16.11.2015, 11:16 Uhr

Wie Tech-Firmen auf Paris reagierten

Facebook, Twitter, Uber, AirBnB, Google, Reddit: Grosse Techunternehmen aus den USA halfen mit ihren jeweils eigenen Mitteln, nach den Paris-Anschlägen zu helfen.
Die Anschläge in Paris kosteten 132 Menschen das Leben, über 350 Menschen wurden verletzt. Viele grosse Tech-Webseiten haben versucht, mit ihren Mitteln Solidarität zu zeigen. Und bewegten sich dabei auf einem schmalen Grat zwischen sensibler Reaktion und kapitalistischem Opportunismus, wie die Beispiele von Buzzfeed.com zeigen.

Facebook aktiviert Safety Check

Paris-Besucher konnten ihren Freunden während der Terrorserie mit der Facebook-Funktion Safety Check mitteilen, ob sie in Sicherheit waren. Die Nutzer konnten sich auf einer eigens eingerichteten Seite als «sicher» markieren und nach Bekannten suchen, erklärte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg in der Nacht zum Samstag. Wer dank Ortungsdiensten etwa am Smartphone in der Krisenregion vermutet wurde, sollte von Facebook eine Benachrichtigung erhalten. Die Nutzer konnten auch ihre Freunde als sicher markieren. Ursprünglich hatte das US-Unternehmen die «Safety Check» für Naturkatastrophen entworfen und bisher ausschliesslich dafür gebraucht. Es wurde unter anderem nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal im April eingesetzt. «Die Aktivierung in Paris wird unsere Safety-Check-Policy ändern», sagte Alex Schultz, Facebook?s Vizepräsident des Bereichs Wachstum, in einem Statement. «Wir wollen, dass das Tool künftig verfügbar ist, wann immer und wo immer es helfen kann.»

Uber deaktiviert «Surge Pricing»

Mit «Surge-Pricing» kann Uber über die Fahrtpreise Angebot und Nachfrage kontrollieren. Ist die Nachfrage zu gross, werden die Preise erhöht ? und umgekehrt. Während einer Attacke wie in Paris ist die Nachfrage nach Taxifahrern deutlich grösser als sonst, einerseits wollen viele Menschen vom Ort fliehen, andererseits werden auch viel weniger Fahrer unterwegs sein. In Paris hat Uber «Surge Pricing» während des gesamten Wochenendes allerdings nicht aktiviert, schreibt «Buzzfeed» und beruft sich auf eine Uber-Mediensprecherin. Es scheint, als hätte Uber aus der Vergangenheit gelernt. Als in Sydney, Australien, letztes Jahr eine Geiselnahme stattfand, aktivierte man «Surge-Pricing» und sah sich weltweiter Kritik ausgesetzt. Kurz darauf wurden alle Fahrten in Sydney für diese Zeit gratis angeboten und Surge-Pricing für künftige Vorfälle wie in Paris deaktiviert.

AirBnB bietet freies Wohnen

AirBnB empfahl allen Paris-Hosts eindringlich, ihre Wohnungen den Opfern der Attacken oder denjenigen, die deshalb in Paris festsassen zur Verfügung zu stellen. «Wenn dein Gast Reise-Verzögerungen in Kauf nehmen muss, kannst du seinen Aufenthalt gratis verlängern», sagte AirBnB gemäss «Buzzfeed.com». AirBnB würde die Hosts «für alle Dienstleistungsgebühren» der Verlängerungen oder Neureserverationen von Freitag bis Montag entschädigen, die aufgrund dieser Verzögerungen zu Stande gekommen sind. Am Samstag lancierte AirBnB ein Disaster Response Tool, das die gratis Wohnungssuche in Paris vereinfachen sollte. Rund 6000 AirBnB-Angestellte und Hosts befanden sich in Paris für eine Jahreskonferenz. Diese wurde abgesagt.

Twitter Hashtags pro und contra

Auch Twitter half, Paris-Besuchern sichere Bleiben zu suchen. Der Hashtag «PorteOuverte» signalisierte, dass der Absender entweder eine Wohnung anbot oder eine Übernachtungsmöglichkeit suchte. Unter #PorteOuverte wurden in zehn Stunden eine Million Tweets abgesetzt. Während den Attacken verzichtete Twitter zudem darauf, Werbung in Paris zu schalten. Allerdings war Twitter auch ein Tummelplatz für die Sympathisanten der Terroristen. Der Hashtag #parisisburnig wurde gemäss «Buzzfeed» genutzt, um die Anschläge abzufeiern. Eine Anfrage, wie Twitter damit umgeht, blieb unbeantwortet.

Google ermöglicht Gratis-Telefonie

Nach den Attacken ermöglichte Google gratis-Telefonie nach Frankreich via «Google Hangout». Von überall auf der Welt. Dies bot Google auch nach dem Erdbeben in Nepal an und soll bei künftigen Katastrophen dieser Art Standard werden.

Reddit wurde zensiert

Reddit selber hat nichts gemacht, erhielt von der französischen Polizei gemäss «Buzzfeed» allerdings Redeverbot («Gag-Order») auferlegt. Damit sollten Diskussionen über die Attacken und die Massnahmen der Franzosen kurzfristig unterbunden werden. Der Grund: Das Reddit-Netzwerk ist riesig und eine Schatztruhe nach jedermanns Geschmack. Auch für Verschwörungstheoretiker und Hobby-Detektive, die ihren Gedanken freien Lauf lassen. Das kann schlimme Folgen haben, wie der Boston Marathon zeigte. Damals identifizierten Reddit-User die Boston-Bomber relativ schnell ? allerdings waren es Unschuldige. Das Redeverbot sollte auch helfen, Bewegungen der Polizei nicht den Attentätern mitzuteilen. Wie Reddit auf diese und allfällige künftigte «Gag-Orders» reagierte, ist nicht bekannt.



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