03.03.2017, 11:21 Uhr

Ubers Odyssee mit selbstfahrenden Autos

In Kalifornien will Uber doch autonome Fahrzeuge testen. Nach einem Streit mit der Strassenverkehrsbehörde kündigte der Fahrdienstvermittler zuvor an, das Projekt nach Arizona zu verlagern.
Im Dezember schickte Uber eine Flotte von 16 selbstfahrenden Volvo SUVs auf die Strassen von San Francisco. Mitte Februar wurden diese zu Taxis umfunktioniert und chauffierten Fahrgäste durch die Stadt, danach kam das Projekt zum Stillstand. Grund dafür: die kalifornische Strassenverkehrsbehörde DMV entzog den Fahrzeugen die Lizenzen, weil Uber keine Bewilligung für das Testen von selbstfahrenden Autos einholen wollte.
Der Chef von Ubers Roboterautoprogramm, Anthony Levandowski, argumentierte damals vergeblich, in den Autos werde ein Mitarbeiter am Steuer benötigt, der die Fahrt überwache und bei Bedarf eingreifen könne. Technisch gesehen seien sie also mit Assistenz-Systemen unterwegs, wie sie auch andere Autos hätten.

Uber gibt klein bei

Nachdem die Verkehrsbehörde die Kennzeichen der 16 Uber-Fahrzeuge annulierte gab der Fahrdienstvermittler kurzerhand bekannt, dass er seine Tests mit selbstfahrenden Autos nach Arizona verlegen werde. Nun folgt die Kehrtwende: Im Kampf mit der DMV gibt sich Uber geschlagen und will doch eine kalifornische Lizenz für das Testen von autonomen Fahrzeugen einholen. Derzeit werde an dem Antrag gearbeitet, erklärte eine Uber-Sprecherin der Zeitung «Mercury News» und dem Finanzdienst «Bloomberg». Über 20 Unternehmen - darunter Google, Mercedes oder die chinesische Internet-Firma Baidu holten sich solche Genehmigungen für ihre Roboterautos.

System übersieht Ampeln

Mit der Test-Erlaubnis einher geht auch die Pflicht, Unfallsituationen und Zahlen zur Abschaltung der Software der selbstfahrenden Autos offenzulegen. Und in dieser Hinsicht kam Uber kürzlich mächtig ins Dribbeln. Ein im Dezember auf Youtube veröffentlichtes Video zeigt, wie ein Uber-Auto vor dem Museum of Modern Arts in San Francisco eine rote Ampel übersieht und an stehenden Autos vorbeirauscht. Uber liess darauf verlauten, dass der Grund für den Vorfall menschliches Versagen gewesen sei. «Darum wollen wir die Strassen mit selbstfahrenden Autos sicherer machen», sagte eine Sprecherin des Unternehmens damals. Die New York Times hat nun aber von Angestellten erfahren, dass das Auto angeblich nicht von einem Mitarbeiter gesteuert wurde, sondern autonom unterwegs war. Aus internen Dokumenten sei zudem hervorgegangen, dass das System in San Francisco insgesamt sechs Ampeln nicht erkennen konnte.

Turbulente Zeiten

Der Fahrdienst-Vermittler steht aktuell insgesamt unter massivem Druck. Die Google-Schwesterfirma Waymo warf ihrem ehemaligen Top-Entwickler Levandowski, der nun die Abteilung für autonome Fahrzeuge von Uber leitet, in einer Klage vor, er habe vor seinem Abgang tausende vertrauliche Dokumente heruntergeladen. Uber bestreitet, gestohlene Technologie zu nutzen und kündigte an, den Streit vor Gericht auszufechten. Es wurden auch Vorwürfe laut, die Unternehmenskultur diskriminiere Frauen. Eine ehemalige Mitarbeitern berichtete in einem Blog-Beitrag von Vorfällen sexueller Belästigung, die von der Personalabteilung systematisch ignoriert worden seien. Danach musste der Technik-Chef Amit Singhal seinen Hut nehmen, weil er verschwieg, dass sein ehemaliger Arbeitgeber Google intern gegen ihn wegen sexueller Belästigung ermittelt. Schliesslich machte der Gründer und Chef Travis Kalanick in einem Video eine schlechte Figur, in dem er mit einem Uber-Fahrer stritt.



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