03.04.2012, 11:44 Uhr

Wenn die Internetblase zweimal platzt

Wie ein Komet stieg die Firma Groupon in die Finanzwelt empor. Nun droht ihr, wie ein Stern zu verglühen. Das ruft die Behörden auf den Plan und erinnert an vergessen geglaubte Zeiten.
Dotcom-Blase am NASDAQ
Erst im letzten November sorgte Groupon für Aufregung am Finanzmarkt. Mit dem Verkauf von 35 Millionen Aktien nahm der Online-Schnäppchendienst 700 Millionen Dollar ein, es war der grösste Internet-Börsengang seit Google. 12,6 Milliarden Dollar war die IT-Firma aus Chicago damals wert. Dies genau drei Jahre nach Firmengründung, beeindruckend.  Groupon-Gründer Andrew Mason wurde von der Finanzwelt hochgejubelt, doch erste Kritiker standen bereits auf dem Parkett, die dem Unternehmen ein zweifelhaftes Geschftsmodell vorwarfen. Trotzdem stieg die Aktie am Ausgabetag vom Ausgangskurs von 20 Dollar kurzzeitig bis auf 31 Dollar und schloss bei rund 26 Dollar. Einige Spekulanten hofften nun auf einen neuen Tech-Aktien-Boom und vergassen dabei, dass die Internetblase schon zu Beginn des Jahrtausends platzte.

Die Dotcom-Blase

Nach der Verbreitung des Internets, dem Einzug des Mobiltelefons und der Entwicklung von Handheld-Computern sprossen am Ender der 90er-Jahre neue IT-Unternehmen wie Pilze aus dem Boden. Durch das grosse Anleger-Interesse drängten diese  «Dotcom» genannten Unternehmen an die Börse und Investoren wie Medien sorgten dafür, dass sie völlig überbewertet wurden. Das nahm bisweilen groteske Formen an, so wurden am 13. März 200 derart viele Infineon-Aktien gehandelt, dass die Handelssysteme der Frankfurter Wertpapierbörse zusammenbrachen. Doch bald schon zeichnete sich ab, dass die Unternehmen die Gewinnerwartungen nicht erfüllen konnten, weil der Börsenwert nicht durch einen materiellen, sondern lediglich einen ideellen Gegenwert gedeckt war. Als die ersten Firmen Insolvenz anmelden mussten und vermehrt Dotcom-Aktien verkauft wurden, gerieten viele Kleinanleger in Panik und verkauften «um jeden Preis». Wer dachte, dass sich die Kurse erholen würden, verpasste den richtigen Ausstiegszeitpunkt und verlor möglicherweise sein gesamtes Vermögen. Das könnte auch den Groupon-Anlegern passieren. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Warum eine zweite Blase denkbar ist

Aktie fällt ins Bodenlose

Denn seit dem Eröffnungstag sackte der Börsenkurs immer weiter ab, schon nach 2 ½ Wochen fiel die Aktie auf 17 Dollar, der Ausgabewert wurde letztmals im Februar erreicht. Analysten überrascht das nicht, seit Firmengründung hat Groupon noch nie Gewinne geschrieben. Alleine 2010 schrieb man ein Minus von 420 Millionen Dollar und auch das Jahr 2011 verlief schlecht: das Schnäppchenportal musste erneut Verluste in dreistelliger Millionenhöhe vermelden. Doch damit nicht genug, denn nebst den schwachen Zahlen muss sich Groupon nun auch eine fragwürdige Buchhaltung vorwerfen lassen.   Vor einigen Tagen gab die Firma nämlich bekannt, dass die Quartalszahlen für die letzte Jahresperiode noch schlechter sind, als zuerst gemeldet wurde. Um 22,6 Millionen Dollar wurde der Verlust nach unten korrigiert, nun scheint die US-Börsenaufsicht SEC genug zu haben. Sie kündigten gemäss dem Wall Street Journal an, eine Untersuchung in Erwägung zu ziehen. Dem Kurswert der Aktie tun diese Meldungen natürlich nur schlechtes, gestern schlossen die Groupon-Papiere bei 15.28 Dollar.

IT-Unternehmen unter Beobachtung

Nach diesem Schock für all jene Anleger, die erneut auf die Tech-Szene setzen, muss auch der Börsengang  von Facebook kritischer begutachtet werden. Der  Social-Media-Gigant ist noch ein gutes Stück grösser als Groupon und soll beim IPO rund 100 Milliarden Dollar wert sein. Der Fall könnte theoretisch entsprechend tiefer sein. Übrigens: Im Jahr 2010 hat Google noch sechs Milliarden für Groupon geboten. Deren Chef, Andrew Mason, lehnte das Angebot aber ab, weil er sich erhoffte, mit dem Börsengang mehr aus dem Unternehmen rauszuholen (Computerworld.ch berichtete).



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