Amazon-Kunde Kempinski 20.04.2016, 16:20 Uhr

«Ich wollte endlich mal wieder ausschlafen»

Amazon eröffnet sein neues Büro in Zürich/Sihlcity. Schweizer Vorzeigekunden wie die NZZ, Novartis und die Luxushotelkette Kempinski beziehen die Amazon Web Services. Aber 100-prozentig trauen sie dem Cloud-Anbieter dann doch nicht.
«Wir haben uns für Amazon Web Services entschieden, weil ich endlich mal wieder ausschlafen wollte», sagte Alexander Gundlak von der Hotelgruppe Kempinski. 2011 hatte Gundlak zwei eigene Rechenzentren in Genf und Frankfurt am Hals und hat überlegt, wie es nun weiter geht. Denn die Investitionen waren signifikant. Dann kam die Cloud. Versuchsweise hatte Gundlak die Mailservices ausgelagert und die Google Apps abonniert. Mit dem Ergebnis: «Wir sind in der Google Cloud, und die Welt dreht sich immer noch». Von dieser angenehmen Erfahrung ermutigt wagte sich Kempinski weiter vor, Richtung Amazon. Heute laufen 45 Server der Hotelgruppe auf den Amazon Web Services.

«Der erste Kostensatz ist nicht günstiger»

Als wichtigste Vorteile nennt Gundlak die schnelle Skalierbarkeit und die hohe Flexibilität, die typischen Cloud-Benefits. Kostenvorteile im Vergleich zum On-premise-Betrieb stellen sich dagegen erst in drei bis vier Jahren ein. Der erste Kostensatz sei nicht günstiger, aber wir kalkulieren über fünf bis zehn Jahre, meint Gundlak zu Computerworld. Zudem sei es aus Compliance-Gründen wichtig, dass die Daten der Hotelgruppe den EU-Raum nicht verlassen, und Amazon könne das garantieren. Kempinski war der Vorzeigekunde, der zur Info-Veranstaltung aus Anlass des neuen Büros in Zürich/Sihlcity eingeladen war. Viele Infos gab es von Amazon-Chef Murat Yanar (Central and Eastern Europe) aber nicht. «Das neue Amazon-Büro in Zürich hat bereits seine Arbeit aufgenommen», sagte Murat, wollte sich aber über Details wie der Personalstärke nicht weiter auslassen. Die Schweiz sei ein sehr dynamisches Land, und Amazon wollte näher an seinen Schweizer Kunden sei, lobte Murat überschwänglich. Immerhin ist die neue Dependance in Zürich nicht nur eine Sales-Truppe, sondern eine voll ausgestattete Niederlassung, wie sie Amazon auch in anderen Ländern unterhält. Murat nannte den Amazon-Kunden Novartis, der für seine 15'000 Rechnerkerne 40 Millionen Franken hätte ausgeben müssen, wenn Novartis die Rechenleistung inhouse bereit gestellt hätte. Für 80'000 Amazon-Rechenkerne fallen dagegen lediglich 42'000 Franken (pro Jahr) an. Oder die Neue Züricher Zeitung, die mithilfe der AWS ihre operationellen IT-Kosten um 50 Prozent reduzieren konnte.

«Wir haben eine Exit-Strategie»

Für Alexander Gundlak, VP of IT bei Kempinski, ist Amazon zurzeit schlicht und einfach der optimale Partner (the best fit). Trotzdem hat er sich, für alle Fälle, eine Sicherheitsleine zugelegt. Die grossen drei Cloud-Anbieter heissen für Gundlak Amazon, Microsoft und Google, und prinzipiell ist auch Microsoft oder Google für die Hotelgruppe ein guter Cloud-Partner. Denkbar wäre das sicher.  «Wir haben eine Exit-Strategie, die uns den Provider-Wechsel ermöglicht, sollte das einmal nötig werden».



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