30.10.2014, 13:35 Uhr

Wie Schweizer Unternehmen die Digitale Transformation angehen

Die Digitale Transformation wird ganze Industriezweige auf den Kopf stellen, davon waren die Teilnehmer des «Smart Business Days» überzeugt. Wer es nicht schafft, veraltete Strukturen aufzubrechen, wird auf der Strecke bleiben.
Der digitale Wandel ist bereits so weit fortgeschritten, dass sich Firmen im Kern ihrer Strategie mit dem Thema «Digital» auseinandersetzen müssen. Wie relevant und aktuell das Thema für Unternehmen in der Schweiz ist, zeigte der volle Saal am Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) in Zürich: mit über 120 Entscheidungsträgern war der von namics und hybris organisierte Anlass Smart Business Day komplett ausgebucht. Karl-Heinz Land eröffnete die Vortragsreihe mit der prägnanten Formel «Adapt or die». Der «Digital Darwinist» und «Evangelist» Land gab einen Ausblick auf die Folgen der digitalen Transformation und zog zahlreiche Parallelen zur industriellen Revolution. An konkreten Beispielen wurden die ökonomischen und sozialen Folgen des digitalen Wandels sichtbar: Sollten im Rahmen der Digitalisierung Transaktionen tatsächlich bald nur noch virtuell via Smart-Phone-App getätigt werden und das Bargeld ersetzen, was passiert dann mit den Industriezweigen, die zuvor für den Druck von Geldscheinen zuständig waren? Wenn das Smart-Phone dann auch noch zum Autoschlüssel wird, sind die Folgen für spezialisierte Zulieferer der Autoindustrie unter Umständen existentiell. Klar ist: die digitale Transformation ist Triebfeder grundlegender Veränderungen. Für einzelne Unternehmen und ganze Branchen bedeutet dies, dass sie sich auf die neuen Gegebenheiten einstellen und daran anpassen müssen ? oder untergehen werden.

Unternehmensinterne Transformation

Zahlreiche Referenten aus Industrie und Wissenschaft zeigten auf, dass der digitale Wandel nicht nur am «Front-End» vollzogen werden muss ? also dort wo der Kontakt mit den Kunden stattfindet ? sondern gerade auch innerhalb des Unternehmens selbst. Auslöser sind von den Kunden geforderte Entwicklungen. Diese zu ermöglichen verlangt von Unternehmen interne Prozesse umzubauen und Silos zu verhindern, wie Prof. Dr. Reinhard Jung von der Universität St. Gallen ausführte. Einblicke in ihre Unternehmensrealitäten gaben Mark Seall, Group Vice President und Head of Digital Communication von ABB, und Hans-Peter Legler, CEO der cablex AG. Wie gross die Herausforderung ist, bestehende Strukturen zu verändern, machte Hans-Peter Legler mit einem Zitat von Bonaparte deutlich: «Man kann keinen Eierkuchen backen, ohne ein paar Eier zu zerschlagen». Denn die Transformation betrifft alle Mitarbeiter eines Unternehmens und verlangt den kontinuierlichen Austausch und Durchgängigkeit der Unternehmung. Daher sei es wichtig, die Mitarbeiter auf die digitale Reise mitzunehmen und sie durch die Höhen und Tiefen digitaler Transformationsprojekte zu begleiten. Marc Isler, Director E-Business der Hotelplan Management AG, präsentierte ein konkretes Beispiel, wie sich Unternehmensstrukturen verändern müssen, um die digitalen Herausforderungen zu meistern: Mit der Schaffung eines «Group Competence Center E-Business» hat er bei der Hotelplan Gruppe eine Business Unit geschaffen, die Marketing und IT zusammenführte. Damit wurden Kompetenzen gebündelt, die nun für alle Tochtergesellschaften der Gruppe verfügbar sind. Wie bei allen Referenten, war auch bei Carlos Friedrich, CMO der Möbel Pfister AG, eine zentrale Erkenntnis, dass für den digitalen Um- und Ausbau der Unternehmen auch Fachkräfte benötigt werden, die nicht immer leicht zu gewinnen sind. Hier ist gerade auch das Personalwesen gefordert, die nötige Flexibilität für neue oder ungewohnte Formen der Arbeitsanstellung zu ermöglichen. Markus Mahler, CEO von Brack.ch, stellte zum Abschluss der Vorträge noch eine Umkehrtendenz fest und erläuterte die sogenannte Rückwärts-Transformation: Pure Player, die nur auf den Online-Kanal fokussiert sind, werden zunehmend auch im stationären Handel aktiv. Offline oder Online sei keine Glaubensfrage mehr, vielmehr gehe darum, beides zu verbinden. Die Veranstalter waren mit dem Event zufrieden. «In jeder Hinsicht ein inspirierender und lohnenswerter Austausch. Für uns als Commerce-Spezialisten ist die Nutzung unterschiedlicher Geschäftskanäle, vor allem im Hinblick auf Omnichannel, einer der wichtigsten Aspekte für eine erfolgreiche digitale Transformation», so Markus Wenger, Country Manager der hybris Schweiz. Auch Dr. Tim Dührkoop, COO der Namics AG, unterstrich den Erfolg der fünften Jubiläumsausgabe: «Wir freuen uns, den Smart Business Day von Jahr zu Jahr weiter etablieren zu können. Die Zeichen der Zeit stehen auf digitale Transformation. Die sehr positive Resonanz mit fast 50 Prozent mehr Teilnehmern als im letzten Jahr zeigt das Bedürfnis zum Austausch zwischen Entscheidungsträgern über Branchen hinweg. Wir freuen uns schon heute, auf einen spannenden Dialog am Smart Business Day im Oktober 2015». Einen Abschluss fand der Smart Business Day mit dem Networking-Dinner. Entscheidungsträger unterschiedlicher Branchen tauschten sich dabei angeregt über ihre nächsten Schritte in der digitalen Transformation aus.



Das könnte Sie auch interessieren