahren, als die jetzige Konzernchefin Marissa Mayer das Steuerruder bernahm, hatte der Konzern mit gewaltigen Problemen zu kämpfen. Yahoo, der alte Internet-Pionier der ersten Stunde, erschien merkwürdig abgekoppelt vom Erfolg. Seitdem hat sich kaum etwas gebessert. Mayer hat, dieses Fazit lässt sich in aller Höflichkeit ziehen, den Turnaround nicht geschafft, ein Erfolgsrezept noch nicht gefunden. Die jüngste Quittung ihres Wirkens: Im ersten Quartal sank der Gewinn im Jahresvergleich um 93 Prozent auf 21 Millionen Dollar.

Top-Gehalt - aber erfolglos

Mayer selbst, die von Google kommt, gehört zu den bestbezahlten Managern der IT-Branche. Für die ersten sechs Monate bei Yahoo, das war von Juli bis Dezember 2012, durfte sie 36,6 Millionen Dollar einstecken. Das ist selbst für Top-Manager astronomisch hoch. Ein Grossteil der Vergütung bestand allerdings aus Aktien, die erst nach einer Anstandsfrist von mehreren Jahren zu Geld gemacht werden dürfen. Dadurch sollen Manager direkt am Erfolg (oder Misserfolg) ihres Unternehmens beteiligt werden. Yahoo auf die Beine geholfen hat das nicht. Der Autor, das sei kurz angemerkt, ist seit 16 Jahren Yahoo-Kunde, und hängt an seinem Mail-Premium-Account mit einer gewissen Sentimentalität. Ein Gutteil seines Lebens liegt, in Gestalt von E-Mails und Repliken, abgespeichert auf Yahoo - elektronische Memorabilien. Den jüngsten Relaunch vor zwei Jahren aber kann er nur als kontraintuitiv und unterirdisch bezeichnen. Die Bedienung und Übersichtlichkeit der Mail-Services fällt, im Vergleich mit Facebook, Google oder Amazon, völlig aus der Reihe - vor allem auf dem Desktop. Kein Wunder, dass Desktop-Werbung bei Yahoo immer weniger einbringt. Das Wachstum auf dem Markt der mobilen Anzeigen kann die Desktop-Verluste noch nicht kompensieren.

Nutzt Marissa Mayer selbst Yahoo?

Nutzt Marissa Mayer eigentlich selbst die Maildienste des Unternehmens, dem sie vorsteht? Der Autor kann es sich kaum vorstellen. Design und Benutzerführung werden bei Yahoo offensichtlich ganz klein geschrieben. Trotz des desaströsen Quartalsergebnisses legte die Yahoo-Aktie nachbörslich jedoch um 1,4 Prozent zu. Wie das? Mayers hat offenbar Berater damit beauftragt, die vielversprechendsten Möglichkeiten für eine Aufspaltung des Konzerns zu prüfen. Investoren wie Starboard Value fordern das seit Längerem. Zur Diskussion stehen die 40 Milliarden Dollar schwere Beteiligung am chinesischen Online-Marktplatz Alibaba und Yahoos Beteiligung an Yahoo Japan, die etwa neun Milliarden Dollar wert sein soll. Den mögliche Split von Yahoo Japan gab Mayer am Dienstag bekannt. Würde die Splits durchgezogen, stünden die Mail- und Suchmaschinen-Dienste des Internet-Pioniers allerdings vor einer ungewissen Zukunft. Schade, schade. Die Zeit ist reif, Abschied zu nehmen und sich einen anderen Mailing-Dienst zu suchen. Byebye Yahoo, es war schön mit dir.



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