07.09.2006, 09:35 Uhr

Glasfaser statt Glühbirne

Über Glasfaserkabel will Sunlight Direct fensterlose Büros und Supermarkthallen in natürlichem Sonnenlicht erstrahlen lassen.
Die Schildbürger waren vielleicht doch nicht so dumm, -sondern nur weitsichtig. Um ihr fensterloses Rathaus zu -beleuchten, sollen sie das Sonnenlicht in Säcke gefüllt und in die Amtsstuben geschleppt haben. Eine Hightechversion des Schildbürgerstreichs ist nun der US-Firma Sunlight Direct gelungen: Sie hat ein Verfahren entwickelt, um das Sonnenlicht in fensterlose Büros und Supermarkthallen zu transportieren, und zwar mit Hilfe der Lichtleitfähigkeit von Glasfasern.
Und so funktioniert es: Ein Parabolspiegel wird auf dem Dach montiert. Dieser bündelt das Sonnenlicht und verfügt über einen GPS-gesteuerten Motor, mit dessen Hilfe der Kollektor dem Lauf der Sonne exakt folgen kann. Ein weiterer, kleinerer Spiegel im Brennpunkt des grossen dient dazu, ungewollte und hitzeerzeugende Strahlen im ultravioletten und infraroten Bereich herauszufiltern. Sodann wird das Sonnenlicht über Glasfaserkabel an die Deckenleuchten weitergereicht. Diese verfügen wiederum über einen speziellen Sensor, der die Lichtintensität im Raum misst. Liefert der Kollektor weniger Helligkeit, weil Wolken die Sonne bedecken oder es schlicht und einfach Nacht wird, so werden die Neonröhren automatisch zugeschaltet.
Die Vorteile des umgeleiteten Sonnenlichts sind mannigfaltig. Dass sich mit einer Sunlight-Direct-Installation Energiekosten reduzieren lassen, liegt auf der Hand. Duncan Earl, technischer Chef des Jungunternehmens, spricht von 60 Prozent Einsparungen.
Daneben haben Studien gezeigt, dass natürliches Licht zum einen die Produktivität der Bürolisten steigert. Zum anderen würden sie sich weniger oft krank melden. Warenhäuser könnten wiederum an der Sonnenbeleuchtung interessiert sein, weil sich das natürliche Licht günstig auf die Kauflaune der Kunden auswirkt. Eine Studie der Heschong Mahone Group von 2003 kommt zu dem Ergebnis, dass durch natürliche Beleuchtung eines Supermarkts der Umsatz um gut sieben Dollar pro Quadratmeter und Jahr erhöht werden kann.
Nachteile hat die Technik, die ab 2007 erhältlich sein soll, auch. Weil aus Kostengründen keine reinen Glas- sondern Plastikfasern verwendet werden, ist die Reichweite des Systems auf 10 bis 15 Meter beschränkt. Somit kann nur der oberste Stock eines Gebäudes versorgt werden. Allerdings will die Firma diese Distanz in Zukunft verdreifachen können.



Das könnte Sie auch interessieren