01.09.2015, 13:55 Uhr

Walliser Patientendossier bereits wieder offline

Nach massiver Kritik des Datenschutzbeauftragten und der Piratenpartei hat die Walliser Gesundheitsministerin Esther Waeber-Kalbermatten die Einführung der eHealt-Plattform «Infomed» verschoben.
Letzte Woche wurde im Kanton Wallis daselektronische Patientendossier Infomed vorgestellt. Neben den Pionieren im Kanton Genf sollten damit auch im Wallis Behandelte ihre medizinischen Daten in der virtuellen Akte ablegen lassen können. Daraus wird vorläufig nichts: Wie «Le Temps» berichtet, ist Esther Waeber-Kalbermatten, Vorsteherin des Departements für Gesundheit, Soziales und Kultur des Kantons Wallis, auf verschiedene Beschwerden eingegangen und hat eine Suspendierung von «Infomed» verfügt, bis eine externe Überprüfung der Sicherheit durchgeführt wurde.

Beim Sicherheitstest nicht überzeugt

Bei der Prsentation wurde die neue Plattform von den Behörden noch als «äusserst sicher» bezeichnet und hervorgehoben, dass die ärztliche Schweigepflicht respektiert werde. Sebastien Fanti, Datenschutzbeauftragter des Kantons Wallis, sah das anders. Er forderte einen Stopp für «Infomed», wie er der Nachrichtenagentur «SDA» mitteilte. Fanti sagte, dass die elektronische Patientenakte nicht alle Kriterien erfülle, um Sicherheit und Schutz von Benutzerdaten zu gewährleisten. Erste Tests der Piratenpartei Schweiz ergaben, dass «Infomed» «Google Analytics» einbindet. Dieser Dienst hilft den Betreibern von Webseiten, das Nutzerverhalten zu analysieren. «Goole Analytics» übermittelt aber auch IP-Adressen und Browserdaten an Google, das dadurch zusammen mit eigenen Daten herausfinden kann, welche Patienten wann auf die Infomed-Seite zugegriffen haben.
Zudem gebe es keinen Hinweis auf der Webseite, dass dieser Dienst von Google in «Infomed» verwendet wird, schreibt Stefan Thöni, Co-Präsident der Piratenpartei. Auch erhielten Patienten keine Informationen, wie sie ihre persönlichen Daten bearbeiten oder löschen könnten. Auch Guillaume Saouli, Co-Präsident der Piratenpartei Schweiz, sah die Sicherheit von Patientendaten akut gefährdet: «Die Schlamperei, welche bei der Einführung des elektronischen Patientendossiers herrscht, bringt die Intimsphäre der Patienten in grosse Gefahr.» Für mehr Sicherheit soll das Bundesgesetz ber das elektronische Patientendossier (EPDG) sorgen. Für die Piratenpartei kommt dieses aber zu spät, denn es gilt für neue Platformen erst in einigen Monaten und sei bereits wieder überholt.



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