IBM 29.04.2014, 10:25 Uhr

Apps-Marktplatz auch fürs Business

Das Portfolio von IBM wird oftmals als unübersichtlich kritisiert. Big Blue will das ändern und lanciert einen Marktplatz für Lösungen aus der Cloud. Das dürfte der IT nicht nur gefallen.
Robert LeBlanc von IBM lancierte den «Cloud Marketplace» an der «Impact»
Das Marketing wird in einigen Jahren mehr Geld für Informatiklösungen ausgeben als die IT-Abteilung selbst. Das glauben zumindest die Markbeobachter von Gartner zu wissen. Ob dem wirklich so ist – und die Informatik dann hauptsächlich damit befasst ist, einen Anbieter-Mix einigermassen unter Kontrolle zu halten, wird die Zukunft zeigen. Die IT-Anbieter haben in den letzten Jahren schon mal die Entscheider aus den Fachbereichen als potenzielle Einkäufer für sich definiert. So auch IBM. An der Hausmesse «Impact» in Las Vegas lancierte Big Blue einen Marktplatz für Cloud-Apps, der sich nicht nur an die IT, sondern explizit auch an die Business-Entscheider wendet.  Auf dem «Cloud Marketplace» bietet IBM Lösungen feil, aus der technischen Perspektive von IaaS über PaaS bis hin zu SaaS (Infrastructure, Platform und Software as a Service). Geht es nach Robert LeBlanc, sollen sich die Kunden auf dem Marketplace aber gar nicht so sehr um die zugrundeliegende Technologie kümmern müssen. Der Verantwortliche für das Software- und Cloud-Business von IBM hat fixfertige Produkte für drei Zielgruppen lanciert: Biz, Dev und Ops (für Business, Developer und Operations). Für den Businessbereich stehen etwa Apps für Datentransfer für grosse Volumen, E-Mail und Mobile Marketing oder Social Media Analytics bereit. Bei vielen dieser Anforderungen war bis anhin die interne IT der erste Ansprechpartner für die Fachbereiche. Nun kann das Business selbst die Kreditkarte zücken und auf Einkaufstour gehen.
Die IT-Beschaffung abseits des CIO-Schreibtisch sieht IBM selbst als unkritisch an: Mychelle Mollot, Vice President Worldwide Marketing Mobile and WebSphere Solutions, sagte der Computerworld: «Auf dem Marketplace muss sich die IT nicht um die Einkäufe des Business zu kümmern, denn der Fachbereich kauft echte Cloud-Dienste ein.» Eine Integration mit den vorhandenen Systemen sei nicht notwendig, die Wartung ebenfalls nicht. Das stimmt – zumindest auf dem Papier. Wenn ein Marketing-Manager aber doch die Kundendaten der vergangenen fünf Jahre für eine neue Kampagne benötigt, wird der CIO seine erste Adresse sein. Jenseits der Zielgruppen-Überlegungen macht es der Marketplace denjenigen Unternehmen einfacher, die sich bei den Gartner-Analysten über das unübersichtliche Lösungsportfolio von IBM beklagt haben. Die IT kann künftig Dienste und auch einzelne Apps buchen, nach dem tatsächlichen Gebrauch bezahlen und so allenfalls den Anforderungen des Fachbereichs schneller genügen. Rund 200 Software-Lösungen und Services von IBM und Partnern sind heute auf dem Marketplace verfügbar, ergänzte Steve Robinson. IBMs General Manager Cloud Platform Services stellte an der «Impact» in Aussicht, dass die Plattform ab Ende Jahr mit lokalen Partnern auch nach Europa kommt und die Abrechnung in Fremdwährung sein wird. Nächste Seite: Apps aus der (Zürcher) Garage Entwicklern und Firmengründern öffnet IBM seine Technologie einerseits auf dem Marketplace, andererseits auf dem Middleware-Plattform BlueMix. Die Developer bekommen dedizierte Tools und Umgebungen für ihre Projekte bereitgestellt, mit denen Anwendungen realisiert, getestet und via Cloud ausgeliefert werden können.  Gemeinsam mit der Start-up-Gemeinschaft Galvanize initiiert IBM ausserdem die «BlueMix Garage». Die Firmengründer sollen sich mithilfe der Technologie und Plattform von Big Blue um das Umsetzen ihrer Firmenideen und nicht um die Realisierung in Bits und Bytes kümmern müssen, erklärte Manager LeBlanc an der «Impact». 

Eine Garage womöglich in Zürich

Galvanize-CEO Jim Deters sah einen Mehrwert in der Unterstützung – die IBM jedoch nicht bezifferte. «Computing-Ressourcen kosten heute weniger als ein Besuch im Kaffeehaus», wusste Deters allerdings auch. Die erste «BlueMix Garage» eröffnet dieser Tage in San Francisco, weitere sollen folgen. «Zürich als Standort für eine Garage wäre ein logischer Schritt mit der Schweizer Niederlassung, dem IBM Reseach Lab Zurich sowie den führenden Hochschulen», sagte Mychelle Mollot von IBM der Computerworld. In der Schweiz noch nicht offiziell in der kommerziellen Anwendung ist IBMs Watson-Technologie. Lediglich einige Pilote laufen. Das könnte sich mit der Ankündigung von Mike Rhodin an der «Impact» demnächst ändern. Der Senior Vice President for Watson stellte in Aussicht, dass Unternehmen in Kürze Zugriff auf die «kognitiven» Algorithmen bekommen sollen. Als «Watson Developer Cloud Enterprise» werden Schnittstellen für kommerzielle Projekte geöffnet, sagte Rhodin.



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