01.06.2016, 08:00 Uhr

Wenn MasterCard keine Kreditkarte mehr ist

Mobile Payment und Online-Shopping funktionieren auch ohne eine Plastik-Kreditkarte. Das weiss auch MasterCard. Das Unternehmen entwickelt deshalb neue Technologie.
Verbraucher benötigen für das Bezahlen im Detailhandel und Online-Shop schon heute nicht mehr zwingend eine Kreditkarte. Mobile-Payment-Lösungen wie Twint werden morgen die gängigen Einsatzszenarien von Kreditkarten ebenfalls unterstützen. Deshalb müssen die Kreditkarten-Unternehmen ihr aktuelles Geschäftsmodell überdenken, um auch künftig in den (virtuellen) Portemonnaies der Verbraucher einen Platz zu ergattern.  MasterCard will gute Gründe gefunden haben, warum die Kunden auch in Zukunft Gebühren und Zinsen zahlen werden. Das Unternehmen setzt auf die globale Zahlungsinfrastruktur, die Virtualisierung von Kreditkarten und in Ausnahmefällen auf Kooperationen mit Händlern. Arne Pache, Head of Emerging Payments Central Europe bei MasterCard, wurde an einem Medienanlass in Zürich nicht müde zu betonen, dass neue Player wie Android Pay, Apple Pay oder auch Twint auf die bewährte Infrastruktur der Kreditkartenunternehmen aufsetzen. «Für die neuen Anbieter ist die Kundenschnittstelle entscheidend, nicht die Zahlungsabwicklung im Hintergrund», sagte er. So stehe hinter den globalen Lösungen oftmals die Kreditkarte – wenn auch nicht unbedingt die Kunststoffkarte.

Technik hinter Apple Pay

Mit MasterPass virtualisiert MasterCard die Kunststoffkarte. Kunden könnten bei ihrer Bank ein Token beantragen, das sie in ein virtuelles Portemonnaie (Android Pay, Apple Pay, Samsung Pay, Swiss Wallet) eingeben können. In der Schweiz haben schon rund 300'000 Kunden ein Token vom Kreditkarten-Herausgeber Viseca bezogen, bei 2192 Händlern kann mit der virtuellen Karte bezahlt werden, wusste Guido Müller, Country Manager Switzerland von MasterCard.  Nächste Seite: virtualisierte Kreditkarten Für die Virtualisierung der Kreditkarte stehen vier Technologien bereit: Eine abgesicherte SIM-Karte, die beispielsweise Swisscom für den Bezahldienst Tapit verwenden wollte, ein embedded Secure Element (eSE), das unter anderem Apple Pay verwendet. Die dritte Variante ist die Host Card Simulation, bei der die Kreditkarteninformationen in einer hochsicheren Cloud-Infrastruktur abgelegt werden. MasterCard betreibt diese Lösung, einer der Mieter ist Android Pay. Alternative Nummer vier ist das Trusted Execution Environment, das bei Samsung Pay zum Einsatz kommt.

Bezahlen per Zahlencode

Auf Kreditkarten-Tokens basiert eine von MasterCard und der japanischen Restaurantkette Wagamama entwickelte App für Mobile Payment. Registrierte Gäste können mit der «Qkr»-App bezahlen und auch ihre Rechnung aufteilen. Dafür generiert der Kunde vor dem Restaurant-Besuch einen Zahlencode, den er vor der Bestellung dem Servicepersonal nennt. Auf diesen Code bucht Wagamama dann alle Speisen und Getränke. Indem der Gast den Code seinen Tischnachbarn nennt, kann die Rechnung nach dem Essen aufgeteilt werden. 
Wie Chris Kangas, Head of European Partner Development bei MasterCard, sagte, wollte Wagamama mit Qkr den Zahlungsprozess verkürzen. So sollten zur Mittagszeit mehr Kunden bedient werden können. In der Schweiz kann die Lösung nicht mehr getestet werden, denn das einzige Restaurant der Kette an der Zürcher Sihlporte wurde Ende April geschlossen.



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